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Medizin

Hydroxy-Chloroquin beschleunigt Eliminierung von SARS-CoV-2 in laufender Studie

Donnerstag, 19. März 2020

/Elnur, stock.adobe.com

Marseille − Vielversprechende in-vitro-Ergebnisse haben französische Infektiologen zu einer ersten klinischen Studie veranlasst, in der das frühere Malariamittel Hydroxy-Chloro­quin möglicherweise die Eliminierung des neuartigen SARS-CoV-2 bei Patienten mit überwiegend leichten Erkrankungen beschleunigt hat.

Nach den im International Journal of Antimicrobial Agents (2020; DOI: 10.1016/j.ijantimicag.2020.105949) vorgestellten ersten Ergebnissen könnte das Antibiotikum Azithromycin die Wirkung beschleunigt haben. Genaue Angaben zum klinischen Verlauf der Erkrankung werden nicht gemacht.

Chloroquin gehört zu den Wirkstoffen, die nach der SARS-Epidemie 2002/3 auf seine Wirkung gegen Coronaviren getestet wurde. Belgische Forscher berichteten ein Jahr später, dass Chloroquin die Zytopathogenität des SARS-Coronavirus in Zellkulturen in einer Konzentration hemmte, die beim Menschen im Serum bei einer Behandlung der Malaria erreicht wurde, als das Mittel nach dem 2. Weltkrieg häufig eingesetzt wurde (Biochemical and Biophysical Research Communications 2004; 323; 264-268).

Chloroquin wurde deshalb von chinesischen Forschern auch in die virologischen Tests einbezogen, in denen nach möglichen Wirkstoffen gegen SARS-CoV-2 gesucht wurde. Die Anfang Februar in Cell Research (2020; 30: 269-271) veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass Chloroquin nach Remdesivir die beste Wirkung erzielte. In China wurden daraufhin diverse Studien begonnen.

Pharmazeuten der Universität in Qingdao in der Provinz Shandong berichteten kürzlich in der japanischen Fachzeitschrift BioScience Trends (2020; 14: 72-73), dass das Mittel bei „mehr als hundert Patienten“ eine bessere Wirkung als Placebo erzielt habe und eine Empfehlung für die Leitlinien bevorstehe. Konkrete Ergebnisse wurden jedoch nicht mitgeteilt.

Ein Team um Didier Raoult von der Aix-Marseille Universität, das nach eigener Aussage Hydroxy-Chloroquin zur Behandlung von Infektionen mit intrazellulären Erregern wie Coxiella burnetii (Q -Fieber) und Tropheryma whipplei (Morbus Whipple) einsetzt, also über klinische Erfahrungen verfügt, hat in den letzten Wochen mit der Behandlung von Patienten begonnen, bei denen eine Infektion mit SARS-CoV-2 bestätigt worden war.

Bisher wurden 26 Patienten behandelt. Allerdings konnte die Behandlung bei 6 Patienten nicht bis zum Ende durchgeführt werden, weil sie wegen einer klinischen Verschlechterung auf die Intensivstation überwiesen wurden. Einer der 6 Patienten verstarb.

Die Analyse beschränkte sich auf die übrigen 20 Patienten im durchschnittlichen Alter von 51 Jahren, die nicht so schwere erkrankt waren. Darunter waren 6 Patienten einer unteren (durch CT-bestätigten) Atemwegsinfektion. Bei 12 Patienten waren die Beschwerden auf die oberen Atemwege beschränkt, 2 Infizierte waren asymptomatisch.

Die Patienten wurden über 10 Tage mit 3 mal 200 mg/die Hydroxy-Chloroquin behandelt. 6 Patienten, davon 2 mit unterer Atemwegsinfektion, wurden zusätzlich mit Azithromycin behandelt, um einer bakteriellen Superinfektion vorzubeugen. Die Behandlung mit Azithromycin erfolgte unter EKG-Kontrolle, da das Antibiotikum ebenso wie Chloroquin die QT-Strecke verlängert und damit das Risiko von ventrikulären Arrhythmien erhöht, die allerdings bei keinem Patienten beobachtet wurden.

Die Studie war nicht-randomisiert und nicht placebokontrolliert. Als Vergleichsgruppe dienten 16 Patienten mit bestätigter SARS-CoV-2-Infektion, die eine Behandlung mit Hydroxy-Chloroquin abgelehnt hatten oder in einer anderen Klinik behandelt worden waren.

Endpunkt war die Dauer bis zum 1. negativen Virusnachweis. Nach den von Raoult vorgestellten Daten, waren bereits nach 3 Tagen 10 der 20 (50 %) mit Hydroxy-Chloroquin behandelten Patienten virusfrei. Darunter waren 5 der 6 Patienten (83,3 %), die gleichzeitig Azithromycin erhalten hatten. In der Kontrollgruppe hatte in den 3 Tagen nur einer von 16 Patienten (6,3 %) die Infektion überwunden.

Nach 10 Tagen, also zum Abschluss der Behandlung, waren in der Therapiegruppe 14 von 20 Patienten (70,0 %) virusfrei, darunter alle Patienten, die auch Azithromycin erhalten hatten, gegenüber 2 von 16 Patienten (12,5 %) in der Kontrollgruppe.

Details zum klinischen Verlauf der Erkrankung macht Raoult nicht. Worauf die mögliche synergetische Wirkung von Azithromycin beruhen könnte, ist unklar. Raoult verweist auf in-vitro-Untersuchungen, in denen Azithromycin eine Wirkung gegen Zika- und Ebola-Viren erzielt habe.

Der klinische Nutzen der Behandlung mit Hydroxy-Chloroquin dürfte aufgrund der offenen Studie ohne randomisierten Vergleich kaum zu beurteilen sein, zumal keine Angaben zu den Symptomen der Patienten gemacht wurden. © rme/aerzteblatt.de

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