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Medizin

COVID-19: Auch Kinder können schwer erkranken

Dienstag, 12. Mai 2020

/seraph photographer, stock.adobe.com

Houston/Wuhan/New York − Kinder erkranken zwar seltener an COVID-19, eine Infektion mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 kann jedoch bei ihnen ebenso wie bei Erwachsenen zu schweren Verläufen führen, wie die Erfahrungen von pädiatrischen Intensivstationen zeigen, die jetzt in JAMA Pediatrics (2020; DOI: 10.1001/jamapediatrics.2020.1948) veröffentlicht wurden.

Chinesische Mediziner berichten in den Frontiers in Pediatrics (2020; DOI: 10.3389/fped.2020.00258) von Kindern, die schwer erkrankten, obwohl sie keinerlei Atemwegssymptome hatten. In New York sind mehrere Kinder an einem Kawasaki-Syndrom gestorben.

Verglichen mit ihren Kollegen haben pädiatrische Intensivmediziner bisher nur wenige Patienten mit COVID-19 behandeln müssen. An den 46 Intensivstationen aus Nordamerika, die sich an der „International COVID-19 PICU Collaborative“ beteiligen, waren in den 3 Wochen zwischen dem 14. März und dem 3. April nur 48 Patienten aufgenommen worden.

Von diesen mussten allerdings 18 (38 %) invasiv beatmet werden. Wie Lara Shekerdemian vom Texas Children's Hospital in Houston und Mitarbeiter berichten, haben 2 Kinder die Erkrankung nicht überlebt, 4 weitere befanden sich bei Erstellung des Manuskripts noch in einem kritischen Zustand: 3 wurden beatmet, eines erhielt eine extrakorporale Membran­oxygenierung (ECMO).

Die Ansicht, dass Kinder grundsätzlich nicht an COVID-19 erkranken, sei deshalb falsch, meint Co-Autor Lawrence Kleinman von der Robert Wood Johnson Medical School in New Brunswick/New Jersey. Eltern und Ärzte sollten eine Erkrankung bei den Kindern deshalb immer ernst nehmen.

Wie bei Erwachsenen hatten die meisten Kinder, die wegen eines komplizierten Verlaufs auf der Intensivstation behandelt werden mussten, Vorerkrankungen. Am häufigsten erkrankten Kinder mit genetischen Erkrankungen und sonstigen Entwicklungsstörungen und solche, die bereits vor der Infektion mit SARS-CoV-2 wegen schweren Erkrankungen tracheotomiert waren oder andere apparative Unterstützung benötigten.

Nur 3/4 der Kinder hatten bei der Aufnahme Atemwegssymptome, weswegen eine Erkrankung leicht übersehen werden kann. Diese Erfahrung machten auch Mediziner an der Tongji Klinik in Wuhan. Dort wurden 5 Kinder wegen gänzlich anderer Erkrankungen auf der Notfallaufnahme vorgestellt: Ein Kind hatte einen Nierenstein, ein anderes ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten. Das dritte Kind, ein 2 Monate alter Säugling, war wegen Schläfrigkeit, Gedeihstörungen und Durchfall aufgefallen. Bei den anderen beiden war eine Appendizitis beziehungsweise eine Intussuszeption des Darmes diagnostiziert worden.

COVID-19 war bei den Patienten aufgrund eines Thorax-CTs vermutet und dann mittels PCR-Test bestätigt worden, berichten Wenbin Li und Mitarbeiter. Die Ärzte raten den Pädiatern, vor allem bei gastrointestinalen Symptomen an eine mögliche Infektion mit SARS-CoV-2 zu denken. Einer der 5 Patienten, das 10 Monate alte Kind mit der Intussuszeption, starb an einem Multiorganversagen.

Mit einem anderen Problem sehen sich derzeit pädiatrische Intensivmediziner in New York konfrontiert. In den letzten Tagen diagnostizierten sie bei insgesamt 15 Kindern ein „pediatric multi-system inflammatory syndrome“, an dem 3 Kinder starben (mittlerweile soll die Zahl der Erkrankungen auf 85 gestiegen sein).

Die Erkrankung erinnert laut einer Mitteilung der New Yorker Gesundheitsbehörde an ein toxisches Schocksyndrom oder an ein Kawasaki-Syndrom. Die Kinder litten unter hohem Fieber, das begleitet wurde von einem starken Anstieg der Entzündungsparameter (CRP) und des Enzyms Troponin, das eine Schädigung des Herzmuskels anzeigt.

Das Kawasaki-Syndrom wird als überschießende Reaktion des Immunsystems auf eine Atemwegsinfektion gedeutet. Es kommt zu einer entzündlichen Reaktion der Blutgefäße (Vaskulitis), die zu einer irreversiblen Schädigung der Koronargefäße führen kann.

Die PCR-Tests auf Gene von SARS-CoV-2 fielen nur bei 4 der 15 Kinder positiv aus. Bei den anderen könnte die Infektion bereits abgeklungen sein, als die starken Entzün­dungs­reaktionen einsetzten. Dafür spricht, dass der Antikörpertest bei 6 der im PCR-Test negativen Kinder positiv ausfiel. © rme/aerzteblatt.de

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