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2019 wurde in Syrien jeden vierten Tag eine Gesundheits­einrichtung angegriffen

Donnerstag, 12. März 2020

/picture alliance , AA

Genf – Zwischen 2016 und 2019 wurden insgesamt 494 Angriffe auf Gesundheitsein­richtungen bestätigt, davon 68 Prozent oder 337 Angriffe im Nordwesten Syriens, die zu den letzten Gebieten des Landes gehören, die nicht unter der Kontrolle der Regierung stehen. Das berichtet die Weltgesundheitsorganisation WHO.

Danach fand im vergangenen Jahr durchschnittlich alle vier Tage ein Angriff statt – und dies, obwohl die Zahl der Angriffe auf Kliniken und andere Gesundheitseinrichtungen 2019 niedriger war als in den Jahren davor.

„Die Daten, die wir jetzt über die Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen in Syrien offenbaren können, sind ein düsterer Beweis für eine eklatante Missachtung des huma­nitären Völkerrechts und des Lebens der Zivilbevölkerung und des Gesundheits­personals“, sagte Richard Brennan, der regionale Notstandsdirektor der WHO im östlichen Mittelmeerraum. Von allen bewaffneten Konflikten auf der ganzen Welt sei Syrien seit Jahren eines der schlimmsten Beispiele für Gewalt, die die Gesundheitsversorgung beeinträchtige, betonte er.

Die Gesamtzahl der Todesopfer bei Angriffen auf das Gesundheitswesen in Syrien zwischen 2016 und 2019 beträgt laut der WHO 470, wobei der Höhepunkt 2016 mit 241 bestätigten Todesfällen erreicht wurde. Die geringste Zahl an Todesfällen wurde 2019 mit 54 verzeichnet, was auf das reduzierte Gebiet zurückzuführen sei, in dem militärische Operationen erfolgten.

„Beunruhigend ist, dass wir an einen Punkt gekommen sind, an dem Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen – etwas, das die internationale Gemeinschaft nicht tolerieren sollte – jetzt als selbstverständlich angesehen werden. Sie sind etwas, an das wir uns gewöhnt haben. Und sie finden immer noch statt. Erst vor zwei Wochen wurden zwei Krankenhäuser im Gouvernorat Idleb durchgeführt, wobei vier Mitarbeiter des Gesundheitswesens verletzt und die Dienste vorübergehend eingestellt wurden“, sagte Brennan.

Bereits Anfang 2018 hatte der Weltärztebund (World Medical Association, WMA) die Bombardierung von Krankenhäusern in Syrien als „humanitären Skandal“ hat. Die Kritik richtete sich auch gegen die internationale Gemeinschaft.

„Wir können nicht länger zusehen, wie sich eine solche menschliche Katastrophe ausbreitet. Die Verantwortlichen für diese Anschläge müssen identifiziert und für ihre schrecklichen Handlungen zur Rechenschaft gezogen werden“, sagte der damalige Präsident des WMA, Yoshitake Yokokura.

Er wies darauf hin, dass es sich bei den Angriffen auf medizinische Einrichtungen mitnichten um Kollateralschäden des bewaffneten Konfliktes handle, sondern vielmehr um systematische Versuche gegeben, Gesundheitseinrichtungen in Syrien ins Visier zu nehmen.

Bisher wurden im Jahr 2020 in Syrien neun Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen bestätigt – alle im Nordwesten – bei denen zehn Menschen getötet und 35 verletzt wurden. © hil/aerzteblatt.de

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