Ausland
Luftverschmutzung laut Max-Planck-Forschern eines der größten Gesundheitsrisiken
Dienstag, 3. März 2020
Mainz – Luftverschmutzung verkürzt die Lebenserwartung der Menschen im globalen Durchschnitt stärker als Infektionskrankheiten oder andere Herz-Kreislauf-Risikofaktoren wie Rauchen. Das berichten Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Chemie und der Universitätsmedizin Mainz in der Fachzeitschrift Cardiovascular Research (DOI: 10.1093/cvr/cvaa025).
Die Studie untersucht die globalen Auswirkungen von Luftverschmutzung auf die Gesundheit der Menschen im Vergleich zu anderen Risikofaktoren. Danach verursachte Luftverschmutzung im Jahr 2015 weltweit 8,8 Millionen vorzeitige Todesfälle. Dies entspricht einer durchschnittlichen Verkürzung der Pro-Kopf-Lebenserwartung von 2,9 Jahren. Im Vergleich dazu reduziert Rauchen die Lebenserwartung um durchschnittlich 2,2 Jahre (7,2 Millionen Todesfälle), HIV/Aids um 0,7 Jahre (eine Million Todesfälle), parasitäre und durch Vektoren – also durch Lebewesen wie Stechmücken oder Läuse – verursachte Krankheiten wie Malaria um 0,6 Jahre (600.000 Todesfälle).
„Da die Auswirkungen auf die Gesundheit so enorm sind und die Bevölkerung weltweit betreffen, könnte man sagen, dass unsere Ergebnisse auf eine Luftverschmutzungspandemie hindeuten“, sagte Jos Lelieveld, Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie und Erstautor der Studie. Luftverschmutzung übersteige Malaria als Ursache für vorzeitigen Tod um den Faktor 19 und HIV/Aids um den Faktor neun, betonte er.
Die durch die Luftverschmutzung verursachte vorzeitige Sterblichkeit ist laut der Studie in Ostasien und Südasien am höchsten, gefolgt von Afrika, Europa, Nord- und Südamerika. Australien hat laut der Untersuchung mit 1,5 Prozent die niedrigste Sterblichkeitsrate durch Luftverschmutzung.
zum Thema
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- Zentrum für Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz
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„Wir verstehen mehr und mehr, dass Feinstaub in erster Linie Gefäßschäden und damit Krankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche begünstigt“, sagte Thomas Münzel, Direktor am Zentrum für Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz und Mitautor der Studie.
Fast zwei Drittel der durch Luftverschmutzung verursachten Sterbefälle, nämlich rund 5,5 Millionen pro Jahr, sind den Erkenntnissen der Studie zufolge grundsätzlich vermeidbar, denn der Großteil verschmutzter Luft stammt laut den Wissenschaftlern aus dem Einsatz fossiler Brennstoffe. © hil/aerzteblatt.de

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