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Medizin

Gestillte Säuglinge haben weniger Viren im Darm

Freitag, 15. Mai 2020

/cicisbeo, stock.adobe.com

Philadelphia − Die Ernährung von Säuglingen beeinflusst nicht nur die bakterielle Besiedlung des Darms. Eine Untersuchung in Nature (2020; DOI: 10.1038/s41586-020-2192-1) zeigt, dass in den ersten Lebenswochen auch Viren in den Stuhlproben nachweisbar sind, vor allem, wenn die Säuglinge mit Babynahrung gefüttert werden.

Embryonen und Föten sind im Uterus von Mikroorganismen abgeschirmt. Den ersten Kontakt mit Bakterien und Viren hat der Mensch unter der Geburt oder in den Tagen danach, falls die Entbindung per Kaiserschnitt erfolgt. In den ersten Lebenswochen besiedeln Bakterien neben der Haut und den Schleimhäuten auch den Darm. Sie leben dort von der Nahrung, die beim Säugling entweder aus der Muttermilch oder einer Ersatznahrung besteht. Die Bakterien beeinflussen durch ihre Stoffwechselprodukte aber auch die Nährstoffe, die der Darm resorbiert.

Es ist seit längerem bekannt, dass die Ernährung des Säuglings die Zusammensetzung des Mikrobioms im Darm und damit auch die Gesundheit des Säuglings beeinflusst. Die Muttermilch ist hier im Vorteil, bei Frühgeborenen kann sie sogar die Entwicklung von tödlichen Darminfektionen verhindern. Unklar war bisher, wie sich die Ernährung auf die Viruskonzentration auswirkt. Denn wo Bakterien sind, sind meist auch Viren, von denen sich viele (als Bakteriophagen) in Bakterien vermehren.

Ein Team um Frederic Bushman von der Perelman School of Medicine in Philadelphia hat die Entwicklung des neonatalen Viroms untersucht. Die Forscher sammelten zunächst die ersten Stuhlproben (Mekonium) von Neugeborenen. Das Mekonium wird an den ersten Tagen ausgeschieden. Es besteht hauptsächlich aus abgeschilferten Darmepithe­lien und Gallensäuren und nur zu einem geringen Teil aus Resten der ersten Nahrung.

Die meisten untersuchten Stuhlproben waren noch frei von Viren. Bei einigen wenigen hatten die Viren jedoch bereits den Darm erreicht. Die genetische Untersuchung ergab, dass es sich ausschließlich um Bakteriophagen handelte, die für menschliche Zellen ungefährlich sind.

Bei der 2. Untersuchung im Alter von einem Monat war die Viruskonzentration auf 1 Milliarde pro Gramm Stuhl angestiegen. Dies ist laut Bushman in etwa die Konzentra­tion, die auch bei Erwachsenen gefunden wird. Die Genanalyse ergab, dass es sich weiterhin um Bakteriophagen handelte.

Dies änderte sich jedoch bei der nächsten Untersuchung im Alter von 3 und 4 Monaten. Jetzt waren neben den Bakteriophagen auch Viren im Stuhl nachweisbar, die menschliche Zellen angreifen und damit Erkrankungen auslösen können.

Die Konzentration der potenziell humanpathogenen Viren war nach den Ergebnissen der Studie niedriger, wenn die Kinder von den Müttern gestillt wurden. Diese protektive Wirkung wurde sowohl bei Säuglingen in den USA als auch in Botswana gefunden.

Bei den Säuglingen, die eine Ersatznahrung erhalten hatten, war die Konzentration der Viren erhöht. Dies war vor allem bei den Säuglingen aus Botswana der Fall, für die deshalb die Ersatznahrung riskanter sein könnte als für die US-amerikanischen Kinder.

Die Befunde liefern eine Erklärung für frühere Studienergebnisse, in denen gestillte Kinder in den ersten Lebensmonaten seltener an Virusinfektionen erkranken. © rme/aerzteblatt.de

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