Politik
Giffey plant mehr Hilfe für Familien mit psychisch- und suchtkranken Eltern
Montag, 3. Februar 2020
Berlin – Familien mit Eltern, die psychische Probleme haben oder suchtkrank sind, sollen künftig nach dem Willen von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) mehr staatliche Unterstützung bekommen.
Giffey will den betroffene Familien einen neuen Rechtsanspruch auf Alltagsunterstützung gewähren, sagte sie den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. Damit könnten sie bei Problemen unkompliziert und schnell eine Haushaltshilfe oder eine Kinderbetreuung bekommen, ohne einen Antrag beim Jugendamt stellen zu müssen.
„Eltern mit einer psychischen oder einer Suchterkrankung fällt es oft schwer, sich Hilfe für sich und ihre Kinder zu holen“, sagte Giffey. Das führe dazu, dass die vielen guten Angebote der Kinder- und Jugendhilfe gerade bei den Familien nicht ankämen, die besonders dringend Unterstützung brauchten.
Sie wolle es den betroffenen Eltern erleichtern, „sich genau die Hilfe zu holen, die sie benötigen“. Nach Giffeys Vorstellung sollen sich hilfsbedürftige Eltern nicht mehr mit einem Antrag ans Jugendamt wenden müssen. Sie dürfen sich stattdessen unmittelbar an eine Beratungsstelle oder ein Familienzentrum wenden. Damit solle gewährleistet werden, dass ernsthafte Krisen erst gar nicht entstehen.
Geplant sei zudem, dass sich betroffene Kinder und Jugendliche künftig selbst und auch ohne Einverständnis der Eltern Hilfe holen können. Denn es sei oft so, dass Eltern mit psychischen oder Suchterkrankungen gar nicht erkennen, dass sie oder die Kinder Unterstützung benötigen.
Bisher ist eine Beratung für Kinder und Jugendliche im Jugendamt nur dann möglich, wenn eine „Not- und Konfliktlage“ vorliegt. Künftig soll eine Beratung ohne jede Bedingung möglich sein. Giffey will damit Empfehlungen einer von ihr eingesetzten Expertenkommission umsetzen. Die Kommission war 2017 parteiübergreifend vom Bundestag gefordert worden.
Von den Grünen kam Unterstützung für den Vorstoß. „Die bessere und frühe Unterstützung von Kindern psychisch Kranker Eltern ist mehr als überfällig“, sagten Maria Klein-Schmeink, Sprecherin für Gesundheitspolitik und Beate Walter-Rosenheimer, Sprecherin für Jugendpolitik. Die Grünen hätten in den vergangenen Jahren unermüdlich darauf gedrängt.
Nun komme es darauf an alle Empfehlungen der Kommission umzusetzen und besonders auch im Gesundheitswesen Barrieren für Prävention und eine bedarfsgerechte Hilfe aus dem Weg zu räumen. Es dürfe nicht länger sein, dass Kindern und Jugendlichen erst dann geholfen werde, wenn sie bereits selbst erkrankt seien, so die beiden Grünen-Abgeordneten. © afp/may/aerzteblatt.de

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