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Politik

RKI: Kein Ende der Epidemie in Sicht, Fallzahlen können wieder steigen

Dienstag, 21. April 2020

RKI-Vizepräsident Lars Schaade /picture alliance, Bernd von Jutrczenka

Berlin – Trotz der ersten Lockerungen in der Corona-Pandemie betont das Robert-Koch-Institut (RKI) den Ernst der Lage. „Das Virus ist nicht weg“, sagte RKI-Vizepräsident Lars Schaade heute in Berlin. „Es ist kein Ende der Epidemie in Sicht. Die Fallzahlen können wieder steigen.“

Auch wenn in Deutschland bei der Bekämpfung einiges erreicht worden sei, müssten „die Fallzahlen auf einem Level bleiben, mit dem das Gesundheitssystem umgehen kann“, be­tonte er. Am besten sei es, sie so weit wie möglich zu drücken. „Wenn die Fallzahlen in die Höhe schießen, kann das Gesundheitssystem immer noch sehr schnell überlastet werden. Dann können Patienten nicht mehr bestmöglich versorgt werden.“

Schaade rief die Menschen dazu auf, weiter den Empfehlungen zu folgen: Etwa möglichst viel zu Hause zu bleiben, Abstand von mindestens 1,5 Metern zu halten, viel die Hände zu waschen, in die Armbeuge zu niesen oder zu husten und zusätzlich, etwa in Geschäft­en oder im öffentlichen Nahverkehr, eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen, um andere zu schützen.

Starke regionale Schwankungen

Die täglichen Anstiege der Fallzahlen sind laut Schaade inzwischen deutlich geringer als noch in der Vorwoche. Allerdings könnten für die vergangenen Tage noch Fälle nachge­meldet werden. Heute liegt die offizielle Gesamtfallzahl für Deutschland bei 143.457 – ein Plus von 1.785 gegenüber dem Vortag. Die Inzidenz liegt im Durchschnitt bei 173 pro 100.000 Einwohnern, schwankt aber weiterhin regional stark.

Insgesamt 4.598 Menschen sind bislang an beziehungsweise mit einer SARS-CoV-2-In­fektion gestorben. Der Anteil der gestorbenen Infizierten liegt mittlerweile bei 3,2 Pro­zent. Die Reproduktionszahl habe gestern bei etwa 0,9 gelegen, berichtete Schaade. Das bedeutet, dass im Mittel beinahe jeder Infizierte eine weitere Person ansteckt. Wie bei den Fallzahlen gebe es auch hier große regionale Unterschiede. Die Reproduktionszahl lag in den vergangenen Tagen auch schon einmal bei 0,7.

Beide Werte – die Reproduktions- und die Fallzahl − sollten nach dem „ganz vernünfti­gen“ Kompromiss von Bund und Ländern in einem „sicheren Bereich“ bleiben, prognos­tiziert Schaade. Die Reproduktionszahl lasse sich aber schwer steuern, sagte er.

„Eine Wegnahme von Maßnahmen kann auch leicht zu einem Überschießen der Repro­duktionszahl führen.“ Beim Gegensteuern könne es dann wieder mehrere Wochen dauern, bis man einen Effekt bemerke.

Grundsätzliche Gefahr einer zweiten Welle

Bei einer vorschnellen Rücknahme aller oder eines großen Teils kontaktbeschränkender Maßnahmen bestehe die grundsätzliche Gefahr einer zweiten Welle, sagte Schaade. Je weniger der Mensch das Virus durch Verhaltensmaßnahmen daran hindere, von Mensch zu Mensch zu springen, desto eher verbreite es sich wieder.

Die Reproduktionszahl steige dann wieder auf Werte zwischen zwei und drei. „Wenn wir alle weiter jetzt so tun, als ob das Problem überwunden wäre, werden wir wieder einen Ausbruch haben. Das ist ziemlich sicher“, so Schaade.

Alle könnten dazu beitragen, die Kurve flach zu halten, betonte der RKI-Vizepräsident. Er wisse, wie schwer es falle, sich an die Empfehlungen zu halten, und wie schwierig die Situation für manche Menschen sei: „Aber es gibt keine andere Möglichkeit.“ © nec/dpa/aerzteblatt.de

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