Medizin
Aortenstenose: TAVI erzielt trotz häufiger Regurgitationen nach fünf Jahren gleich gute Ergebnisse wie Operation
Dienstag, 3. März 2020
Los Angeles – Eine kathetergestützte Implantation einer Aortenklappenstenose (TAVI) erzielt nach 5 Jahren gleich gute Ergebnisse wie eine offene Operation. Dies kam in einer größeren Vergleichsstudie heraus, die im New England Journal of Medicine (2020; 382: 799-809) publiziert wurde.
Es kam allerdings zu einer deutlich erhöhten Rate von paravalvulären Regurgitationen, die für die häufigeren Hospitalisierungen und erneuten Interventionen mit verantwortlich waren. Ein neueres Klappemodell soll diese Nachteile vermeiden.
Die TAVI, die anfangs Patienten vorbehalten war, für die eine Operation zu riskant war, wird vor allem älteren Patienten heute als Alternative zum herzchirurgischen Eingriff angeboten. Ein Grund waren die günstigen Ergebnisse aus randomisierten Studien, in denen die Einjahresergebnisse hinsichtlich des Endpunktes Tod oder schwerer Schlaganfall nach der TAVI tendenziell günstiger waren als nach einer Operation.
Es gab allerdings Zweifel, ob die mit dem Katheter über die stenosierte natürliche Aortenklappe gestülpten Prothesen langfristig gleich gute Ergebnisse erzielen wie eine Austauschoperation. Bei den ersten Modellen kam es nämlich nach der TAVI häufiger zu einer paravalvulären Regurgitation.
Das Blut fließt dabei während der Systole durch Leckagen zwischen Prothese und alter Klappe in den linken Ventrikel zurück. Die Regurgitationen erhöhen das Sterberisiko der Patienten, weshalb eine Zunahme mit der Zeit ein ungünstiges Zeichen wäre.
In der „PARTNER-2“-Studie waren zwischen Dezember 2011 und November 2013 an 57 Zentren in Nordamerika 2.032 hochbetagte Patienten (Durchschnittsalter 81,5 Jahre, geschätztes 28-Tages-Sterberisiko nach Operation 5,8 %) auf eine TAVI oder eine Operation randomisiert worden. Bei einer früheren Auswertung waren 2 Jahre nach der TAVI häufiger Regurgitationen aufgetreten (25,2 % versus 3,5 % nach Operation).
Nach den jetzt von Raj Makkar vom Cedars Sinai Medical Center in Los Angeles und Mitarbeitern vorgestellten Ergebnissen ist die Häufigkeit der Regurgitationen nach 5 Jahren weiter gestiegen (33,3 versus 6,3 %). In der TAVI-Gruppe wurden auch häufiger Krankenhausaufenthalte (33,3 versus 25,2 %) und Re-Interventionen (3,2 versus 0,8 %) notwendig als nach der Operation.
Trotzdem ist die Situation der Patienten nach der TAVI noch immer gleich gut wie nach einer Chirurgie. Ein Tod oder ein schwerer Schlaganfall mit anhaltenden Behinderungen ist nach der TAVI nur tendenziell häufiger aufgetreten.
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Makkar gibt die Prävalenz mit 47,9 versus 43,4 % an. Die Hazard Ratio von 1,09 war mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,95 bis 1,25 nicht erhöht. Die Kaplan-Meier-Überlebenskurve zeigt, dass der tendenzielle Nachteil der TAVI etwa nach 3 Jahren einsetzt und sich danach langsam vergrößert. Es ist also nicht auszuschließen, dass es über einen längeren Zeitraum doch noch zu einem signifikantem Nachteil kommt.
Hierbei ist zu bedenken, dass das Endpunktrisiko vor allem bei Patienten mit transthorakaler Applikation der Herzklappe (über einen minimal-invasiven Zugang über die Herzspitze) erhöht war (59,3 versus 48,3 %; Hazard Ratio 1,32; 1,02 bis 1,71). Dieser Zugang wird heute kaum noch gewählt.
In der Regel werden die Prothesen heute über einen transfemoralen Zugang implantiert. In dieser Gruppe trat der primäre Endpunkt nur unwesentlich häufiger auf als nach der Operation (44,5 versus 42,0 %; Hazard Ratio 1,02; 0,87 bis 1,20).
Die TAVI-Behandlungen waren 2011 bis 2013 mit einem älteren Modell einer Aortenklappe („SAPIEN 2“) durchgeführt worden. Sie wird heute praktisch nicht mehr verwendet. Zum Einsatz kommt mittlerweile das Modell SAPIEN 3, das mit einer externen Versiegelung versehen ist.
Außerdem lässt sich die optimale Größe heute mit der Computertomografie besser bestimmen. Die aktuellen Studienergebnisse zeigen laut Makkar eine deutlich verminderte Regurgitationsrate nach 1 Jahr. Ob dies langfristig zu besseren Ergebnissen im Vergleich zur Herzoperation führt, wird sich erst in einigen Jahren zeigen. © rme/aerzteblatt.de
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