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Politik

Psychische Erkrankungen: 44 Milliarden Euro direkte Behandlungskosten pro Jahr

Mittwoch, 1. April 2020

/loreanto, stock.adobe.com

Berlin – Die Deutsche PsychotherapeutenVereinigung (DPtV) hat den Report Psychothera­pie 2020 vorgelegt. Der 64-seitige Bericht vereint Fakten und Zahlen zur Versorgung psy­chisch kranker Menschen und soll nach Vorstellung der DPtV als Nachschlagewerk die öffentliche Diskussion dazu begleiten.

„Monat für Monat erscheinen Statistiken aus unterschiedlichen Quellen. Da fällt es schwer, den Überblick zu behalten. In unserem Report führen wir die Zahlen zur Psycho­therapie und psychischen Erkrankungen zusammen“, erklärt Enno Maaß, Mitautor des Re­ports und Mitglied im DPtV-Bundesvorstand.

Der Bericht gibt unter anderem Auskunft darüber, wie viele Menschen in Deutschland an einer psychischen Erkrankung leiden, welche regionalen Unterschiede es gibt, wie die Betroffenen versorgt werden und wie hoch die Kosten dafür sind.

So betragen laut des Reports die direkten Kosten zur Behandlung psychischer Erkrankun­gen in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) jährlich 44 Milliarden Euro. Davon ent­fallen nur vier Prozent auf die Psychotherapie. Psychische Erkrankungen sind die häu­figste Ursache für eine frühzeitige Berentung. Eine stationäre Behandlung ist fast 13-mal so teuer wie die ambulante Psychotherapie.

„Der Grundsatz ‚ambulant vor stationär‘ muss wieder ernster genommen werden, nicht nur weil die stationäre Versorgung immens teuer ist“, fordert deshalb der DPtV-Bundes­vorsitzende Gebhard Hentschel. Es sei wichtig, weiter Hürden abzubauen und flexible An­gebote in der ambulanten psychotherapeutischen Versorgung auszubauen. Die vor drei Jahren eingeführte Psychotherapeutische Sprechstunde sei ein gelungenes Beispiel hier­für und könne Patienten eine schnelle diagnostische Abklärung und flexible Unterstüt­zung bieten.

Abrechnung telefonischer Leistungen in der Krise ermöglichen

„Auch in der Corona-Pandemie halten Kolleginnen und Kollegen die psychotherapeuti­sche Hilfe belasteter Patienten aufrecht. Sie benötigen jedoch ganz dringend neben den Videobehandlungsmöglichkeiten abrechnungsfähige Leistungen, die telefonisch erbracht werden können“, fordert Hentschel. Diese Forderung haben zuletzt auch die Bundespsy­cho­therapeutenkammer und der Bundesverband der Vertragspsychotherapeuten erhoben.

Der Report zeigt nach Angaben der DPtV zudem die Bedeutung der Prävention psychi­scher Erkrankungen. Gerade langfristige Rezidivprophylaxe-Strategien zur Verhinderung und Abmilderung von schweren, chronischen Verläufen sollten ermöglicht werden, auch um die direkten Kosten von 44 Milliarden Euro zu reduzieren.

Mitarbeiter des Berufsverbands analysierten für den Report Psychotherapie Daten von Krankenversicherungen, Deutscher Rentenversicherung, Statistischem Bundesamt, Ministerien und weiteren Institutionen. © PB/aerzteblatt.de

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