Politik
Politik dämpft Erwartungen bei Impfstoffentwicklung
Montag, 4. Mai 2020
Berlin – Bei der Suche nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 haben Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) die Erwartungen auf einen schnellen Erfolg gedämpft.
Es gebe vielversprechende Ansätze, aber die Entwicklung von Impfstoffen sei „das Herausfordernste, mit das Schwierigste, das es gibt in der Medizin“, sagte Spahn im ARD„Bericht aus Berlin“. „Ich freue mich, wenn es in wenigen Monaten gelänge.“ Aber man müsse auch realistisch bleiben. „Es kann auch Jahre dauern, weil es natürlich auch Rückschläge geben kann, das haben wir bei anderen Impfstoffen gesehen“, erklärte der Minister.
„Wir dürfen keine Wunder erwarten“, sagte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) heute bei einer Telefonkonferenz. Nach wie vor gehe man davon aus, dass Impfstoffe frühestens Mitte nächsten Jahres breit zur Verfügung stehen könnten.
Und dann müsse man immer noch damit rechnen, dass sie nicht alle Erwartungen erfüllten. „Vielleicht schützen sie nur vor einer schweren Erkrankung, vielleicht müssen sie regelmäßig aufgefrischt werden“, ergänzte Karliczek. Aber auch das wäre nach ihren Worten „immer noch ein großer Gewinn“. In der Regel dauerten Impfstoffentwicklungen mehr als zehn Jahre.
Die Ministerin kündigte ein „großangelegtes Sonderprogramm“ zur Impfstoffentwicklung und -herstellung in Deutschland an. Dabei solle es um die Unterstützung von Unternehmen und Forschergruppen gehen und um den Ausbau von Studienkapazitäten bei der Impfstofferprobung.
Sie könne sich beispielsweise vorstellen, dass in späteren Phasen klinischer Studien auch Menschen aus systemrelevanten Berufen und Risikogruppen auf freiwilliger Basis teilnähmen, um die Zahl der Probanden zu erhöhen. Karliczek nannte als Beispiel Polizisten, Lehrer oder medizinisches Personal. In der Bundesregierung arbeite man an diesem Programm. Sie wünsche sich, dass es „zeitnah“ vorgestellt werden könne.
Derzeit sind in Deutschland rund 25.000 Menschen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert. Diese Zahl nannte Spahn gestern im ARD-„Bericht aus Berlin“ mit Stand vom Morgen. Er räumte ein, vor einigen Tagen eine falsche Zahl genannt zu haben.
Er habe von der Zahl aller Infizierten die der Genesenen abgezogen, aber vergessen, auch die Todesfälle abzuziehen. „Da lag ich um 6.000 daneben.“ Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte die von Spahn genannte falsche Zahl akut Infizierter in der Pressekonferenz nach der letzten Bund-Länder-Konferenz verwendet. © dpa/aerzteblatt.de

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