Medizin
Labore warnen vor Schnelltests zum Nachweis von SARS-CoV-2
Freitag, 6. März 2020
Berlin – Der Berufsverband der Akkreditierten Medizinischen Labore in Deutschland (ALM) und der Berufsverband der Ärzte für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie (BÄMI) warnen vor Schnelltests zum Nachweis von SARS-CoV-2. Trotz der extremen Beanspruchung des Gesundheitswesens durch den Ausbruch des Virus seien sie keine Alternative zu Abstrich und PCR.
„Aktuell vermarktete Schnelltests suchen nicht nach Erregern, sondern nach Antikörpern“, erklärte BÄMI-Bundesvorsitzende Daniela Huzly. Doch: „Antikörper sind bei Virusinfektionen meist frühestens 1 Woche nach Erkrankungsbeginn nachweisbar, in der Regel sogar erst nach 14 Tagen. Für SARS-CoV-2 liegen noch gar keine gesicherten Erkenntnisse hierzu vor“, sagte die Ärztliche Leiterin der Diagnostik im Institut für Virologie am Universitätsklinikum Freiburg.
Zudem sei völlig ungeklärt, ob ein positiver Antikörpertest nicht durch eine frühere Infektion mit einem anderen Coronavirus verursacht sein könnte. Daher benötige jeder Schnelltest die Bestätigung durch einen PCR-Test aus einem Abstrich. Nur der Nachweis von SARS-CoV-2 selbst lasse zuverlässig den Rückschluss zu, dass eine Person zum Zeitpunkt der Untersuchung auch infiziert sei.
ALM und BÄMI kritisieren, dass die Schnelltests mit der hohen Sicherheit bei negativen Ergebnissen beworben würden. Dabei könne der Antikörper-Schnelltest noch negativ, die Person aber bereits hoch infektiös sein und im PCR-Test positiv getestet werden.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfehlen für den Nachweis einer Infektion mit SARS-CoV-2 eine Abstrich-Untersuchung mittels PCR. Die in Deutschland entwickelte PCR-Methode zum Virusnachweis gilt als der Goldstandard und wird im ambulanten Bereich deutschlandweit von etwa 40 Laboren angewendet.
Bis heute waren laut RKI bundesweit 534 Fälle gemeldet, das war ein Anstieg um 185 seit dem Vortag. Die Zahlen würden sich in den kommenden Tagen und Wochen weiter kontinuierlich erhöhen, betonte RKI-Präsident Lothar H. Wieler.
„Wir müssen uns auf eine Krise vorbereiten“, sagte er mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen. Es sei klar, dass sich die Lage auch in Deutschland zur Epidemie ausweiten werde. Behörden, Krankenhäuser und niedergelassene Ärzte seien daher aufgefordert, „im Krisenmodus zu denken“. Dies gelte auch für die Bevölkerung und Patienten.
„Wir sollten das Gesundheitssystem nicht überlasten“, betonte der RKI-Präsident. Derzeit gingen „viel zu viele Menschen“ in Arztpraxen, etwa um sich auf Corona testen zu lassen. Dies binde Testkapazitäten und sei vermeidbar. © nec/aerzteblatt.de

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