Politik
Sars-CoV-2: Epidemie in Italien breitet sich aus
Dienstag, 25. Februar 2020
Rom – In Italien breitete sich das Virus nach Behördenangaben weiter südlich bis zur Toskana und Sizilien aus, landesweit wurden bereits mehr als 280 Infektionen nachgewiesen. Der italienische Zivilschutz teilte mit, das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 sei inzwischen auch bei zwei Menschen in der Toskana – einem in Florenz und einem in Pistoia – festgestellt worden.
Auch eine Urlauberin aus der Lombardei in der sizilianischen Hauptstadt Palermo wurde demnach positiv getestet, das Ergebnis eines zweiten Tests stehe noch aus. Die Reisegruppe der Frau wurde vorerst unter Quarantäne gestellt, Hotelmitarbeiter isoliert.
Das Virus wanderte in Italien damit weiter südwärts. Seit gestern wurden landesweit mehr als 50 Neuinfektionen gemeldet, damit stieg die Zahl der Ansteckungen auf 283. Sieben Infizierte starben in Italien bislang.
Binnen kurzer Zeit hat sich Italien damit zum größten Herd des neuartigen Virus in Europa entwickelt. Die meisten Infektionen wurden in der nördlichen Region Lombardei verzeichnet. Zehn Orte dort sowie ein Ort in der Nachbarregion Venetien stehen daher unter Quarantäne.
Italiens Regierungschef Giuseppe Conte machte in einem Fernsehinterview öffentlich, dass ein Krankenhaus mit der Missachtung von Vorschriften zur Ausbreitung des Erregers in Italien beitrug. Als Italiens „Patient Nummer eins“ mit dem neuartigen Coronavirus gilt ein 38-Jähriger, der außer seiner hochschwangeren Frau und mehreren Bekannten auch Ärzte und Pflegepersonal in dem behandelnden Krankenhaus ansteckte.
RKI: Abschottung von Gemeinden in Deutschland unmöglich
Am Nachmittag soll in Rom ein Krisentreffen europäischer Gesundheitsminister zum neuartigen Coronavirus stattfinden. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) nimmt teil. Der Virologe Alexander Kekulé warf ihm im Deutschlandfunk vor, den Ernst der Lage nicht richtig einzuschätzen, wenn er das neuartige Coronavirus weiterhin als harmloser als die Grippe darstelle.
„Die Corona-Epidemie ist als Epidemie in Europa angekommen“, sagte Spahn gestern in Berlin. „Deshalb müssen wir damit rechnen, dass sie sich auch in Deutschland ausbreiten kann.“ Die Bundesregierung plant derzeit keine Grenzschließungen. Entsprechende Überlegungen gebe es im Bundesinnenministerium nicht, sagte ein Ressortsprecher. Spahn sagte auf die Frage, ob auch in Deutschland ganze Städte abgeriegelt werden könnten, theoretisch sei vieles denkbar. Notwendig sei so ein Schritt nicht.
Eine Abschottung ganzer Gemeinden wegen des Coronavirus wie in Italien hält auch der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Deutschland für unmöglich. „Quarantäne von ganzen Ortschaften kann ich mir in Deutschland nicht vorstellen“, sagte Lothar H. Wieler gestern Abend im heute-journal des ZDF. Die Menschen müssten dann mit Lebensmitteln und Wasser, aber auch mit ärztlicher Hilfe versorgt werden. Das sei in einem Quarantänegebiet sehr schwierig.
Kroatien meldete heute den ersten bekannten Infektionsfall auf dem Balkan. Der in einer Klinik in der Hauptstadt Zagreb isolierte junge Mann sei kurz vor wenigen Tagen aus Mailand zurückgekehrt, teilte die Regierung mit.
Aus dem Bundesland Tirol wurden nach Regierungsangaben die ersten zwei Coronavirus-Fälle in Österreich bestätigt. Einen ersten Fall gibt es auch in der Schweiz. Maßnahmen wie Reisebeschränkungen wurden nicht ergriffen. Der Kanton Tessin ragt in die italienische Lombardei hinein, wo mehrere Fälle aufgetreten sind.
Auf Teneriffa durften die Gäste des Vier-Sterne-Hotels „H10 Costa Adeje Palace“ wegen eines Coronavirus-Verdachtsfalls ihre Zimmer vorerst nicht verlassen. Das Hotel sei unter „sanitärer Kontrolle“, nicht aber unter Quarantäne gestellt worden, teilte die kanarische Gesundheitsbehörde mit. Ein italienischer Hotelgast – und später am Nachmittag auch dessen Ehefrau – waren demnach gestern positiv auf das Virus getestet worden. Beide Patienten liegen isoliert in einem Krankenhaus auf der Kanareninsel.
In Barcelona wurde ebenfalls eine Frau nach Angaben des spanischen Gesundheitsministeriums positiv auf Sars-CoV-2 getestet. Sie soll ihren Wohnsitz in Barcelona haben und kürzlich von einer Reise nach Norditalien zurückgekehrt sein, wo das Virus sich besonders stark ausgebreitet hat, berichtete die Zeitung La Vanguardia. Es handelt sich um den vierten bestätigten Coronavirus-Fall in Spanien.
In China stieg die offizielle Zahl der Coronavirus-Toten bis heute um weitere 71 Fälle auf 2.663. Die Zahl der Infektionen wuchs um 508 auf rund 77.500. Die offizielle Zahl der neu registrierten Infektionen war in China zwar höher als gestern, lag aber deutlich unter dem Stand der vergangenen Woche.
Allerdings hat sich die Krise zuletzt andernorts deutlich verschärft. Größter Herd des Erregers außerhalb Chinas ist Südkorea. Dort stieg die Zahl der bestätigten Infektionsfälle bis heute auf 977. Zehn Menschen starben an dem Erreger. Sorge bereitet auch die Lage im Iran, wo sich nach Behördenangaben bisher 95 Menschen infizierten, darunter Vize-Gesundheitsminister Iradsch Harirtschi. 15 von ihnen starben demnach. © dpa/afp/aerzteblatt.de

