Ärzteschaft
Corona-Pandemie: Krankenhausgesellschaft will MDK-Ärzte in der Versorgung einsetzen
Montag, 16. März 2020
Berlin/Düsseldorf – Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat am vergangenen Freitag per Brief appelliert, angesichts der Coronakrise zusätzliches Personal zu rekrutieren. Dies greift die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) auf.
„Krankenhäuser und Politik sollten eine Initiative starten und Mitarbeiter aus Pflege und Medizin, die sich in Teilzeit befinden, im Ruhestand sind oder aus dem Beruf ausgeschieden sind, um Unterstützung in den Kliniken bitten“, teilte die DKG dem Deutschen Ärzteblatt mit. Das gelte auch für Ärzte im Verwaltungsdienst.
Dabei sei besonders an die vielen hundert Mediziner zu denken, die der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) beschäftige. „MDK-Ärzte müssen in Fieberambulanzen, Pflegeheimen, wenn nötig auch in Krankenhäusern aushelfen“, so die DKG gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt.
Auch die Ärzteschaft unterstützt das Ansinnen, zusätzliches Personal für die Versorgung zu rekrutieren und hat dazu bereits Maßnahmen auf den Weg gebracht. So befürwortet der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Klaus Reinhardt, Ärzte im Ruhestand zu aktivieren und Medizinstudierende als Helfer einzusetzen.
„Wenn Kollegen helfen wollen, die sich fit fühlen und rüstig sind, ist das eine gute Sache“, sagte Reinhardt der Passauer Neuen Presse heute. Auch Studierende könnten eingesetzt werden. „Jede unterstützende Kraft ist jetzt hilfreich. Das ist eine Ausnahmesituation, die auch für uns neu ist“, so der BÄK-Präsident.
Dies empfiehlt auch der Verband der Universitätsklinika Deutschlands und der Medizinische Fakultätentag (MFT). „Entsprechend ihres Ausbildungsstands beziehungsweise nach adäquater Einarbeitung sollte die Möglichkeit genutzt werden, Studierende der Medizin, der Zahnmedizin und der Pflegewissenschaften in die Krankenversorgung einzubeziehen. Die jeweiligen Tätigkeiten sollten vertraglich geregelt werden“, heißt es in einer gestern erschienen Stellungnahme. Den Studierenden könnten diese Tätigkeiten als Studienleistung im Einzelfall auf Antrag anerkannt werden, so der MFT und der Verband der Universitätsklinika.
„Bereits jetzt werden Studierende proaktiv angesprochen und angeworben, um die Versorgung an verschiedenen Stellen zu entlasten“, informiert die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd). Grundsätzlich begrüßt die Medizinstudierendenorganisation dies. Wichtig sei, dass eine adäquate Schulung und Anleitung der Studierenden gewährleistet werden, so die bvmd.
„Zweckdienlich für den Einsatz von Medizinstudierenden ist, solche Einsätze, soweit in ihrem Umfang und in der Tätigkeit vergleichbar, auf Famulatur- oder Pflegepraktikums-Zeiten anzurechnen, um die Verzögerung der Studienzeit zu vermeiden“, teilte die bvmd mit.
„Nach dem Krankenpflegepraktikum sind wir Studierenden in der Lage, zu einer Entlastung des Pflegepersonals beizutragen und viele würden im Ernstfall gerne helfen“, sagte auch der Vorsitzende des Ausschusses der Medizinstudierenden im Hartmannbund, Christian Wolfram. Der exponentielle Anstieg der Corona-Infektionen werde nicht nur schnell zu einem Mangel an Ärzten, sondern auch an Pflegekräften führen. Das zeige sich bereits besonders dramatisch in Italien.
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„Wenn in diesem Sinne durch den Einsatz engagierter Medizinstudierender eine Entlastung des Gesundheitssystems und eine Gewährleistung der Patientenversorgung möglich wäre, sollte diese Option auf jeden Fall in Erwägung gezogen und rechtlich abgesichert werden“, sagte Wolfram.
Bedenken meldet hingegen die Pflegekammer Niedersachsen an. „Pflege ist ein hoch verantwortungsvoller Beruf, für den es eine mindestens dreijährige Ausbildung braucht. Pflege kann nicht jeder, auch nicht in Krisensituationen“, sagte die stellvertretende Kammerpräsidentin Nora Wehrstedt. Zwar sei es „sicher notwendig in der aktuellen und zukünftigen Situation, Hilfspersonal einzusetzen, um die professionell Pflegenden bei pflegefernen Tätigkeiten zu entlasten“. Es dürfe allerdings nicht der Eindruck entstehen, „dass Medizinstudierende oder sonstige Hilfskräfte – ohne pflegerische Ausbildung – von heute auf morgen hochkomplexe Pflegeaufgaben übernehmen könnten“, sagte sie.
KBV sucht Studierende für die 116117
Ein konkretes Projekt zur Unterstützung von Mitarbeitern der 116117 startet unterdessen die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) zusammen mit der bvmd. Mit einem Aufruf über Instagram, Twitter und facebook verbreitet sie einen Aufruf „Mitarbeitende gesucht! Der Patientenservice 116117 sucht Studierende, die über das Coronavirus informieren.“
Ärztekammer Nordrhein: 200 Ruheständler unterstützen Mitarbeiter der 116117
Die Ärztekammer Nordrhein hat bereits vor rund zehn Tagen rund 8.000 Ärzte angeschrieben, die maximal fünf Jahre aus der Versorgung ausgeschieden sind und um Mitarbeit bei der Telefonberatung der 116117 oder für Hotlines in den Regionen zum Beispiel im Gesundheitsamt gebeten. Rund 200 Kollegen haben sich laut der Kammer dafür gemeldet. © hil/aerzteblatt.de

...Ärzte im Ruhestand zu aktivieren
🤔 Ich dachte Ältere haben ein besonders hohes Risiko an COVID-19 zu versterben. Ist das Herrn Reinhardt bewusst, was er da befürwortet??? 🤧🥵😵☠

Es heißt „Medizinischer Dienst der Krankenversicherung“...

Unmöglicher Zeitpunkt für Floskeln @Nora Wehrstedt
Ein Blick auf das Twitter Profil von Nora Wehrstedt sagt dann aber auch schon genug:
„Gesundheits- und Krankenpflegerin mit Hang zu Akademinisierung (sic!) und Wunsch nach Verbesserungen in der #pflege“
https://mobile.twitter.com/no_wehr?lang=de
Ich will nicht noch mehr nachtreten.
Aber bitte, wer sich akedemisren möchte, möge bitte versuchen exponentielles Wachstum zu verstehen.
Unabhängig von all dem ist es absolut unmöglich, Medizinstudenten nach 3 Monaten Pflegepraktikum (in denen sie derartige Floskeln zu genüge hören und auf Kaffeetassen lesen) mit Hilfsarbeitern zu vergleichen.
Nichtsdestoweniger wären sowohl Hilfsarbeiter als auch Medizinstudenten zwischen dem ersten und zehnten Semester sehr wohl in der Lage in einem Team zu helfen, dass sie aufnimmt und anlernt. Es gibt immer Aufgaben zu delegieren, die selbst unter der Würde einer Gesundheits- und Krankenpflegerin mit völlig verständlichen Wunsch nach Anerkennung liegen.
Aber diese Anerkennung lässt sich für mein Empfinden in dieser Situation nur durch Handeln im Sinne der Gemeinschaft verdienen.

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