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Politik

COVID-19: Ein Drittel aller Toten in Alteneinrichtungen

Mittwoch, 22. April 2020

/Bonsales, stock.adobe.com

Bonn – Etwa 4.600 Menschen sind in Deutschland bislang infolge des Coronavirus SARS-CoV-2 gestorben. Davon lebten mindestens 1.491 in Alten- und Pflegeheimen sowie an­deren Betreuungseinrichtungen. Das entspricht etwa einem Drittel aller gemeldeten To­desfälle, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) auf Anfrage von NDR Info mitteilte. 17 Pro­zent aller infizierten Bewohner sind gestorben, also fast jeder fünfte.

Die Zahlen dürften allerdings erheblich höher liegen, da bei 41 Prozent aller Todesfall-Meldungen Angaben fehlten, in welchen Einrichtungen die Infektionen festgestellt wur­den. 966 der 4.600 Todesfälle können nicht zugeordnet werden.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz wies zudem darauf hin, dass auch diejenigen To­desfälle nicht mitgezählt wurden, bei denen Altenheimbewohner in Krankenhäusern star­ben. Außerdem haben sich mit Stand von gestern 5.832 Beschäftigte in diesen Einrich­tun­gen mit dem Virus infiziert. 19 von ihnen sind gestorben.

Seit einigen Wochen mehren sich die Meldungen über Infizierte in Heimen. Allein in Nie­dersachsen wurde das Virus in rund 80 Senioreneinrichtungen nachgewiesen. Patienten­schützer und Pflegeverbände warnen seit Wochen, dass die Politik sich zwar intensiv um Krankenhäuser und Medizin kümmere, die besonders gefährdeten Menschen in Heimen und häuslicher Pflege und ihre 600.000 Pflegekräfte aber allein lasse.

„Dort, wo potenzielle Krankenhausfälle verhindert werden können – in der ambulanten und stationären Langzeitpflege – lässt man die Pflegenden allein und ohne ausreichende Schutzausstattung“, kritisierte etwa der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK). „Der Schwerpunkt des Nachschubs für Schutzausrüstung lag offenbar bisher bei den Krankenhäusern und Arztpraxen.“

Es fehle weiter an Atemschutzmasken, Desinfektionsmittel und Schutzkleidung, sagte auch Patientenschützer Brysch. Insofern seien Pflegeheime „ein hochgefährlicher Ort“ für Mitarbeiter und Bewohner. Mehrfach forderte er von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), zu­sam­men mit dem Robert-Koch-Institut Schutzpläne für Alten- und Pflegeheime zu verabschie­den.

Wenn es in der Pflege zu einem Flächenbrand komme, könne auch die Intensivmedizin die vielen betroffenen Menschen nicht mehr retten. Notwendig seien auch Taskforceein­heiten aus Krankenhausärzten, niedergelassenen Medizinern und Pflegekräften vor Ort, die schnell reagieren könnten.

Dass die Politik die Heime stärker in den Blick nehmen will, zeigte sich gestern. Spahn teilte mit, dass die Bundesregierung ein zweites Anti-Corona-Gesetzespaket auf den Weg bringen will, das auch präventive Tests in Pflegeheimen und Behinderteneinrichtungen vorsieht.

Sie sollen demnach künftig von den Krankenkassen finanziert werden, auch wenn Patien­ten keine Symptome einer COVID-19-Erkrankung zeigen. „Gerade Pflegebedürftige und deren Umfeld wollen wir besonders schützen. Dafür sind regelmäßige Tests von Heim­bewohnern und Pflegekräften notwendig“, sagte Spahn dem Spiegel.

Ende März hatten Bundestag und Bundesrat bereits ein Coronahilfspaket verabschiedet. Danach soll die Pflegeversicherung etwa den zusätzlichen Aufwand der Pflegeheime durch die Isolierung von Menschen, das Einrichten von Schleusen und für mehr Desinfek­tionen zu 100 Prozent übernehmen. Dies gilt etwa auch für zusätzliche Personalkosten, wenn bei einem Pflegedienst mehrere Mitarbeiter an Corona erkranken und der Normalbetrieb nicht aufrechtzuerhalten ist. © kna/aerzteblatt.de

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