Medizin
COVID-19: Kardiologen finden Hinweise auf Myokarditis
Montag, 30. März 2020
Brescia − In den letzten Wochen hat es Berichte von Patienten gegeben, die im Rahmen einer SARS-CoV-2-Infektion schwere Herzmuskelschäden erlitten. Der Fall einer 53-jährigen Patientin aus Norditalien, der jetzt in JAMA Cardiology (2020; DOI: 10.1001/jamacardio.2020.1096) vorgestellt wurde, liefert möglicherweise eine Erklärung.
Die Patientin war wegen einer deutlichen Abgeschlagenheit in der kardiologischen Klinik der Universität Brescia aufgenommen worden. Sie berichtete, dass sie in der Woche zuvor unter Fieber und Husten gelitten habe. Aktuell stand jedoch eine akute Pumpschwäche des Herzmuskels im Vordergrund.
Da bei der Eingangsuntersuchung ein Anstieg des hoch-sensitiven Troponin T, einem Marker für den Untergang von Herzmuskelzellen, gefunden wurde, vermutete das Team um Marco Metra einen Herzinfarkt. Doch in einer sofort durchgeführten Koronarangiografie wurden keine Stenosen oder Verschlüsse der Herzkranzgefäße gefunden, die die Herzmuskelschwäche erklären könnten.
In der Echokardiografie wurde eine Bewegungsstörung des Herzmuskels beobachtet bei einer Vergrößerung der Herzwände mit einer diffusen echo-reichen Darstellung des Herzmuskels. Im Perikard wurde ein begrenzter Erguss über der rechten Herzkammer gefunden. Es gab aber keinen Hinweis auf eine Herztamponade. Die links-ventrikuläre Ejektionsfraktion (LVEF) war auf 40 % abgefallen.
In der kardialen Magnetresonanztomografie (MRT) bestätigte sich der Verdacht eines interstitiellen Ödems im Herzmuskel. Eine verzögerte Anreicherung des Kontrastmittels Gadolinium sprach dafür, dass eine akute Entzündung im Herzmuskel für die Herzschwäche verantwortlich war.
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Die Patientin erhielt deshalb neben positiv-inotropen Wirkstoffen (Dobutamin) zur Verbesserung der Herzfunktion und den Medikamenten zur Behandlung einer Herzinsuffizienz (Canrenon, Furosemid, Bisoprolol, ASS) über 3 Tage auch intravenös Steroide (Methylprednisolon). Nach 6 Tagen hatte sich die Wandverdickung in der Echokardiografie zurückgebildet und die LVEF hatte sich leicht auf 44 % verbessert. Laut Metra befindet sich die Patientin auf dem Weg der Besserung.
Die Befunde in Herzecho und MRT deuten nach Ansicht der Kardiologen auf eine Myokarditis als Ursache der Herzschwäche hin. Diese könnte direkt durch SARS-CoV-2 ausgelöst worden sein oder aber Folge einer Immunreaktion auf das Virus gewesen sein. Auch die Besserung unter einer Steroidgabe spreche für die Entzündung als Ursache der akuten Herzinsuffizienz, meint Metra. Eine Herzmuskelbiopsie, mit der die Entzündung des Myokards hätte belegt werden können, wurde nicht durchgeführt.
In der letzten Woche hatten Mediziner aus Wuhan berichtet, dass es bei 1/5 aller Patienten zu einem Anstieg des hoch-sensitiven Troponin T kommt und dass diese Patienten eine deutlich verschlechterte Prognose haben. © rme/aerzteblatt.de

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