Medizin
WHO testet in globaler Studie 4 Therapeutika auf Wirkung bei COVID-19
Montag, 23. März 2020
Genf – Eine globale Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) soll auf schnellstem Weg ein wirksames Mittel zur Behandlung von COVID-19 finden. Getestet werden in der Studie namens SOLIDARITY 4 Medikamente beziehungsweise Medikamentenkombinationen: das Virostatikum Remdesivir, das Malaria-Medikament Chloroquin, die HIV-Kombination Lopinavir/Ritonavir und diese Kombination ergänzt um Beta-Interferon.
Eine von Frankreich aus koordinierte Add-on-Studie namens DISCOVERY wird dem Studiendesign der WHO folgend ausschließlich europäische Patienten einschließen und die gleichen Medikamente untersuchen, wie das nationale französische Forschungszentrum INSERM gestern mitteilte.
Getestet werden soll an 3.200 Patienten in Frankreich, Deutschland, Belgien, Luxemburg, den Niederlanden, Spanien und Großbritannien, die mit SARS-CoV-2 infiziert sind und deswegen in einem Krankenhaus behandelt werden.
Das Studiendesign der SOLIDARITY-Studie ist bewusst einfach gehalten, sodass auch von der Epidemie überlastete Krankenhäuser noch teilnehmen können. Die 4 zu untersuchenden Therapieoptionen entstammen einer Liste von möglichen Testkandidaten, die ein Gremium von Wissenschaftlern für die WHO zusammengestellt hat.
Als am vielversprechendsten für die Therapie von COVID-19-Patienten wird Remdesivir eingeschätzt. Es blockiert die Virusreplikation durch die Inhibition der RNA-abhängigen RNA-Polymerase. Es wurde zur Bekämpfung des Ebola-Virus entwickelt, erwies sich aber als unwirksam. Erste Labor- und Tierversuche zeigen, dass es Coronaviren wie SARS und MERS hemmen kann. Außerdem gibt es einzelne positive Fallberichte aus der aktuellen SARS-CoV-2-Epidemie.
Chloroquin und Hydroxychloroquin werden seit Jahrzehnten als Malariamedikamente eingesetzt und derzeit in Medien und Öffentlichkeit hoch gehandelt. In Zellkulturen wurde Aktivität gegen SARS-CoV-2 beobachtet, obwohl die Mittel einen Eintrittsweg in die Wirtszelle hemmen, den SARS-CoV-2 üblicherweise gar nicht nutzt. Dies erforderte allerdings so hohe Dosierungen, dass mit schweren Nebenwirkungen zu rechnen ist. Kürzlich berichteten französische Forscher, dass Hydroxychloroquin die Viruslast in Nasenabstrichen von COVID-19-Patienten signifikant reduziert. Doch Experten kritisierten die Studie: Sie war nicht randomisiert-kontrolliert und berichtete keine klinischen Endpunkte wie die Sterblichkeit. Dennoch: Selbst Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat für Deutschland bereits größere Mengen Chloroquin beim Hersteller Bayer reserviert. Deshalb entschied sich die WHO Chloroquin in die Testung aufzunehmen, obwohl dies ursprünglich nicht geplant gewesen war. Es sei Evidenz erforderlich, um eine Entscheidung über seine potenzielle Rolle in der COVID-19-Behandlung treffen zu können, so die Begründung.
Die Kombination aus den Proteaseinhibitoren Ritonavir und Lopinavir ist zur Behandlung von HIV-Infektionen zugelassen. Sie ist aber auch in der Lage, die Proteasen anderer Viren, speziell Coronaviren, zu hemmen. Eine erste Studie bei COVID-19-Patienten war nicht ermutigend. Am 15. März berichteten chinesische Ärzte im New England Journal of Medicine, dass kein Unterschied zur Standardtherapie erkennbar gewesen sei. Allerdings waren die Patienten zum Zeitpunkt der Behandlung schon sehr schwer krank, möglicherweise wurde das Mittel zu spät verabreicht. In einem weiteren Studienarm wird die HIV-Kombination noch um den Immunmodulator Beta-Interferon ergänzt. Aktuell wird diese Dreierkombination bei MERS-Patienten in Saudi-Arabien getestet.
Kriterien für die Auswahl der Substanzen waren neben der potenziellen Wirksamkeit und bereits vorhandenen Daten zur Sicherheit auch eine ausreichende Verfügbarkeit. Die für die Studie notwendigen Dokumentations- und Datenmanagementzentren hofft die WHO in der nächsten Woche in Betrieb nehmen zu können. Anschließend soll es für Ärzte ganz einfach sein, einen Patienten in die Studie einschließen zu lassen.
Hat sich die Diagnose COVID-19 bestätigt, gibt der Arzt die Daten des Patienten inklusive aller Vorerkrankungen wie Diabetes oder HIV auf einer Webseite ein. Die Einwilligungsbestätigung des Patienten wird eingescannt und elektronisch an die WHO übermittelt.
Nach Eingabe der Daten gibt der Arzt noch an, welche Medikamente an seinem Krankenhaus zur Verfügung stehen. Danach randomisiert die Webseite den Patienten auf eines der Medikamente oder die vor Ort geltende Standardtherapie für COVID-19.
Studiendesign verspricht wenig Arbeitsaufwand für den Arzt
Danach sind keine weiteren Messungen oder Dokumentationen erforderlich. Der Arzt muss letztlich nur noch eingeben, an welchem Tag der Patient entlassen wurde oder gestorben ist, wie lange er im Krankenhaus behandelt wurde und ob eine Sauerstofftherapie oder Beatmung notwendig gewesen ist.
Das Design umfasst keine doppelte Verblindung, hier musste sich die WHO nach eigenen Angaben zwischen wissenschaftlicher Strenge und Geschwindigkeit entscheiden.
Geplant ist, dass ein Datenüberwachungskomitee sich regelmäßig die Zwischenergebnisse der Studie anschaut und entschiedet, ob eines der 4 Mittel Wirkung zeigt oder ob eines davon aus der Testung genommen werden kann, weil es eindeutig keinen Effekt hat. Es besteht auch die Möglichkeit, dass im Verlauf der Studie weitere Medikamente in die Testung aufgenommen werden. © nec/aerzteblatt.de

