Medizin
2019-nCoV: Viren bis zu 9 Tage auf Oberflächen nachweisbar
Montag, 10. Februar 2020
Stockholm und Greifswald – Die Gefahr von nosokomialen Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus (2019-nCoV) ist hoch. Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hat Empfehlungen für die persönliche Schutzausrüstung veröffentlicht. Nach einer Übersicht im Journal of Hospital Infection (2020; doi: 10.1016/j.jhin.2020.01.022) sind Coronaviren auf Oberflächen bis zu 9 Tage nachweisbar.
Das minimale PPE („personal protective equipment“) bei einem Kontakt mit einem Patienten mit Verdacht auf 2019-CoV-Infektion oder bei einer bestätigten Infektion, sollte laut ECDC aus einem Atemschutz (FFP2 oder FFP3) bestehen in Kombination mit einer Schutzbrille beziehungsweise einem Gesichtsschutz plus einer langärmeligen wasserdichten Schutzkleidung und Schutzanzügen.
Von diesen werden für jede Untersuchung eines Verdachtsfalls 3 bis 6 Sets benötigt. Für die Betreuung eines isolierten Patienten sollten die Kliniken minimal 14 bis 15 Sets pro Tag vorhalten. Bei einem schwer kranken Patienten würden vermutlich 15 bis 24 Sets benötigt, heißt es in einem Technical Report der ECDC.
Die Ausbreitung von Coronaviren erfolgt per Tröpfcheninfektion. Gefährlich sind nicht nur direkte Kontakte mit dem Patienten. Das Virus kann sich auch über Hände sowie über Oberflächen ausbreiten, die häufig angefasst werden.
Im Krankenhaus können dies zum Beispiel Türklinken sein, aber auch Klingeln, Nachttische, Bettgestelle und andere Gegenstände im direkten Umfeld von Patienten, erklärte Günter Kampf vom Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Universitätsmedizin Greifswald. Der Forscher hat gemeinsam mit Eike Steinmann von der Ruhr-Universität Bochum die Erkenntnisse aus 22 Studien über Coronaviren und deren Inaktivierung zusammengestellt.
Daraus ergibt sich, dass Coronaviren auf unbelebten Oberflächen wie Metall, Glas oder Kunststoff bis zu 9 Tage verbleiben – wenn sie nicht beseitigt werden.
Tests mit verschiedensten Desinfektionslösungen haben laut den Experten gezeigt, dass Mittel auf der Basis von Ethanol, Wasserstoffperoxid oder Natriumhypochlorit gut gegen Coronaviren wirksam sind. Wende man diese Wirkstoffe in entsprechender Konzentration an, so reduziere sie die Zahl der infektiösen Coronaviren binnen einer Minute um 4 sogenannte log-Stufen, berichten die Experten. Dies bedeute zum Beispiel, dass die Zahl der krankmachenden Partikel von einer Million auf 100 gesenkt werde.
Wenn Präparate auf anderer Wirkstoffbasis verwendet würden, sollte für das Produkt mindestens eine Wirksamkeit gegenüber behüllten Viren nachgewiesen sein („begrenzt viruzid“), raten Kampf und Steinmann. Dies sollte in der Regel genügen, um die Gefahr einer Ansteckung deutlich zu reduzieren, so die Experten. © rme/aerzteblatt.de

Nachrichten zum Thema


Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.