Medizin
COVID-19: Darmnekrosen im CT erkannt
Dienstag, 12. Mai 2020
Boston − Bei einer schweren Infektion mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 kann es zu Darmschäden bis hin zu einer Nekrose von Darmschlingen kommen, die in einer Studie in Radiology (2020; DOI: 10.1148/radiol.2020201908) mit einer Computertomografie (CT) rechtzeitig diagnostiziert wurde.
Viele Patienten mit COVID-19 klagen über gastrointestinale Symptome. Im Labor finden sich nicht selten Hinweise auf eine Leberschädigung. Dies veranlasst häufig eine Computertomografie oder eine Oberbauchsonografie, die nach einer retrospektiven Analyse des Massachusetts General Hospital in Boston zu klinisch relevanten Entdeckungen führen können.
Wie Rajesh Bhayana und Mitarbeiter berichten, war bei 13 von 412 Patienten mit COVID-19 (3,2 %) im CT eine Verdickung der Darmwände erkennbar. Bei 4 Patienten wurde außerdem eine Gasbildung in der Darmwand (Pneumatosis) oder in der Pfortader entdeckt, die auf eine ischämische Schädigung hinweist.
Diese 4 Patienten wurden umgehend laparotomiert. Die Chirurgen entdeckten bei 2 Patienten nekrotische Darmschlingen, die entfernt wurden. Anders als üblicherweise waren die abgestorbenen Darmabschnitte nicht dunkelviolett bis schwarz, sondern gelblich verfärbt. Bhayana vermutet, dass die Verfärbung durch Fibrinablagerungen verursacht wurde.
Die pathologische Untersuchung bestätigte den Verdacht einer ischämischen Enteritis mit fleckenförmigen Nekrosen, die teils auf die Mukosa beschränkt waren, teils auf die gesamte Darmwand ausgedehnt waren. Bei beiden Patienten wurden Fibrinthromben in den submukosalen Arteriolen gefunden. Bhayana vermutet, dass die Verlegung der Blutgefäße für die Darmischämie verantwortlich ist.
In der Ultraschalluntersuchung wurde bei 20 Patienten (4,85 %) eine vergrößerte Gallenblase mit Mikrolithiasis („Gallenschlamm“) gefunden. Bhayana vermutet, dass sie durch eine Cholestase („Gallenstauung“) ausgelöst wurde. Die Punktion der Gallenblase bei 4 Patienten ergab keinen Hinweis auf eine Infektion.
Die Ursache für die ischämischen Darmschäden ist unklar. Die Viren könnten die Darmschleimhaut infiziert haben (die Zellen exprimieren teilweise den ACE2-Rezeptor, über den SARS-CoV-2 in die Zellen gelangt). Die Ursache könnte jedoch auch in einer Thrombose der kleinen Blutgefäße zu suchen sein, entweder infolge einer Infektion oder Schädigung der Endothelien oder im Rahmen einer allgemein gesteigerten Thromboseneigung des Blutes. © rme/aerzteblatt.de

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