Hochschulen
Kaugummi soll Hinweise auf Infektionen liefern
Mittwoch, 12. Februar 2020
Würzburg – Wissenschaftler der Universität Würzburg haben an einem Kaugummi geforscht, der frühzeitig Infektionen im Mund- und Rachenraum aufspüren soll. Sobald ein bitterer Geschmack entstehe, sei klar, dass sich unerwünschte Bakterien vermehrten, teilte die Universität gestern mit.
Ein Arzt könne dann umgehend die passende Behandlung einleiten. Derzeit arbeite ein Start-up daran, das Produkt zur Marktreife zu bringen. Vor allem für Menschen mit Zahnimplantat sei diese Entwicklung von Vorteil, heißt es. Statistiken zufolge bildet sich bei ungefähr sechs bis 15 Prozent von ihnen eine Peri-Implantitis.
Schuld daran seien Bakterien. Sie infizierten das Gewebe rund ums Implantat und sorgten für eine Entzündung, die zunächst das weiche Gewerbe und dann den Knochen zerstöre. Wenn der Kaugummi diese Komplikation ankündige, könne der Zahnarzt das Krankheitsgeschehen schon in einem sehr frühen Stadium beeinflussen.
Geht es nach den Entwicklern, soll der Kaugummi künftig sogar noch mehr Krankheiten erkennen können, wie es heißt. Dazu gehörten etwa Parodontitis, eine Mandelentzündung, Scharlach, Influenza – also Erkrankungen, bei denen sich die Erreger im Speichel nachweisen ließen, erklärte Lorenz Meinel, Inhaber des Lehrstuhls für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie.
2011 hätten er und sein Team mit der Arbeit an dem Kaugummi begonnen. Dass es gut zehn Jahre bis zur Ausgründung gedauert habe, sei nicht wirklich lange.
Bisher allerdings kann der Kaugummi-Sensor laut Mitteilung seine Wirksamkeit nur im Reagenzglas am Speichel von Patienten nachweisen. Die Erprobung im Mund stehe noch aus.
Ein Scheitern halten die Verantwortlichen jedoch für unwahrscheinlich. Bis der Kaugummi tatsächlich rezeptfrei in Apotheken zu haben sein werde, müssten aber noch einige Hürden überwunden werden, darunter die Zulassung durch die Behörden. © kna/aerzteblatt.de

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