Roche Phase-III-Studie: Actemra gegen Covid-19
Nach Berichten aus China, wonach das Mittel sehr gut bei der Behandlung von schwerstkranken Covid-19-Patienten gegen einsetzenden Zytokinsturm und nachfolgendem multiplem Organversagen geholfen haben soll, startet Roche jetzt eine Phase III Studie in USA. Wird z.Zt. akut auch in Italien eingesetzt.
https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/pharmazie/phase-iii-studie-actemra-gegen-covid-19/

Was ist mit Favipiravir?
https://www.pharmalive.com/fujifilm-influenza-drug-shows-efficacy-in-treating-coronavirus-chinese-researchers-say/?__cf_chl_jschl_tk__=f77bb6f15d6bc8ae64af3c99b81172ac4d44280a-1584973179-0-Aa2NnUTLX7AJ1DqO4Z7bQ17BtQm-0ZMqAZXp2lEMVfOI9-udwCmpzjF_NjVZ5oEACoFLqOCLgAvQ9EgltLTdyYP7QxDvHsYEqDmI6F8c42B-dMz5IzfcoD1e9MLvKXh9g5pX4mTWaJLXFOJVdDFvZNGiEtICiH4LtXFT6xa6CoGMd4cKVEqUU5q-WoyT-NM6sZ-3EfUxkKp_1vV6BorP5Rcl0iUwJWqEN3S6773f1qh28cxegPHNwzcRC0uTlkZC5sSNGQMJD2xZH3p7Gk77XV9QCuaWBgr1A7T0G3ZLBZ7rNXFaNwwCjfCOPce_IloAXMD9dbVVjQV6qQk7ekYz0N-jRsxnhV4ycEtaoELUJPEcLRrDLs42WtmmEbd5EMgYuAstWY9PSg-SQkpFnRm5BcpP626_A3XJzBKW1710eORdz0zG6mpOXwC1mwqkQ-NzHw

Keine Studien zu MMS
Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass MMS Krankheiten heilen oder Beschwerden lindern kann. Eine solche Wirkung ist weder plausibel, noch gibt es Studien, die die Wirksamkeit und Sicherheit seriös überprüft haben [11]. Wir erwarten auch nicht, dass derartige Studien in Zukunft durchgeführt werden.
Das einzige, was die Fachliteratur zu bieten hat, sind Fallberichte. Sie dokumentieren die schädlichen Auswirkungen von MMS:
Nach der Einnahme von MMS kann es beispielsweise zu Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Nierenversagen, schweren Schädigungen am Darm, zu Blutdruckstörungen und erheblichem Flüssigkeitsverlust kommen [1–6].

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