Medizin
Rätselhafte Blutgerinnsel bei COVID-19-Patienten
Mittwoch, 29. April 2020
Washington − Knapp 3 Wochen lag der kanadische Schauspieler Nick Cordero wegen COVID-19 auf der Intensivstation, dann mussten die Ärzte dem 41-Jährigen das rechte Bein amputieren. Durch ein Blutgerinnsel war das Bein abgestorben. Solche Thrombosen sind eine weitere Komplikation von Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus, über die Mediziner in China, Europa und den USA berichten.
„Ich hatte 40-Jährige auf meiner Intensivstation, die Blutgerinnsel in den Fingern hatten und es sah so aus, als würden sie sie verlieren“, sagt die Ärztin Shari Brosnahan vom Universitätskrankenhaus Langone in New York. Die einzige mögliche Erklärung für diese Gerinnsel sei das SARS-CoV-2-Virus. Bei einem der Patienten würden sogar beide Beine und Hände nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt, schildert die Intensivmedizinerin. Eine Amputation sei wahrscheinlich.
Blutgerinnsel sind nicht nur für die Gliedmaßen gefährlich, sondern können ihren Weg auch in die Lunge, das Herz oder das Gehirn finden und so Lungenembolien, Herzinfarkte und Schlaganfälle verursachen. In einer vor Kurzem in der niederländischen Zeitschrift Thrombosis Research (2020: DOI: 10.1016/j.thromres.2020.04.028) veröffentlichten Studie zeigte sich, dass es bei fast jedem dritten von 184 untersuchten Coronapatienten thrombotische Komplikationen gab. Die Wissenschaftler bezeichneten diesen Anteil als „bemerkenswert hoch“ − auch wenn extreme Folgen wie Amputationen selten sind.
Das Risiko einer Thrombose durch COVID-19 sei so hoch, dass Patienten „möglicherweise prophylaktisch Blutverdünner verabreicht werden sollten“, schreibt ein Forscherteam um Behnood Bikdeli vom Irving Medical Center in New York im Journal of The American College of Cardiology (2020; DOI: 10.1016/j.jacc.2020.04.031). „Ich habe in meiner Karriere hunderte Blutgerinnsel gesehen, aber noch nie so viele anormale extreme Fälle“, sagt Bikdeli.
Noch ist unklar, warum sich die Blutgerinnsel bei COVID-19 bilden können. Eine mögliche Erklärung ist, dass Menschen, die schwer erkranken, oft an Vorerkrankungen von Herz und Lunge leiden, durch die das Thromboserisiko bereits erhöht ist.
Zum anderen begünstigt das starre Liegen auf einer Intensivstation die Entwicklung von Blutgerinnseln. Inzwischen ist auch klar, dass COVID-19 einen sogenannten Zytokinsturm auslösen kann, und diese Überreaktion des Immunsystems wird auch mit Thrombosen in Verbindung gebracht.
Oder aber das Virus selbst verursacht die Blutgerinnsel, was auch bei anderen Viren vorkommt. Ein Artikel in der Zeitschrift The Lancet (2020; doi: 10.1016/S0140-6736(20)30937-5) vergangene Woche zeigte, dass das Virus das Endothel der Blutgefäßen infizieren kann, was ebenfalls zu Gerinnungsstörungen führen könnte.
Bei einigen Patienten helfen Blutverdünner wie Heparin, sagt Intensivmedizinerin Brosnahan. Bei anderen seien sie hingegen wirkungslos. „Da gibt es zu viele Mikrogerinnsel und wir wissen nicht genau, wo die sitzen“, sagt Brosnahan.
Autopsien haben gezeigt, dass die Lungen mancher Verstorbener voller winziger Gerinnsel waren. Die rätselhaften Thrombosen bei COVID-19-Patienten helfen zumindest, ein anderes Phänomen der Krankheit zu erklären.
Mikrogerinnsel in der Lunge könnten der Grund sein, warum künstliche Beatmung vielen Patienten mit Sauerstoffmangel im Blut nicht hilft, sagt Cecilia Mirant-Borde, Intensivmedizinerin an einem Militärkrankenhaus in Manhattan. Die Gerinnsel blockierten die Blutzirkulation in der Lunge und damit die Sauerstoffversorgung.
Es ist noch keine 5 Monate her, dass das Virus zum ersten Mal im chinesischen Wuhan bei einem Menschen auftauchte. Mediziner lernen jeden Tag mehr über die Infektionskrankheit. „Wir reagieren überrascht, aber eigentlich sollten wir nicht verwundert sein“, sagt die New Yorker Ärztin Brosnahan. „Viren neigen dazu, seltsame Dinge zu tun.“ © afp/aerzteblatt.de

Patienten im Krankenhaus erhalten doch in aller Regel Heparin
Vorsichtsmaßnahme in aller Regel nicht automatisch.
Nach 5-6 Wochen "shutdown" kommt das jetzt plötzlich. Nicht im Januar/
Februar oder Anfang März. Weil die Pat. jetzt schon entsprechend krank
eingeliefert worden sind. Corona ist nicht an allem schuld - kann aber
verstärkend wirken.

Mikrothromben und Makrothrombosen / embolische Komplikationen
Gut, dass der Kollege genug Flüssigkeit aufgenommen hat und noch ausreichend mobil war.
Mikrothrombosen der vasa nervorum könnten auch u.a. auch bei den Fällen mit vorübergehender Geschmacks-und Geruchsstörungen diskutiert werden, auch eine Beteiligung anderer Hirn-(nerven)-versorgender Gefässe mit Invasion von SARS-CoV2 in das ZNS könnte alternativ zu einem Befall von SARS-CoV2 via Endocytose untersucht werden. Man kann sich dem vorherigem Kommentar nur anschliessen, Pathologen an die Front.
Sollten Pat. mit bekannter Thrombophilie oder mit einer Thrombose in der Anamnese als Risikogruppe (für einen schweren Verlauf) eingeordnet werden?

Man fängt an zu denken
Langes Liegen, Schmerzmittel, sich verlassen auf andere anstatt nach den Ursachen zu schauen.
Bei mir war der Verlauf extrem hart, Verlust der ganzen Muskulatur - was zu Thromben hätte führen können, allerdings hatte ich in den 10 Tagen Bettlägerigkeit eine Höllendurst, und trank täglich über 3 Liter Tee, was mich zwang, trotz immer gravierender werdenden Schwäche alle 1,5 Stunden aufzustehen.
Das fiel dann wegen immer extremerer Lähmungen immer schwerer.
Am 10. Tag trieb mich Dekubitus an 2 Stellen am Rückgrat aus dem Bett, das sind unvorstellbare Schmerzen bei Druck...
Im Krankenhaus wäre ich wahrscheinlich gestorben, hätte mir mit Sicherheit Pneumokokken geholt - so blieb ich aufgrund des Harndrangs mobil.
Eingebrockt hatte ich mir als Diabetiker das Ganze selbst, weil ich etwas zu viel Disacharide vor der Grippe genehmigt hatte - war in dieser Schwere in Verbindung mit dieser Grippeform nicht zu erwarten.
Diabetiker sind am schlimmsten betroffen.
Der massive Muskelschwund und die Lähmungen lassen einen Vergleich mit einer Polioerkrankung zu.
Die Pathologen sind dringend gefragt !!!

Mikrothromben

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