Notfallpläne aktuell

Mundschutz Empfehlung?
Selbstverständlich muss medizinisches Personal laut Arbeitsschutz Masken tragen.
Lieferengpass für Mund-Nasen-Masken besteht, erklärte heute unsere Apotheke. Im Internet kann man sie noch kaufen.
Wenn das Gesundheitswesen vorbereitet sein soll, sollten auch die als unsicher schützend vor einer Tröpfcheninfektion deklarierten Masken im ausreichen Umfang zur Verfügung stehen, in anderen Ländern trägt man sie ja auch.

Die Macht der Natur

Das Papier dazu liegt längst bei Behörden auf dem Tisch...
Der Bericht wurde vom BMI Anfang 2013 an den dt. Bundestag übergeben. Liest sich, wie eine Blaupause oder besser wie das Drehbuch zu den aktuellen Vorgängen. S. 5 und dann ab S.55 - Ende
http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/120/1712051.pdf

Vorstellungsvermögen
Natürlich hofft man, nicht zu krassen Maßnahmen gezwungen zu werden. Aber es wäre besser, sich solche nicht nur vorzustellen, sondern entsprechende Pläne dafür bereit zu haben. Gibt es die ? Nicht nur bei dem Virologen Kekule kommen Zweifel auf. Dabei sollten - jedenfalls im Grundsätzlichen - solche Pläne vorhanden sein : die Organisation großer Menschenmengen im Katastrophenfall . In China kann man sehen, was alles vorstellbar ist. Aber es geht ja nicht nur um virale Gefahren. Eigentlich müßten Konzepte z.B. für radioaktive Katastrophen längst vorhanden sein. Es ist nicht falsch, Panik zu verhindern, indem man den Ball verbal etwas flacher hält. Aber in den opeerativen Plänen darf es keine Verniedlichung gdben.

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