Ärzteschaft
COVID-19 und Klima: Die Krise als Chance begreifen
Mittwoch, 27. Mai 2020
Berlin – Weltweit fordern Ärzte gemeinsam mit anderen Gesundheitsberufen die Sicherung der essenziellen Lebensgrundlagen auf dem Planeten. 350 Gesundheitsorganisationen, die nach eigenen Angaben rund 40 Millionen Beschäftigte der Gesundheitssysteme in 90 Ländern vertreten, haben dazu einen Brief an die Regierungschefs der 20 reichsten Industrienationen (G20) unterschrieben.
Die enormen Investitionen zur Wirtschaftsförderung, die viele Länder angesichts der weltweiten Rezession in der COVID-19-Pandemie beschließen, müssten den Gesundheitsschutz und die Gesundheitsförderung in den Mittelpunkt stellen. So lautet die zentrale Forderung des Zusammenschlusses der globalen Organisationen. Besonders gelte dies für Schlüsselsektoren wie das Gesundheitswesen, Energie, Mobilität und Landwirtschaft.
Bei der Aktion handelt es sich, nach Aussage der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG), um die bisher größte globale Initiative in der Geschichte des modernen Gesundheitswesens.
Unter den Unterzeichnern findet sich der Weltärztebund, die Bundesärztekammer, der Weltbund der Krankenschwestern und Krankenpfleger (ICN), die Weltorganisation der Haus- und Familienärzte (WONCA) sowie der Weltverband der Public Health Gesellschaften (WFPHA). Der Brief wird unter anderem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Global Climate and Health Alliance (GCHA) unterstützt und gefördert.
Aus Deutschland haben sich bislang mehrere medizinische Fachgesellschaften und Berufsverbände wie der Marburger Bund und der Deutsche Pflegerat dem Aufruf angeschlossen. Sie stünden gemeinsam „für einen pragmatischen, wissenschaftlich fundierten Ansatz zur Bewältigung der COVID-19-Pandemie“. Dazu gehöre ein Blick darauf, was aus Fehlern der Vergangenheit für die Zukunft gelernt werden könnte.
Ruf nach „planetarer Gesundheit“
So hätten einige der Auswirkungen der anhaltenden Pandemie durch vorherige Investitionen in Prävention, öffentliche Gesundheit und Umweltverantwortung abgemildert werden können, so die Autoren des Briefs an die Staats- und Regierungschefs. Die Zusammenhänge zwischen der Gesundheit der Menschen und der Gesundheit des Planeten zu erkennen sei Teil der beruflichen Verantwortung der Gesundheitsberufe, schrieb die Allianz KLUG.
Luftverschmutzung beeinflusse sowohl das initiale Erkrankungsrisiko als auch die Schwere des Verlaufs von Lungenentzündungen. Ebenso sei sie ein schädlicher Faktor für chronisch obstruktive Lungenerkrankungen, Lungenkrebs sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfälle. Jedes Jahr käme es dadurch zu sieben Millionen vorzeitigen Todesfällen, so die Autoren des offenen Briefs.
Luftverschmutzung schädige zudem die Gesundheit von Ungeborenen bereits während der Schwangerschaft und könne zu niedrigerem Geburtsgewicht sowie Asthma führen. Das belaste die Gesundheitssysteme zusätzlich.
„Wenn wir unseren Planeten weiterhin so zerstören wie bisher, wird es vermehrt zu verheerenden Naturereignissen wie zum Beispiel Pandemien, Stürmen und Dürren kommen. Wir vergessen oft, dass diese auch massiv unsere Gesundheit gefährden“, sagte die stellvertretende Vorsitzende von KLUG, Sylvia Hartmann. © jff/aerzteblatt.de

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