Medizin
SARS-CoV-2: Erster Impfstoff erzeugt neutralisierende Antikörper in Phase-1-Studie
Dienstag, 19. Mai 2020
Cambridge/Massachusetts − Der Impfstoff mRNA-1273, der nach der Entdeckung und Sequenzierung des neuen Coronavirus SARS-CoV-2 innerhalb weniger Wochen entwickelt und hergestellt wurde, hat in einer laufenden Phase-1-Studie offenbar eine gute Schutzwirkung erzielt.
Laut einer Pressemitteilung des Herstellers wurden bereits bei den ersten Probanden Antikörper erzeugt, die in einem Labortest eine neutralisierende Wirkung erzielten. Auch die tierexperimentellen Studien liefern vielversprechende Ergebnisse.
mRNA-1273 gehört zu einer neuen Art von Impfstoffen, die als RNA-Vakzine bezeichnet werden. Sie enthalten die Boten-RNA (mRNA) eines Gens, die in Nanopartikel verpackt wird. Nach der intramuskulären Impfung wird die mRNA von Muskelzellen aufgenommen. Die Zellen werden zu Produzenten eines Proteins, das vom Immunsystem als fremd erkannt wird, was die Bildung von protektiven Antikörpern zur Folge hat.
mRNA-1273 enthält die Erbinformation für einen Bestandteil des Spike-Proteins von SARS-CoV-2. Die bei der Impfung erzeugten Antikörper sollen das Virus neutralisieren und eine Infektion der Körperzellen verhindern. mRNA-1273 wurde von der Firma Moderna aus Cambridge/Massachusetts, die sich auf mRNA-Wirkstoffe spezialisiert hat, in einem Rekordtempo entwickelt.
Von der Veröffentlichung der Gensequenz durch chinesische Forscher Anfang Januar über die Konzeption bis zur Bereitstellung einer ausreichenden Impfstoffmenge am 24. Februar vergingen gerade einmal 42 Tage. Nachdem die FDA einer klinischen Studie zugestimmt hatte, erhielten am 16. März die ersten gesunden Probanden einer Phase- 1-Studie eine erste Dosis.
mRNA-1273 ist der erste Impfstoff, für den Zwischenergebnisse aus einer klinischen Studie vorliegen, wenn auch nur in Form einer Pressemitteilung. Bislang wurden 45 Personen geimpft. Jeweils 15 Probanden erhielten 1 von 3 Dosierungen (25 µg, 100 µg und 250 µg). Vorgesehen sind 2 Impfungen im Abstand von 4 Wochen.
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Bei allen geimpften Personen, gesunden Erwachsenen im Alter von 18 bei 55 Jahren, ist es laut der Pressemitteilung 15 Tage nach der ersten Impfdosis zu einer Serokonversion gekommen, also zur Produktion der gewünschten Antikörper.
Die beiden Gruppen mit den Dosierungen 25 µg und 100 µg haben bereits beide Impfdosen erhalten. In beiden Gruppen ist die Konzentration der Antikörper angestiegen: In der niedrigen Impfdosis erreichten alle 15 Probanden höhere Antikörpertiter, als sie bei genesenden Patienten nach einer überstandenen Infektion gemessen wurden. In der mittleren Impfdosis war dies bisher bei 10 von 15 Patienten der Fall. Dass es weniger waren, könnte daran liegen, dass die Impfungen mit höheren Dosierungen aus Sicherheitsgründen später begonnen wurden.
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In den Dosisgruppen 25 µg und 100 µg wurde mit den Seren von jeweils 4 Probanden ein Neutralisierungstest („Plaque-Reduktions-Assay“) durchgeführt. An Zellkulturen wurde untersucht, ob das Serum der Patienten in der Lage ist, die Viren zu binden und dadurch eine Infektion und das Absterben der Zellen zu verhindern.
Dies ist laut dem Hersteller in allen 8 Fällen gelungen. Die Phase-1-Studie läuft demnach nach Plan, zumal die Impfung sich offenbar als sicher und gut verträglich erwiesen hat. In den beiden niedrigen Dosierungen kam es laut Hersteller lediglich bei jeweils einem Probanden zu einem Erythem 3. Grades an der Injektionsstelle.
Die höchste Impfdosis (250 µg) wurde dagegen weniger gut vertragen. Bei 3 Patienten kam es zu systemischen Reaktionen. Der Hersteller hat deshalb beschlossen, in der Phase-2-Studie nur noch die beiden niedrigeren Dosierungen zu verwenden.
Auch die parallel durchgeführten präklinischen Studien waren bisher erfolgreich. In einer viralen Challenge-Studie verhinderte mRNA-1273 die Virusreplikation in der Lunge von Mäusen, die mit SARS-CoV-2 inokuliert worden waren. Bei den Tieren wurden ähnliche Antikörper-Titer beobachtet wie jetzt in der klinischen Studie.
Der Hersteller hofft, bereits im Juli mit einer Phase-3-Studie beginnen zu können. Danach könnte der Impfstoff zugelassen werden. Wann dies frühestens der Fall sein könnte, steht offenbar nicht fest. © rme/aerzteblatt.de

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