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Politik

Coronakrise: Kritik an Notbetreuung für Kinder

Dienstag, 17. März 2020

/dpa

Berlin/Pforzheim – Der Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (bpa), Bernd Meurer, hat kritisiert, dass eine Kindernotbetreuung im Rahmen der Coronakrise nur angeboten wird, wenn beide Elternteile in systemrelevanten Berufen arbeiten.

„Bei uns häufen sich die Meldungen, dass zahlreiche Mitarbeiter nicht zur Arbeit in die Pflegeheime und Pflegedienste kommen, weil sie sich um die Kinder kümmern müssen“, sagte Meurer. „Wer verlangt, dass beide Elternteile in systemrelevanten Berufen tätig sind, damit sie Notbetreuung für ihre Kinder erhalten, provoziert komplizierte Verwaltungs­verfahren und riskiert die notwendige Versorgung.

Alle Mitarbeitenden in der Pflege, die einen Nachweis des Arbeitgebers vorlegen, dass sie unentbehrlich sind und deshalb die Notwendigkeit der außerordentlichen schulischen Betreuung besteht, brauchen sofort Betreuungsangebote.“

Der Geschäftsführer des bpa, Herbert Mauel, ergänzt gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt (): „Wenn nur ein Elternteil im systemrelevanten Bereich arbeitet, verhindert schon alleine die bei Frauen höhere Teilzeitquote, dass sie diejenige ist, die im Zweifels­fall zur Arbeit geht, weil Sorgen um ausbleibende Gehälter durchaus verbreitet sind.“

Ende vergangener Woche hatten alle Bundesländer entschieden, Kindertagesstätten und Schulen ab dieser Woche zu schließen, um die Ausbreitung des Coronavirus´ in der Bevölkerung einzudämmen. Zugleich wurden sogenannte systemrelevante Berufsgruppen identifiziert, für die eine Kindernotbetreuung eingerichtet wurde. Dazu zählen auch Ärzte und andere Gesundheitsberufe. Für die Organisation der Notbetreuungen sind die Bundesländer und in den Ländern zumeist die Kommunen zuständig. So ist die Betreuung deutschlandweit nicht einheitlich geregelt.

Marburger Bund: „Wir können uns nicht leisten, Personal zu verlieren“

Bereits in der vergangenen Woche hatte der Marburger Bund (MB) vor diesem Hintergrund gemahnt: Ärztinnen und Ärzte müssten darauf vertrauen können, dass ihre Kinder weiterhin eine Betreuung in Kindergärten und Horteinrichtungen erhalten, wenn Schulen und Kitas aufgrund der Coronakrise geschlossen sind.

„Es müssen in allen Bundesländern alternative Betreuungsangebote für Kinder geschaffen werden, deren Eltern in Gesundheitseinrichtungen oder anderen unverzicht­baren Bereichen der öffentlichen Daseinsvorsorge arbeiten. Wir können es uns in der jetzigen Situation schlichtweg nicht leisten, Personal zu verlieren, das für die Behandlung von Patienten oder an anderer Stelle dringend gebraucht wird“, betonte die 1. Vorsitzende des Marburger Bundes, Susanne Johna.

Dezentrale Notbetreuung in Pforzheim

Beispiel Baden-Württemberg: Für die Organisation der Kindernotbetreuung sind dort die Kommunen zuständig, von denen es in dem Bundesland 1.101 gibt. Jede Kommune entscheidet selbst darüber, wie die Notbetreuung von Kindern, deren Eltern in systemrelevanten Berufen arbeiten, organisiert wird.

In Pforzheim zum Beispiel hat man sich für eine dezentrale Notbetreuung entschieden, das heißt, die Notbetreuung findet in den Kitas statt, in denen die betreffenden Kinder ohnehin betreut werden. Die Notbetreuung gilt der Landesregierung zufolge für Kinder bis zur sechsten Klasse, wenn beide Eltern oder Alleinerziehende in systemrelevanten Berufen arbeiten.

Bis gestern Abend konnten die Eltern einen Bedarf bei der jeweiligen Kitaleitung anmelden, die geprüft hat, ob ein Bedarf vorliegt oder nicht. Bei unklaren Fällen kann sich die Kitaleitung mit der Stadtverwaltung abstimmen.

So wenig Zusammenlegungen wie möglich

Insofern stehen alle Einrichtungen in der Stadt für die Notbetreuung zur Verfügung. Zusammenlegungen erfolgen, wenn es pädagogisch erforderlich ist – so wird eine Kita nicht wegen eines Kindes in der Notbetreuung offengehalten, sondern es erfolgt eine Umlegung.

„Zusammengelegte Notfall-Kitas möchten wir so gering wie möglich halten, damit die meisten Kinder ihre gewohnte Umgebung und Bezugspersonen behalten können“, sagt Pforzheims Sozialbürgermeister Frank Fillbrunn dem .

In Pforzheim stehen für die Notfallbetreuung 75 Standorte sowohl städtischer als auch freier Träger zur Verfügung mit einer bis maximal zwei Gruppen für die Kinder. Vorgesehen ist eine Maximalbelegung von etwa zehn Kindern pro Standort.

„Insgesamt kommen wir auf 1.120 Notplätze“, sagt Fillbrunn. Das sind mehr als in der Stadt benötigt werden. „Die heutige Auswertung hat gezeigt, dass alle Eltern, die einen Bedarf angemeldet haben, auch einen Notbetreuungsplatz erhalten“, erklärt Fillbrunn. © fos/aerzteblatt.de

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