Medizin
Risswunden, Kopfverletzungen und Frakturen typische Verletzungen bei E-Scooter-Fahrern
Freitag, 31. Januar 2020
Berlin – Die häufigsten Verletzungen, die bei der Nutzung von E-Scootern auftreten, sind Risswunden am oberen Sprunggelenk, Kopfverletzungen und Frakturen der oberen Extremitäten. Dies ergab eine Auswertung von Unfällen durch ein Ärzteteam der Berliner Charité (DOI: 10.1007/s10049-019-00678-3).
Die Analyse umfasst alle im Juli 2019 in 2 Notaufnahmen der Charité behandelten Patienten, die sich bei Unfällen mit E-Scootern verletzt hatten – insgesamt waren es 24 Männer und Frauen. Seit E-Scooter im Juni 2019 zugelassen wurden, erfreuen sie sich insbesondere in deutschen Großstädten großen Beliebtheit. Es sind aber auch vermehrt Unfälle zu beobachten.
„Mit unserer 1. Fallserie wollten wir zeigen, was die für E-Scooter typischen Verletzungsmuster sind, mit denen insbesondere Notärzte, Notfallmediziner und Chirurgen zukünftig konfrontiert sein werden“, erklärt Martin Möckel, Ärztlicher Leiter der Notfall- und Akutmedizin der Charité.
Im Berliner Stadtzentrum sind seit Mitte Juni letzten Jahres mehr als 3.000 E-Scooter unterwegs. Bei den auch als elektrische Tretroller bekannten Fahrzeugen besteht derzeit keine Helmpflicht und ihre Benutzung ist bereits ab dem 14. Lebensjahr zugelassen. Da sie eine Geschwindigkeit von bis zu 20 Kilometern pro Stunde erreichen können, sind sie ausschließlich auf Straßen und Radwegen erlaubt.
Gefährlich wie Radfahren in der Großstadt
Und dies obwohl „unsere Untersuchungen zeigen, dass das Fahren von E-Scootern im Großstadtverkehr hinsichtlich der Häufigkeit und Schwere der Verletzungen mit dem Fahrradfahren mindestens vergleichbar ist“, so Möckel.
Bei den Verletzten handelte es sich um 13 Männer und 11 Frauen im Alter zwischen 12 und 62 Jahren. 14 Patienten waren jünger als 30 Jahre, 4 von ihnen waren unter 18. Mit einer Zahl von 14 waren etwas mehr als die Hälfte Touristen, 10 wohnten in Berlin. 2/3 waren vorher noch nie E-Scooter gefahren, weniger als die Hälfte hatte einen Führerschein.
Die häufigste Unfallursache war laut der Befragung der Sturz vom Fahrzeug ohne Fremdverschulden (75%). 6 Patienten (25 %) verletzten sich versehentlich selbst an der Kante der Stehplattform beim Antreten des E-Scooters. 4 Patienten (17%) waren der Untersuchung zufolge alkoholisiert.
Zu den typischen Verletzungen der E-Scooter-Fahrer gehörten Kopfverletzungen: 54 % von ihnen zogen sich – meist leichte – Prellungen mit Schürfwunden am Kopf zu. 4 Patienten (17%) hatten allerdings erstgradige Schädel-Hirn-Traumata und wurden zur Überwachung stationär aufgenommen wurden.
Häufig waren auch Weichteilverletzungen – insgesamt protokollierten die Mediziner bei 14 (58%) Patienten diese Art von Verletzungen. Meist waren es Risswunden an den Extremitäten und am Kopf, die in 10 Fällen genäht werden mussten. Weichteilverletzungen traten gehäuft an den unteren Extremitäten im Bereich des oberen Sprunggelenks auf, verursacht durch unachtsames Antreten des E-Scooters.
Frakturen schließlich wurden bei 5 Patienten diagnostiziert (21 %), von denen 4 im Bereich der oberen Extremitäten auftraten (1 Metacarpale-V-Fraktur, 2 distale Radiusfrakturen und 1 Klavikulafraktur) und alle operativ versorgt werden mussten. Eine Fraktur des Unterkiefers mit Zahnverletzung konnte konservativ behandelt werden.
Blinker und Helme könnten vor Verletzungen schützen
Das Ärzteteam um Möckel schlussfolgert, dass die Installation von Blinkern an den E-Scootern, eine Helmpflicht und eine Schärfung des Bewusstseins für die Risiken dieser Fahrzeuge dabei helfen könnten, bestimmte Verletzungen zukünftig zu minimieren.
In einer prospektiven Fall-Kohorten-Studie an der Charité und am Bundeswehrkrankenhaus Berlin wird derzeit eine genauere Analyse von Verletzungsmustern und deren Konsequenzen bei E-Scooter-Nutzern durchgeführt. © nec/aerzteblatt.de
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