Politik
Screening für Pflegeheim- und Klinikpersonal in Thüringen kommt
Dienstag, 5. Mai 2020
Erfurt − Thüringen will angesichts gelockerter Einschränkungen des Alltagslebens während der Pandemie die Labortests auf Infektionen mit SARS-CoV-2 deutlich ausweiten. Dabei sollen auch vorsorgliche Tests beim Personal von Pflegeheimen, ambulanten Pflegediensten und Krankenhäusern eingeführt werden, wie Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) heute in Erfurt sagte.
Es gehe um den Schutz von Risikogruppen wie älteren und gesundheitlich angeschlagenen Menschen, betonte sie. Sie seien angesichts der Rückkehr zu einer „eingeschränkten Normalität“ besonders gefährdet. „Wir haben noch kein Impfmittel und noch kein Medikament“, stellte Werner fest. Daher sei es wichtig, Infektionsketten zu unterbrechen.
Geplant ist das Screening von Krankenhaus- und Pflegepersonal, das selbst keine oder nur wenige Symptome zeigt, mit bis zu zwei Tests pro Woche. Dabei würde unter anderem Personal einbezogen, das Patienten mit der durch das Virus verursachten Lungenkrankheit COVID-19 betreut.
Hinzu kommen Mitarbeiter besonders gefährdeter Bereiche wie Intensivstationen, Geriatrieabteilungen und Krebsstationen von Krankenhäusern sowie Beschäftigte von Kliniken und Pflegeeinrichtungen in Regionen mit besonders vielen Coronafällen.
Auch Menschen, die neu in Pflegeeinrichtungen aufgenommen werden oder zum Beispiel nach Klinikaufenthalten dorthin zurückkehren, sollen getestet werden. Dies hatten Pflegeheimbetreiber gefordert. Zudem soll der Kreis der zu testenden Menschen mit bestehenden Atemwegssymptomen und Lungenentzündungen erweitert werden.
Die Laborkapazitäten für die Ausdehnung der Tests sind Werner zufolge vorhanden. Von 24.000 möglichen Tests pro Woche würden derzeit nur 11.000 in Anspruch genommen. Mit der Einbindung tiermedizinischer Laborkapazitäten des Landesamtes für Verbraucherschutz in die Diagnostik und die Einführung neuer Testtechniken könne die Kapazität langfristig auf 30.000 Tests wöchentlich hochgefahren werden.
Weil die Krankenkassen die Finanzierung vorsorglicher Tests bislang nicht übernehmen, will das Land dafür zunächst die Kosten tragen. Für die Beschaffung von Tests, mit denen sich eine bereits durchgemachte unbemerkte Coronainfektion nachweisen lässt, rechnet Werner mit einem Finanzbedarf von 25 Millionen Euro.
In Thüringen ist es bisher in einer Reihe von Pflegeeinrichtungen zu Coronainfektionen gekommen. Im Landkreis Greiz, der in Thüringen besonders stark von der Pandemie betroffen ist, waren bei einem Massentest in fünf Pflegeheimen bei etwa 900 Menschen Abstriche genommen worden. © dpa/aerzteblatt.de

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