Hochschulen
Telemedizin: Robotervisite auf Berliner Intensivstationen
Mittwoch, 13. Mai 2020
Berlin – Mobile Roboter begleiten aktuell bis zu 60 tägliche Visiten bei beatmeten Patienten auf Berliner Intensivstationen (ITS). Gesteuert werden die 25 Roboter von Anästhesisten und Intensivmedizinern über Computer an der Charité. So sollen „die intensivmedizinische Erfahrung der Charité und der evidenzbasierte Wissensstandard breit zur Verfügung“ gestellt werden, sagte Claudia Spies, Direktorin der Klinik für Anästhesiologie, in einer Mitteilung vergangene Woche.
Die circa 1,70 Meter hohen Roboter werden über eine drahtlose Internetverbindung von einem Computer aus gelenkt. Sensoren erkennen dabei die Nähe zu Objekten und Personen in bis zu 30 Metern Entfernung. Ein separat beweglicher Bildschirm zeigt das Gesicht des steuernden Arztes.
Viel Übung notwendig
Mit den eingebauten hochauflösenden Kameras könne man den Patienten sowie die Monitore oder Einstellungen der Beatmungsgeräte sehr gut sehen, sagte Björn Weiß, Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie, in einem Erklärvideo. „Man braucht keinen Führerschein, aber man braucht viel Übung“, berichtete er. Nach Herstellerangaben können die Roboter bis zu fünf Stunden lang im Einsatz sein. Anschließend lasse sich die Batterie innerhalb von zwei Stunden zu 80 Prozent wieder aufladen.
Bei den interdisziplinären Visiten sei der Roboter nie allein mit den Patienten, sagte Stefan Angermair, Leitender Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie an der Charité. „Wir haben immer jemanden mit dabei. Und wenn man den Patienten das vorher erklärt, dann nehmen die das sehr gut auf“, erklärte er. Es seien immer auch wenigstens ein Arzt und eine Pflegekraft mit anwesend, gab die Charité auf Nachfrage an.
Mittlerweile seien zehn Intensivmediziner im telemedizinischen Zentrum der Universitätsklinik für die Verwendung der Visitenroboter geschult worden, teilte die Charité dem Deutschen Ärzteblatt mit. Zudem seien die Partnerkliniken, in denen die Roboter stehen, in deren Nutzung eingewiesen worden.
Die sogenannte „telemedizinische Intensivstation“ entstammt dem Projekt ERIC (Enhanced Recovery after Intensive Care) des Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA). Oberarzt Weiß ist der Koordinator des Projekts: „Wir erarbeiten gemeinsam mit dem Behandlungsteam vor Ort Strategien und können im Bedarfsfall beraten und unterstützen“.
Die Charité hatte zu Beginn der Coronapandemie das SAVE-Konzept entwickelt. Das steht für „Sicherstellung der akuten, intensivmedizinischen Versorgung im Epidemiefall COVID-19“.
Dabei koordiniert die Universität als Level-1-Klinik berlinweit die Belegung der Intensivbetten und versorgt die schwersten Fälle – darunter auch schwere COVID-19-Erkrankungen. Zudem betreut die Charité die ITS-Patienten der kleineren Krankenhäuser mit und tauscht sich mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten aus, beispielsweise mithilfe der Visitenroboter.
16 Berliner Notfallkrankenhäuser werden zudem als Level-2-Kliniken in die Versorgung von Coronapatienten eingespannt. Darunter sind das Unfallkrankenhaus Berlin (UKB), Häuser des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) sowie vom kommunalen Träger Vivantes und dem privaten Klinikkonzern Sana.
Sie alle seien bereits mit der notwendigen telemedizinischen Technik ausgestattet worden, so die Charité in ihrer Mitteilung. Die übrigen 60 Notfallkrankenhäuser Berlins sollen als Level-3-Kliniken zunächst Patienten ohne COVID-19-Infektion vorbehalten sein. © jff/aerzteblatt.de

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