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Politik

Ärztekammer­präsident: „Wir haben uns zu sehr auf Andere und auf die Märkte verlassen“

Montag, 23. März 2020

Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Rudolf Henke. /picture alliance, Sonja Wurtscheid

Düsseldorf – Die Akteure im Gesundheitswesen – auch die Ärztekammern – haben den Bedarf und die Verfügbarkeit von Schutzausrüstungen, Desinfektionsmitteln und anderem Material zur Bewältigung einer Epidemie falsch eingeschätzt. Das sagte der Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Rudolf Henke, in einem Videostatement am vergangenen Wochenende. Eigentlich hätte vorgestern die Kammerversammlung stattfinden sollen.

„Noch Mitte Februar hätte ich jede Wette gehalten, dass in den Kellern unserer Praxen, Krankenhäuser und Gesundheitsämter mehr als genug persönliche Schutzausrüstungen lagern, um jeder beliebigen infektiösen Situation auch ohne Nachschub eine gewisse Zeit standzuhalten“, sagte Henke.

Er hätte diese Überzeugung mit den Bedrohungen begründet, „die wir seit 2003 in der dichten Abfolge von Situationen wie SARS-1, MERS, EHEC, Vogelgrippe, Schweinegrippe, der Ebola-Krise in Westafrika von 2014 bis 2016 und der Grippewelle 2017/18 erleben mussten und deshalb als ganz selbstverständliche Konsequenz dieser Erfahrungen bezeichnet.

Die bittere Wahrheit ist: In Wirklichkeit haben wir alle uns viel zu sehr auf Andere und die stets ungeschmälerte Leistungskraft der Märkte verlassen“, so Henke. Er hoffe, dass die angelaufene zentrale Beschaffung von Schutzkleidung überall zumindest wieder für „ein Mindestmaß an Sicherheit der Beschäftigten in Praxen und Kliniken sorgen können“, so der Kammerpräsident.

Henke kündigte an, die Kammer werde nach der Pandemie mit den Kommunen intensiv über die Ausstattung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) sprechen.

„Jetzt zeigt sich, dass die kontinuierliche Ausdünnung des ÖGD in den letzten Jahren ein Ding der Unmöglichkeit ist. Wir erleben gerade, dass die verbleibenden Ärzte in den Gesundheitsämtern fast rund um die Uhr arbeiten, um dem Auftrag des ÖGD in Krisen­zeiten gerecht zu werden. Doch sie und ihre Mitarbeiter können den Personalabbau mit ihrem Engagement nicht kompensieren“, sagte der Kammerpräsident. © hil/aerzteblatt.de

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