Politik
Tag der Pflege: Wunsch nach höherer Vergütung und mehr Wertschätzung
Dienstag, 12. Mai 2020
Berlin – Angesichts des heutigen internationalen Tags der Pflege haben viele Organisationen, Verbände und Parteien mehr Wertschätzung der Pflege und eine höhere Vergütung für Pflegekräfte gefordert.
Nie zuvor sei die Bedeutung der Mitarbeiter in der professionellen Pflege deutlicher geworden als jetzt in der Bewältigung der Coronapandemie, betonte der Präsident des Deutschen Pflegerats (DPR), Franz Wagner. Das müsse Konsequenzen haben.
„Die Bezahlung der Pflegefachpersonen und die Rahmenbedingungen ihrer Arbeit müssen sich verbessern“, forderte er. „Ihre Kompetenzen müssen für das gesamte Gesundheits- und Pflegesystem genutzt werden.“ Benötigt werde auch eine neue Aufgabenverteilung der Gesundheitsberufe.
„Ich wünsche mir, dass die Arbeit der Pflegenden endlich so gewürdigt und honoriert wird, wie es sich für einen professionellen Beruf gehört“, sagte die Präsidentin der Pflegekammer Niedersachsen, Nadya Klarmann.
Sozialsysteme mit mehr Geld für die Pflege ausstatten
Einmalige Zahlungen wie eine steuerfreie Prämie seien zwar ein wichtiges Signal, aber reichten auf Dauer nicht, erklärte Diakonie-Präsident Ulrich Lilie. „Die Sozialsysteme müssen mit mehr Geld ausgestattet werden.“ Eine gute Bezahlung sei außerdem die Grundlage dafür, weiterhin gutes und engagiertes Personal zu finden.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) forderte eine flächendeckende tarifliche Entlohnung für Pflegekräfte. „Anerkennung ist wichtig, bleibt aber ohne Wert, wenn sie nicht in konkrete Verbesserungen mündet“, sagte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel. Die Linke forderte bei einer Demonstration vor dem Kanzleramt in Berlin 500 Euro pro Monat mehr Grundgehalt in der Branche.
„An diesem für uns so besonderen Tag muss auch über die Professionalisierung der beruflichen Pflege gesprochen werden“, sagte Andrea Bergsträßer, Vorstandsmitglied der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz. „Es ist endlich an der Zeit, dass unsere Profession nicht nur vollständig als Heilberuf anerkannt wird, sondern auch, dass sie aufgrund ihrer hohen Kompetenz dieselbe Anerkennung erhält wie alle anderen Berufsgruppen im Gesundheitswesen.“
„Die notwendige Professionalität einbringen“
Der Verband der PflegedirektorInnen der Unikliniken (VPU) hat zum Tag der Pflege eine Stellungnahme veröffentlicht, in der insbesondere die Bedeutung der Pflegewissenschaft für die Profession betont wird.
„Die öffentliche Wertschätzung für diese Berufsgruppe scheint zwar gestiegen zu sein, doch ihr Rollenbild in Politik, Gesellschaft und Medien bleibt unverändert“, heißt es darin. Damit Pflegefachpersonen endlich ihren berechtigten Platz im Gesundheitssystem und Pflegewissenschaft die notwendige Anerkennung fänden, müssten jetzt die Weichen gestellt werden.
„Es ist äußerst wichtig, in die derzeit bundesweit und öffentlich stattfindende Diskussion rund um die Pflege in Deutschland, neben all der subjektiven Eindrücke, die notwendige Professionalität einzubringen, um so diesem gesamten Themenkomplex adäquat zu begegnen“, betonte Torsten Rantzsch, Vorstandsvorsitzender des VPU.
Stärkung der Pflegewissenschaft
Die Stellungnahme wurde auch vom DPR, dem Deutschen Berufsverband der Pflegeberufe (DBfK), der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft, der European Academy of Nursing Science und den Pflegekammern Rheinland-Pfalz und Niedersachsen unterzeichnet.
Gemeinsam fordern sie neben der Attraktivitätssteigerung des Berufs der Pflegenden auch „die dringend notwendige, wachsende Akademisierung der Pflege sowie eine deutliche Stärkung der Pflegewissenschaft“.
In den vergangenen Jahren hat die Bundesregierung unter anderem im Rahmen der „Konzertierten Aktion Pflege“ zahlreiche Verbesserungen der Arbeitsbedingungen in der Pflege angestoßen. So plant Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD), einen Tarifvertrag in der Pflege für allgemeinverbindlich zu erklären. Ein solcher Tarifvertrag muss von den Sozialpartnern in der Pflege jedoch erst noch geschlossen werden.
Zudem hat das Bundesgesundheitsministerium einen sogenannten Strategieprozess begonnen, an dessen Ende die Übertragung heilkundlicher Tätigkeiten an Pflegefachkräfte stehen soll.
Hohe Erwartungen in die Digitalisierung
Anlässlich des Tages der Pflege hat das Unternehmen Lindera zusammen mit dem Meinungsforschungsunternehmen Civey 700 Pflegefachkräfte in Deutschland befragt, was sie sich von der Zukunft des Pflegeberufs erwarten. Demnach bedeutet „moderne Pflege“ für 48,3 Prozent der Befragten, dass sie mehr Zeit für die Patienten haben.
Es folgen die Forderung nach hohen Qualitätsstandards in der Pflege (36,1 Prozent) sowie einem besseren Ansehen für ihren Beruf (31,6 Prozent). Insbesondere für junge Menschen im Pflegeberuf sei die Einhaltung hoher qualitativer Standards entscheidend für eine moderne Pflege (53,6 Prozent), schreibt Lindera.
Zudem erwarteten insbesondere junge Menschen vom Einsatz digitaler Lösungen in der Pflege auch eine Verbesserung ihres Berufsbilds. 83,5 Prozent der 18- bis 29-Jährigen glauben demnach, dass digitale Lösungen die Pflegeberufe verändern werden. 67,7 Prozent der Befragten glauben zudem, dass digitale Anwendungen den Dokumentationsaufwand senken werden.
Der Internationale Tag der Pflege wird jedes Jahr am 12. Mai begangen. Der 12. Mai 1820 war der Geburtstag von Florence Nightingale, die als Pionierin der Krankenpflege gilt. © fos/dpa/kna/aerzteblatt.de

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