Medizin
Vitamine bleiben bei männlicher Infertilität in Studie ohne Wirkung
Donnerstag, 5. März 2020
Chapel Hill/North Carolina. Die tägliche Einnahme von antioxidativen Multivitaminen hat in einer randomisierten Studie die Zeugungsfähigkeit von Männern mit Störungen der Spermienproduktion nicht verbessert, wie die jetzt in Fertility and Sterility (2020; DOI: 10.1016/j.fertnstert.2019.11.008) veröffentlichten Ergebnisse zeigen.
Antioxidative Vitamine werden in Apotheken und Drogerien auch zur Verbesserung der Spermienqualität angeboten. Eine Wirksamkeit ist wie vielfach bei Nahrungsergänzungsmitteln nicht erwiesen, und häufig hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass die Präparate einen ernsthaften medizinischen Test nicht bestehen.
Dies zeigen jetzt erneut die Ergebnisse der MOXI-Studie („Males, Antioxidants, and Infertility“), an der in neun Zentren in den USA 171 Paare teilnahmen.
Die männlichen Partner hatten im Spermogramm mindestens einen abnormalen Messwert. Dies konnte eine Spermienkonzentration von unter 15 Millionen/ml, eine Gesamtmobilität von weniger als 40 %, ein Anteil normaler Spermien nach den Kriterien von Kruger von weniger als 4 % oder ein DNA-Fragmentierungsindex von mehr als 25 % sein.
Die Paare wurden auf zwei Gruppen randomisiert. In einer Gruppe nahmen die Männer täglich ein Multivitamin-Präparat mit 500 mg Vitamin C, 400 mg Vitamin E, 0,20 mg Selen, 1.000 mg L-Carnitin, 20 mg Zink, 1.000 µg Folsäure und 10 mg Lycopin ein. In der Placebogruppe enthielt das Präparat keine Vitamine.
Wie das Team um Esther Eisenberg vom Reproductive Medicine Network am National Institute of Child Health and Human Development in Bethesda berichtet, erzielten die Multivitamine keine der erhofften Effekte. Weder waren signifikante Verbesserungen in der Spermienkonzentration, Mobilität, Form und DNA-Qualität erkennbar. Die Ergebnisse waren sogar tendenziell schlechter.
Noch erfüllte sich der Kinderwunsch der Paare in der Multivitamingruppe. Nur 15 % der Frauen bekamen ihr Wunschkind gegenüber 24 % in der Placebogruppe. Die Unterschiede waren zwar nicht statistisch signifikant. Doch die Chance, dass sich im weiteren Verlauf der Studie noch ein Vorteil für die Multivitamine zeigen würde, war nicht mehr zu erwarten.
Die Studie, laut Eisenberg die bisher größte zum Einsatz von Vitaminen in der Reproduktionsmedizin, wurde deshalb vorzeitig abgebrochen. Ohne eine Placebogruppe wäre die Rate von 15 % Lebendgeburten womöglich als Erfolg gewertet worden. © rme/aerzteblatt.de
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