Ausland
UN brauchen für Coronakrise Milliarden und zählen auf Deutschland
Mittwoch, 25. März 2020
New York/Genf – Die Vereinten Nationen (UN) benötigen im Kampf gegen das neue Coronavirus SARS-CoV-2 zwei Milliarden Dollar (1,85 Milliarden Euro) zur Unterstützung ärmerer Länder. Sie starteten dazu heute in New York einen Spendenaufruf. UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock zählt auf die Bundesregierung. „Ich werde mit Fachministern in Berlin noch diese Woche sprechen“, sagte Lowcock.
UN-Generalsekretär António Guterres erklärte bei einer Ansprache in New York: „Wir müssen den sehr Verwundbaren zu Hilfe kommen – Millionen von Menschen, die sich am wenigsten schützen können.“ Viele Flüchtlinge in den Krisenländern der Welt lebten unter Plastikplanen oder in Lagern. „Sie haben kein Zuhause, in denen sie sich sozial distanzieren oder isolieren können.“
Es mangele ihnen an Wasser und Seife und sollten sie ernsthaft krank werden, hätten sie kein Gesundheitssystem, das ein Krankenhaus und ein Beatmungsgerät zur Verfügung stellen könnte, so Guterres. Das Hilfspaket sei ein „Imperativ“ und liege im Interesse von allen, um den Kampf gegen das Virus zu gewinnen.
Nothilfekoordinator Lowcock sagte weiter, dass sich trotz der jetzt nötigen Milliardenhilfen im eigenen Land die Unterstützung der ärmeren Länder auszahle. Das Virus, das die Lungenkrankheit COVID-19 auslösen kann, bleibe gefährlich, wenn es nicht auch dort bekämpft werde. „Niemand ist sicher, bevor nicht alle sicher sind. Regierungen lassen ihre eigenen Bürger im Stich, wenn sie die Armen im Stich lassen“, sagte Lowcock.
Es zahle sich auch in Bezug auf die Migration aus. „Das Risiko besteht, dass die Ausbreitung des Virus Regionen ins Chaos stürzt. Pandemien können das Leben in ganzen Regionen gefährlich machen, und Menschen fliehen, weil sie in Panik sind. Es ist im Interesse aller, diese Probleme zu verhindern.“ Deutschland sei immer ein verlässlicher Partner, so Lowcock: „Deutschland ist eines der führenden Länder in der humanitären Hilfe.“
Deutschland hat dem Büro im vergangenen Jahr humanitäre Hilfe im Umfang von rund 2,2 Milliarden Dollar gemeldet. Das mit Abstand meiste Geld ging an Projekte in Syrien, gefolgt vom Libanon, Jordanien und dem Irak. 2016 war die deutsche humanitäre Hilfe nach der OCHA-Statistik rasant von 1,1 auf 3,3 Milliarden Dollar gestiegen, danach aber stetig zurückgegangen.
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Erst Anfang der Woche hatte UN-Generalsekretär António Guterres von den G20-Ländern in der Coronakrise Zugeständnisse an die Entwicklungsländer und einen gewaltigen internationalen Konjunkturplan gefordert. Ein „Plan wie zu Kriegszeiten“ müsse den Volkswirtschaften „massive Ressourcen zuführen und einen zweistelligen Prozentsatz des Bruttoweltprodukts erreichen“, schrieb Guterres in einem Brief vom Montag. Bei dem vom UN-Chef angedachten Volumen würde es sich um mehrere Billionen Dollar handeln.
„Wir müssen die Voraussetzungen schaffen und die Ressourcen mobilisieren, die erforderlich sind, um sicherzustellen, dass die Entwicklungsländer die gleichen Chancen haben, auf diese Krise in ihren Gesellschaften und Volkswirtschaften zu reagieren. Alles andere als diese Verpflichtung würde zu einer Pandemie von apokalyptischen Ausmaßen führen, die uns alle betrifft“, schrieb Guterres weiter. Wenn sich das Virus wie ein Lauffeuer auf der ganzen Welt ausbreite, würde seine Ausrottung immer schwerer.
In dem Paket müsse die Umschuldung der ärmeren Länder Vorrang haben, auf die Zahlung von Zinsen sollten die Industrienationen 2020 verzichten. Auch Zölle für medizinische und ähnliche Produkte müssten abgeschafft und der grenzübergreifende Handel in diesem Bereich neu geordnet werden. Auch brauche es Sozialschutz für Arbeiter, Steuervergünstigungen und Zugang zu Krediten.
Guterres hatte die führenden Staaten in den vergangenen Tagen bereits zu einem gemeinsamen Vorgehen aufgefordert. Man müsse wegkommen von nationalen Strategien und hin zu einer globalen, koordinierten Antwort, um auch die schwächeren Länder bei der Bekämpfung des Coronavirus zu unterstützen. Ansonsten könnten Millionen Menschen sterben. Eine globale Rezession sei „nahezu sicher“. Ein virtuelles Treffen der Anführer der G20-Staaten soll in den kommenden Wochen stattfinden. © dpa/aerzteblatt.de

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