Medizin
Kopfbälle im Fußball stören die Funktion der Augenmuskeln
Montag, 17. Februar 2020
Indianapolis – Bereits 10 Kopfbälle können bei Fußballspielern vorübergehend Störungen der Augenbeweglichkeit auslösen, wie Laborexperimente in JAMA Ophthalmology (2020; doi:10.1001/jamaophthalmol.2019.6128) zeigen.
Fußball gehört neben Rugby, Eishockey und American Football zu den Kontaktsportarten, bei denen es zu wiederholten Kopfzusammenstößen unterhalb der Schwelle einer Gehirnerschütterung („subconcussive head impacts“, SCHI) kommt. Beim Fußball sind dies die Kopfbälle, die – einzigartig für den Fußball – elementarer Bestandteil des Spiels sind.
Die SCHI gelten als mögliche Ursache von chronischen Hirnschäden. So haben frühere Studien gezeigt, dass kopfballstarke Kicker am Ende ihrer Karriere häufiger unter Gedächtnisstörungen leiden.
Forscher der School of Public Health der Universität in Indianapolis haben jetzt in einer randomisierten Studie untersucht, welche kurzfristigen Folgen Kopfstöße auf die Koordinierung der Augenbewegungen haben. Junge Erwachsene mit mindestens 5 Jahren Erfahrung im Fußballspiel wurden auf 2 Gruppen verteilt. In einer Gruppe trainierten die Spieler an einer Ballmaschine Kopfbälle, in der Vergleichsgruppe wurde nur mit den Füßen gekickt.
Vor dem Training, kurz danach sowie 2 und 24 Stunden später führten die jungen Sportler (mittleres Alter 20,7 Jahre) 2 Tests zur Augenbeweglichkeit durch. Im „King Devick“-Test müssen sie Zahlenreihen, die an verschiedenen Stellen des Bildschirms erscheinen, so rasch wie möglich vorlesen. Beim Test zum Konvergenznahpunkt wird langsam ein Stift auf die Augen der Probanden zubewegt, bis es zu Doppelbildern kommt. Beide Tests untersuchen die Beweglichkeit der Augenmuskulatur.
Die vom Team um Keisuke Kawata vorgestellten Ergebnisse zeigen, dass 10 Kopfstöße ausreichen, um die Ergebnisse in den beiden Tests zu verschlechtern. Die Kopfballer waren nach dem Training im „King Devick“-Test um 2,2 Sekunden (95-%-Konfidenzintervall 0,8 bis 3,5 Sekunden) langsamer als in der Kontrollgruppe.
Sie machten auch häufiger Fehler beim Lesen der Zahlen. Der Konvergenznahpunkt befand sich bei den Kopfballern 1,4 cm weiter vom Auge entfernt als in der Kontrollgruppe. In beiden Tests blieben die Unterschiede auch bei den beiden Nachuntersuchungen nach 2 und 24 Stunden noch nachweisbar. Da keine späteren Messungen durchgeführt wurden, bleibt offen, wie lange die SCHI nach einem Fußballspiel anhalten.
Der Aufprall der Kopfbälle wurde mit einem Akzelerometer in einem Stirnband gemessen. Sie betrug im Mittel 33,2g und lag damit in einem Bereich, der während eines Spiels bei einem Kopfball erreicht wird, wenn ein Spieler nach einer Ecke auf den Ball zuspringt, um ihn mit dem Kopf Richtung Tor zu befördern. © rme/aerzteblatt.de

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