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COVID-19-Pandemie: Apps für Teststationen, Notdienste, Ärzte

Dienstag, 28. April 2020

/Maksim Kostenko, stock.adobe.com

Berlin − Apps können auch in der Coronakrise gute Dienste leisten: Vier innovative Apps für den medizinischen Be­reich im Überblick, darunter eine am Münchner Tropeninstitut entwickelte Termin­vergabe-App für COVID-19-Teststationen, eine Übersetzungs-App für den Notdienst, eine App als Immunitätspass sowie eine datenschutzkonforme Messenger-App für medizini­sches Fachpersonal.

Open Source für mobile Teststationen

Mit der Drive-/walk-through-Teststation hat das Tropeninstitut am Klinikum der Ludwig-Maximilian-Universität München (Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin) neue Testkapazitäten für medizinisches Personal eingerichtet.

Seit der Eröffnung des Zentrums im März 2020 sind täglich bis zu 150 Personen auf eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus getestet worden. Ein zentrales Tool ist hierbei die „COVID-19-Teststation Appointments Booking“-App. Das Münchner Tropeninstitut stellt die Softwarelösung für die Terminvergabe nun über GitHub Open Source auch an­deren Drive-/walk-through-Testeinheiten in Deutschland und weltweit zur Verfügung.

Die Software dient dazu, Termine für zu untersuchende Personen – Verdachtsfälle wie deren Kontakte – zu vereinbaren. Die Personen werden intern in den jeweiligen (medi­zini­schen) Einrichtungen entsprechend der aktuellen Kriterien des Robert-Koch-Instituts identifiziert. Der Betriebsärztliche Dienst vergibt über den zentralen elektronischen Ka­lender Termine zur Testung der identifizierten Personen.

Die Software erstellt mit der Terminvergabe einen Berechtigungs-Code, der den zu Unter­suchenden Zugang zur Testeinheit gewährt. Dort werden die Patienten elektronisch er­fasst, die Abstriche entnommen und die Proben zu den kooperierenden Laboren versandt.

Das unter Federführung von Michael Hölscher und Maximilian Diefenbach vom Tropen­institut in Zusammenarbeit mit der Mayflower GmbH entwickelte Tool unterstützt den Ablauf in den Testeinheiten. „Die App ermöglicht, unsere Terminvergabe zu optimieren, sodass wir unsere Kapazitäten langfristig maximieren und flexibel reagieren können“, erläuterte Hölscher, Direktor des Münchner Tropeninstituts. „Es bietet unseren Partnern, den Betriebsärztlichen Diensten, einen intuitiven Arbeitsfluss.“

Diese Lösung soll nun Teststationen bundesweit zugänglich gemacht werden. Die App ist kostenfrei verfügbar. Durch die Open-Source-Lizenz sind Änderungen und individuelle Anpassungen jederzeit unter Beibehaltung der verwendeten MIT-Lizenz möglich. Die web­basierte Applikation ist laut Entwickler datenschutzkonform und läuft in allen gängi­gen Browsern.

Mayflower bietet allen Teststationen eine kostenfreie Hosting-Lösung sowie eine entgel­tfreie Einrichtung der benötigten Accounts (kontakt@mayflower.de).

Übersetzungs-App im Notdienst um Corona-Symptomatik erweitert

Bei Rettungsdiensten häufen sich die Einsätze, bei denen schnell eingeschätzt werden muss, ob es sich um eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 handelt und/oder ein anderer Notfall vorliegt. Wie können medizinische Ersthelfer bei der Versorgung fremdsprachiger Personen unterstützt und geschützt werden?

Das Start-up aidminutes hat hierzu in Zusammenarbeit mit dem Malteser Hilfsdienst und der Universitätsmedizin Göttingen eine kostenfreie App entwickelt, die das Rettungs­per­sonal in die Lage versetzt, auch fremdsprachige Patienten zu verstehen und trotz Sprach­barriere eindeutige Informationen zu erhalten.

Das kann beispielsweise dann wichtig sein, wenn eine Notfall-Patientin zusätzlich zur akuten, womöglich kritischen Symptomatik auch eine verringerte Geschmack- oder Ge­ruchswahrnehmung aufweist, die Verständigung aufgrund einer Sprachbarriere jedoch nicht möglich ist.

Die um die Coronavirussymptomatik erweiterte App „aidminutes.rescue COVID-19“ ist seit Anfang des Jahres 2020 in einer klinischen Studie beim Malteser Hilfsdienst an vier Rettungsstandorten in Niedersachsen im Einsatz. Sie ermöglicht es, in vielen Sprachen und Dialekten ein barrierefreies medizinisches Abklärungsgespräch zu führen.

Wenn in dem App-gestützten Erstgespräch der Verdacht entsteht, dass der Patient an COVID-19 erkrankt sein könnte, können relevante Informationen an das zuständige Kran­kenhaus weitergeleitet und entsprechende Maßnahmen bereits vor dem Eintreffen einge­leitet werden.

Messenger-App für Ärzte

Hohe Zuwachsraten verzeichnet derzeit der Messenger-Dienst Siilo für medizinisches Fachpersonal. Das Netzwerk zählt aktuell 220.000 aktive Nutzer und mehr als 240 Millio­nen versendete Nachrichten in mehr als 180 Ländern weltweit.

In Deutschland meldet das niederländische MedTech-Start-up sechs Monate nach dem Start 18.000 aktive Mitglieder aus medizinischen Organisationen, vorwiegend Kranken­häuser und Pflegeeinrichtungen. In dieser Zeit wurden mehr als 1,5 Millionen Nachrich­ten verschickt. Durchschnittlich 300 neue Mediziner kommen täglich hinzu. Rund 100 organisa­tionsübergreifende Netzwerke haben sich in dem Zeitraum bundesweit gebildet.

