Medizin
Hydroxychloroquin bei COVID-19 möglicherweise mit erhöhter Sterblichkeit assoziiert
Mittwoch, 22. April 2020
Columbia − Das Malariamedikament Hydroxychloroquin hat einer Studie zufolge keinen positiven Effekt auf Patienten mit COVID-19. Bei den mit dem Mittel behandelten Patienten sei ganz im Gegenteil sogar die Sterblichkeit erhöht gewesen, berichten US-Forscher in einem auf dem Preprint-Server medRxiv veröffentlichten Artikel (DOI: 10.1101/2020.04.16.20065920).
Die noch nicht dem Peer-Review-Verfahren unterzogene Studie befasste sich retrospektiv mit den Daten von 368 männlichen COVID-19-Patienten, die bis 11. April in Krankenhäusern der Veterans Health Administration behandelt worden waren. Von den Patienten waren 97 mit Hydroxychloroquin behandelt worden, 113 hatten zusätzlich das Antibiotikum Azithromycin erhalten. 158 Patienten hatten keines der beiden Medikamente erhalten.
Die US-Arzneimittelbehörde FDA erlaubt bei COVID-19 im Notfall den Einsatz von Hydroxychloroquin außerhalb der Zulassung, wenn es nicht möglich ist, den Patienten in eine klinische Studie einzuschließen.
Die beiden primären Endpunkte der Studie waren der Tod des Patienten und die Notwendigkeit der Beatmung. In der nur mit Hydroxychloroquin behandelten Gruppe verstarben 27,8 % der Patienten, mehr als in den beiden anderen Gruppen.
Von den mit einer Kombination aus Hydoxychloroquin und Azithromycin behandelten Patienten starben 22,1 %. Besonders gravierend war allerdings der Unterschied zur Patientengruppe, die ausschließlich supportiv behandelt worden war − hier betrug die Sterberate 11,4 %.
Hinsichtlich der Beatmungsraten schnitt die Gruppe mit Hydroxychloroquin plus Azithromycvin am besten ab. Unter der Kombinationstherapie mussten nur 6,9 % der Patienten beatmet werden. Unter Hydroxychloroquin alleine waren es 13,3 % und bei Verzicht auf beide Medikamente waren es 14,1 %.
Die Autoren um Joseph Magagnoli von der University of South Carolina errechnen daraus ein erhöhtes Sterberisiko in der Hydroxychloroquin-Gruppe – verglichen mit der ausschließlich supportiv behandelten Gruppe (aHR 2,61; 95-%-KI 1,10-6,17; p=0,03). Dies galt aber nicht im Vergleich zu der Gruppe, die zusätzlich zu Hydroxychloroquin mit Azithromycin behandelt worden war (aHR 1,14; 95-%-KI 0,56-2,32; p=0,72).
Kein signifikanter Effekt aus das Beatmungsrisiko
Das Beatmungsrisiko fiel unter Hydoxychloroquin (aHR 1,43; 95-%-KI 0,53-3,79; p=0,48) und unter Hydroxychloroquin plus Azithromycin (aHR 0,43; 95-%-KI 0,16-1,12; p=0.09) vergleichbar wie in der Gruppe gänzlich ohne Hydroxychloroquin aus.
Die Autoren schlussfolgern: „Wir haben keine Evidenz dafür gefunden, dass der Einsatz von Hydroxychloroquin, entweder mit oder ohne Azithromycin, bei Patienten mit COVID-19 das Risiko einer Beatmung reduziert.“ Aber, so fahren sie fort, es habe sich bei den allein mit Hydroxychloroquin behandelten Patienten eine Assoziation mit der Gesamtmortalität gezeigt.
Dies hebe hervor, wie wichtig es sei, „die derzeit noch laufenden, prospektiven, randomisiert-kontrollierten Studien abzuwarten, bevor diese Medikamente großflächig zur Anwendung kommen“. © nec/aerzteblatt.de

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