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Politik

Keine Belege für Nutzen von EMDR bei Angststörungen

Montag, 24. Februar 2020

/EMDRIA Deutschland

Köln – Die aktuelle Studienlage bietet keinen Anhaltspunkt dafür, dass Patienten mit Angststörungen von einer Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) profi­tieren.

Das hat eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe der Universität Witten/Herdecke und der Fernuniversität Hagen in Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Ge­sundheitswesen (IQWiG) ermittelt. Die Arbeit im Rahmen eines ThemenCheck Medizin geht auf einen Vorschlag von Bürgern zurück.

Nach Darstellung der Befürworter der EMDR-Methode sollen bei dieser Therapie angst­besetzte Ereignisse oder Situationen aus der Vergangenheit vergegenwärtigt und mit Hilfe der wechselseitigen Aktivierung beider Gehirnhälften aufgearbeitet werden – zum Beispiel durch das Folgen eines sich hin und her bewegenden Fingers mit den Augen oder durch wechselseitige Töne oder das wechselseitige Berühren der Patienten­hände.

Nach mehreren Wiederholungen der EMDR-Behandlung soll die negative Reaktion auf die Erinnerung schwächer und so die Angststörung gemildert werden.

EMDR wird in Deutschland seit den 1990er-Jahren bei der Behandlung von posttrauma­tischen Belastungsstörungen eingesetzt und nur für diese Indikation – nicht aber für Angststörungen – seit 2015 von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) bezahlt.

Die Wissenschaftler identifizierten zunächst 22 Studien zur EMDR-Behandlung bei Angststörungen. Die darin untersuchten Indikationen waren Prüfungsangst, Angst vor öffentlichem Reden und Auftritten, Panikstörungen, Angst vor Spinnen oder zahnärzt­lichen Behandlungen und Flugangst.

Die Studien verglichen eine EMDR-Therapie mit den Alternativen „keine Behandlung“, Verhaltenstherapie, EMDR ohne Augenbewegung, EMDR mit einem anderen Stimulus, Hypnose/Biofeedback und mit einer imaginären Expositionstherapie.

„Ein hohes Verzerrungspotenzial und eine mangelhafte Berichtsqualität erschwerten die Interpretation der Daten. Zudem war die Studiendauer vielfach zu kurz, um zu Langzeit­effekten Aussagen treffen zu können“, berichten die Wissenschaftler. Somit bleibe unklar, ob ein möglicher Therapieerfolg anhalte, heißt es in dem Bericht.

Dies gelte für alle patientenrelevanten Endpunkte, die in den Studien berichtet wurden: Angst, Depression, angstspezifische Effekte wie Vermeidungsverhalten oder körperliche Symptome, gesundheitsbezogene Lebensqualität und psychosoziale Aspekte.

Die Forscher empfehlen daher „angemessen konzipierte und gut durchgeführte Studien mit hinreichender Darstellungsqualität der Ergebnisse und mit ausreichend langer Nach­beobachtungsdauer“, um die Frage nach einem möglichen Nutzen der EMDR bei Angst­störungen in Zukunft besser beantworten zu können. © hil/aerzteblatt.de

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