Ärzteschaft
Digitaler Schulterschluss zwischen Ärzten und Gesundheitsämtern
Montag, 11. Mai 2020
Kiel – Im Kampf gegen SARS-CoV-2 haben sich in Schleswig-Holstein die Gesundheitsämter mit hunderten niedergelassenen Ärzten digital vernetzt. Die Ärzte fragen bei häuslich isolierten Infizierten zweimal täglich den Gesundheitszustand und Messdaten ab, dokumentieren die Parameter in einem Sieben-Punkte-Protokoll in einer Datenbank.
Die Ämter können sich auf die Verfolgung von Kontakten und die Anordnung von Isolierungen konzentrieren. Dieses ambulante Monitoring sei bundesweit einmalig und ein wichtiger Baustein dafür, dass Schleswig-Holstein gemessen an anderen Bundesländern bisher „halbwegs vernünftig“ durch diese Krise gekommen sei, sagte Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) heute in Kiel.
Das seit sechs Wochen engmaschige laufende System soll dazu beitragen, Krankheitskomplikationen früh zu erkennen und stationäre Behandlungen zu verhindern. Von einem „Schutzwall für Kliniken“ ist die Rede.
Laut Garg wurden bisher 1.606 Infizierte in das Monitoring einbezogen, von denen 1.196 wieder genesen seien. 103 seien ins Krankenhaus gekommen, 35 gestorben. Derzeit würden noch 206 Infizierte entsprechend betreut. Garg bescheinigte der Kassenärztlichen Vereinigung (KVSH) und den 15 Gesundheitsämtern eine herausragende Leistung.
Anfangsprobleme gab es auch, schließlich bedeuteten Vorgaben an die Ärzte einen Eingriff in die Therapiefreiheit von überwiegend selbstständigen Medizinern, wie die KVSH-Vorsitzende Monika Schliffke erläuterte.
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Dennoch hätten spontan weit mehr als 600 Mediziner und damit rund ein Drittel der 1.950 Hausärzte spontan mitgemacht. Die enge Betreuung der Infizierten sei wichtig, um den Zeitpunkt einer notwendigen Intervention nicht zu verpassen.
Auch Lungenärzte und eine Fahrbereitschaft seien einbezogen worden, dazu 30 Anästhesisten mit Schutzkleidung ausgestattet. Innerhalb weniger Tage sei eine interaktive Datenbank installiert worden, sagte Schliffke.
Zwischen Datenbanken des Landes, der Gesundheitsämter und der KVSH wurden Schnittstellen geschaffen. „Jede Krise hat auch ihren Innovationsschub“, sagte Schliffke. Auch digitale Übersetzer werden genutzt – schließlich sprechen nicht alle Infizierten ausreichend gut Deutsch.
Das ambulante Monitoring bedeute eine zukunftsorientierte Vernetzung zur Optimierung des Gesundheitssystems, sagte die Sprecherin der Gesundheitsämter im Land, Maria Kusserow. Es könne auch über die Coronapandemie hinaus zielführend für den Gesundheitsschutz der Bürger eingesetzt werden. © dpa/aerzteblatt.de

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