Ärzteschaft
Coronakrise: Ärzte ohne Grenzen ruft Industrie zu Patentverzicht auf
Montag, 30. März 2020
Berlin − Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat Pharmaunternehmen dazu aufgefordert im Kampf gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 und die Lungenkrankheit COVID-19 auf Patente für Medikamente, Impfstoffe und Tests zu verzichten.
„Es wäre Wahnsinn, wenn in einer solchen Situation Monopole die Verfügbarkeit dieser wichtigen Medikamente aus Profitgründen einschränkten“, sagt Marco Alves von der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland.
Wenn die Unternehmen dazu nicht bereit seien, müsse die deutsche Regierung alle Möglichkeiten ergreifen, um nicht nur den eigenen Bedarf zu decken. Sie müsse auch dazu beizutragen, dass die Produktion von wichtigen Medikamenten gegen COVID-19 im globalen Maßstab hochgefahren werde, damit der weltweite Bedarf an diesen Medikamenten gedeckt werden könne.
Die Hilfsorganisation schlug vor, dass Regierungen den Zugang zu Instrumenten gegen COVID-19 sicherstellen, indem sie Patente aussetzen oder aufheben oder Preiskontrollen einführen.
Patentmonopole dürften nicht zu überhöhten Preisen, einem eingeschränkten Zugang und letztlich zum Verlust von Menschenleben führen, hieß es. Deutschland gehöre wie Kanada, Chile, Ecuador und Israel zu den Ländern, die bereits Schritte unternommen hätten.
Die Forderung der Hilfsorganisation richtet sich unter anderem an den US-Pharmakonzern Gilead Sciences. Sein Wirkstoff Remdesivir gilt derzeit als einer der aussichtsreichsten Kandidaten für ein Medikament gegen das Virus.
Ärzte ohne Grenzen zufolge hat das Unternehmen ein Patent für Remdesivir in mehr als 70 Ländern beantragt. Mit den Patenten könnte es laut Ärzte ohne Grenzen in den kommenden Jahren für den Wirkstoff verlangen, „was immer es will“.
Der Hilfsorganisation zufolge hat Gilead Sciences nach massiven öffentlichen Protesten bereits auf von der US-Arzneimittelbehörde FDA gewährte Sonderrechte verzichtet, die dem Unternehmen ein erweitertes Monopol auf Remdesivir verschafft hätten. © kna/dpa/EB/aerzteblatt.de

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