Diese Netzwerke werden, ähnlich wie Chat-Gruppen herkömmlicher Messenger, von den Nutzern selbst gegründet. Ein Beispiel ist das Netzwerk der Leiter der Notaufnahmen aller Universitätskliniken in Deutschland, eine Initiative von Martin Möckel, Ärztlicher Leiter der Notfall- und Akutmedizin der Charité in Berlin. Dort teilen die Mediziner die neuesten Erkenntnisse aus der Forschung, tauschen datenschutzkonform Protokolle aus und diskutieren über akute Fälle und neue Maßnahmen bei der Bewältigung der Corona­pandemie.

Die Technologie ist von Ärzten für Ärzte entwickelt worden. Im Mittelpunkt steht die Un­terstützung des medizinischen Fachpersonals beim Teilen von Information. Die Messen­ger-App ist nach Angaben der Hersteller nicht nur datenschutzkonform nach DSGVO, son­dern erfüllt auch alle Datenschutzanforderungen, die die Konferenz der Datenschutzauf­sichtsbehörden des Bundes und der Länder in ihrem am 7. November 2019 veröffentlich­ten Whitepaper an Messenger-Dienste im Krankenhausbereich gestellt hat.

Unter anderem sind die Daten Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Sie werden nur auf den End­geräten übermittelt, nicht auf Servern gespeichert. Fotos und personenbezogene Daten können mit einem speziellen Tool unkenntlich gemacht und in einem eigenen App-Con­tainer gespeichert werden, sodass sie nicht versehentlich mit Cloud-Diensten synchroni­siert werden.

Die per App ausgetauschten Nachrichten und Dokumente lassen sich in die elektronische Krankenakte eines Patienten exportieren. Einzelne Personen wie etwa niedergelassene Ärzte können die App „Siilo Messenger“ für iPhone oder Android kostenfrei herunterla­den. Das Systemtool „Siilo Connect“ für Organisationen, das gebührenpflichtig ist, wird in der Coronakrise kostenfrei „solange wie nötig“ zur Verfügung gestellt.

Immunausweis für schnellere Rückkehr zur Normalität

„Immunitätspässe“ wie die COV-ID-App könnten ein Weg sein, um Menschen, die das Co­ronavirus bereits überstanden haben oder in Zukunft dagegen geimpft werden, schneller wieder am öffentlichen Leben teilhaben zu lassen.

Mehrere Länder prüfen derzeit diese Option. Auch deutsche Forscher bereiten eine Studie vor, in der festgestellt werden soll, wie viele Menschen bereits gegen das COVID-19-Virus immun sind. Anschließend sollen, so die Idee, amtliche Passierscheine ausgestellt wer­den, um diese Personen von den geltenden restriktiven Maßnahmen freizustellen.

Zwei Unternehmer aus Frankfurt am Main und Berlin, Thomas Kalman und David Rost, haben den Prototyp einer Corona-App namens „COV-ID“ vorgestellt, die über den Nach­weis der Immunität einer Person dieser eine schnellere Rückkehr zur Normalität ermögli­chen soll. Sobald die Immunisierung von Vorerkrankten bestätigt ist, könnte die COV-ID-App mit ihrem fälschungssicheren Zertifizierungsmechanismus den Weg dazu öffnen.

Dazu stellt die App jedem User eine ID in Form eines per Smartphone scanbaren QR-Codes aus. Innerhalb der App verifiziert der Nutzer dafür im ersten Schritt seine Identität über ein zertifiziertes Verfahren und kann so seinen Immunitätsstatus laut seinem (von einem Arzt ausgestellten) Antikörper/Immunitäts-Befund oder gegebenenfalls seiner Impfschutzbestätigung abrufen.

Die Informationen werden in der App in einen fälschungssicheren, nicht übertragbaren Immunitätsnachweis umgewandelt, den der Nutzer bei sich trägt. Der Nachweis kann auch über eine Karte oder einen Ausdruck der COV-ID erbracht werden. Ein Äquivalent hierzu wird für Unternehmen angeboten, die sich nach einem entsprechenden Verifizie­rungsprozess in der Lage sehen, die COV-ID beziehungsweise den QR-Code des Nutzers über eine bereitgestellte App zu prüfen und so den Immunitätsstatus zu validieren.

Ausgegeben wird hierbei lediglich der Status grün oder rot (also immun oder nicht im­mun) –die Weitergabe personenbezogener Daten ist nicht nötig. Der Echtzeit-Abgleich soll gewährleisten, dass der Status des Nutzers aktuell ist und mit hoher Wahrschein­lich­keit keine Ansteckungsgefahr von ihm ausgeht.

COV-ID kann als digitale Zugangskontrolle sowohl von staatlicher als auch privater Seite eingesetzt werden. Bereiche des öffentlichen Lebens als auch der Arbeitswelt lassen sich so für bestimmte Gruppen wieder öffnen. Wichtig: Die COV-ID grenzt niemanden negativ aus – es gibt lediglich eine Positivbescheinigung und einen Abgleich auf deren Aktuali­tät. Wer noch keine ID hat – oder keine will, das Zertifikat basiert auf Freiwilligkeit –, dem kann nicht einfach unterstellt werden, dass er ansteckend oder krank ist.

Der Prototyp steht interessierten offiziellen Stellen unentgeltlich für Tests und Entwick­lun­gen zur Verfügung. © KBr/aerzteblatt.de

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