Medizin
COVID-19: Serumtherapie bei weiteren Patienten in China offenbar erfolgreich
Mittwoch, 8. April 2020
Wuhan − Während in Deutschland und anderen Ländern Europas und Nordamerikas Studien zur Serumtherapie geplant werden, hat ein zweites Team aus China Ergebnisse einer Behandlungsserie vorgestellt. Laut ihrem Bericht in den Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS 2020; doi: 10.1073/pnas.2004168117) haben alle 10 Patienten eine schwere COVID-19-Erkrankung überstanden.
Vor 10 Tagen hatten Mediziner aus Shenzhen über die Behandlung von 5 Patienten berichtet. Die Patienten hatten 400 ml Serum von Spendern erhalten, die von einer Erkrankung an COVID-19 genesen waren. Nach dem Bericht in JAMA (2020; doi: 10.1001/jama.2020.4783) kam es bei 4 von 5 Patienten, die zuvor mechanisch beatmet werden mussten, innerhalb von 3 Tagen zu einer deutlichen Verbesserung der Lungen- und Organfunktionen.
Jetzt berichten Mediziner aus Wuhan über weitere 10 Patienten, die an 3 Kliniken der Stadt eine Serumtherapie erhielten. Die Patienten im Alter von 34 bis 78 Jahren waren laut dem Team um Xiaoming Yang vom Forschungszentrum für Impfstoffe in Wuhan schwer erkrankt. Allerdings wurden nur 3 der 10 Patienten mechanisch beatmet, 5 weitere erhielten über eine Nasensonde Sauerstoff, die anderen 2 Patienten hatten nicht unter Luftnot gelitten.
Alle 10 Patienten erhielten eine einzelne Infusion mit 200 ml Plasma, das von einem genesenen Patienten stammte. Der Antikörpertiter in der Plasmaspende lag über 1:640. Die Behandlungen erfolgten in einer offenen Studie im Rahmen eines Heilversuchs. Die Patienten hatten diverse andere Medikamente erhalten, darunter auch Virustatika (Arbidol, Ribavirin, Oseltamivir) oder Interferone, deren Wirksamkeit nicht belegt ist. Ein Patient hatte auch Remdesivir erhalten.
Wie Yang berichtet, kam es bei allen 10 Patienten in den ersten 3 Tagen nach der Serumtherapie zu einer deutlichen Linderung der Symptome und zu einem Anstieg der Sauerstoffsättigung im Blut. In der Computertomografie war einige Tage später ein deutlicher Rückgang der Infiltrationen und Milchglasinfiltrate erkennbar. Auch die Laborbefunde verbesserten sich rasch. Der CRP-Wert beispielsweise fiel von median 55,98 auf 18,13 mg/l.
Trotz der raschen klinischen Erholung der Patienten bleibt der Stellenwert der Behandlung unklar. Yang verweist zwar darauf, dass sich in einer Gruppe von 10 früheren Patienten (sogenannte historische Kontrollgruppe) nur einer rasch erholt habe, während 6 stabil blieben und 3 gestorben seien. Dennoch ist natürlich nicht ganz auszuschließen, dass für die Behandlung bewusst oder unbewusst Patienten ausgewählt wurden, die sich auch unter der Standardbehandlung erholt hätten. © rme/aerzteblatt.de

Dr.Paul-Ulrich Eckhoff, Arzt für Orthopädie

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