Politik
Coronavirus: Virtuelles Krankenhaus NRW startet vorzeitig mit Intensivmedizin
Mittwoch, 25. März 2020
Düsseldorf – Vor dem Hintergrund der Coronakrise forciert die nordrhein-westfälische Landesregierung ihr Projekt zum sogenannten virtuellen Krankenhaus und zieht den ursprünglich im Frühjahr 2020 geplanten Start vor.
In Abstimmung mit den Universitätskliniken Aachen und Münster soll eine Vorstufe des Projekts in der Intensivmedizin und Infektiologie bereits am 29. März beginnen, teilte das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales heute mit. Ziel sei es, die Behandlung von COVID-19-Patienten zu optimieren. Die Leitung und Steuerung der Startphase übernimmt der Klinikdirektor für Operative Intensivmedizin der Uniklinik Aachen, Gernot Marx.
Im Rahmen des telemedizinischen Versorgungsprojekts soll medizinische Fachexpertise aus den Spitzenzentren über digitale Versorgungsstrukturen landesweit verfügbar gemacht werden. So können etwa Arztpraxen oder Krankenhäuser auf das Know-how spezialisierter Zentren per Mausklick zugreifen.
Das virtuelle Krankenhaus soll dazu künftig telemedizinische Anwendungen, wie etwa Telekonsile, Telemonitoring oder elektronische Visiten, zur Verfügung stellen und auch die Suche nach Spezialisten über ein Verzeichnis der registrierten Fachkräfte unterstützen.
Aufgrund der steigenden Zahl infizierter Patienten steigt in NRW die Nachfrage nach intensivmedizinischer Behandlung. Telemedizin kann Experten zufolge dazu beitragen, dass etwa auch bei schweren Krankheitsverläufen das Behandlungsniveau in jedem Krankenhaus im Land mit dem eines Maximalversorgers vergleichbar ist.
„Das virtuelle Krankenhaus ermöglicht durch den Einsatz von Teleintensivmedizin den Ärzten vor Ort den Rückgriff auf die Expertise der beiden Unikliniken Aachen und Münster“, erläuterte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. „Hierdurch kann die Zahl von Intensivbetten mit angemessener medizinischer Expertise kurzfristig gesteigert werden. Vor allem kleinere Krankenhäuser, die Beratung bei der Behandlung von Beatmungspatienten benötigen, können so bestmöglich unterstützt werden.“
Patientengefährdende Transporte zwischen Krankenhäusern würden dadurch verringert und die vor Ort vorhandenen pflegerischen Ressourcen könnten besser genutzt werden, hieß es. Zudem könne die Behandlung von intensivpflichtigen schwersterkrankten COVID-19 Patienten so lange wie möglich heimatnah erfolgen.
Bereits Erfahrungen gesammelt
Für die erste Aufbauphase der virtuellen Plattform stellt das Land zur Anschubfinanzierung bis zu zwei Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung. Die Erfahrungen aus dem erst kürzlich erfolgreich abgeschlossenen Projekt TELnet@NRW können zudem hilfreich sein.
Dabei wurde in den vergangenen drei Jahren in den Modellregionen Aachen und Münster ein großes sektorenübergreifendes telemedizinisches Netzwerk in der Infektiologie und Intensivmedizin aufgebaut, in dem mehr als 10.000 Patienten telemedizinisch betreut wurden. © KBr/aerzteblatt.de

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