Vermischtes
Kinder haben häufiger Karies als bisher angenommen
Donnerstag, 28. Mai 2020
Berlin − Kinder in Deutschland haben offenbar häufiger Karies an ihren bleibenden Zähnen als bisher angenommen. Laut dem heute in Berlin veröffentlichten Barmer-Zahnreport wurde bereits ein Drittel der Zwölfjährigen wegen Karies behandelt, das sind rund 240.000 Kinder.
Bislang war davon ausgegangen worden, dass Karies etwa jeden Fünften betrifft − und damit 100.000 weniger, als der Report berichtet.
„Tatsächlich dürfte es um die Zahngesundheit noch schlechter bestellt sein, weil die Barmer-Daten keine Kinder mit unbehandelter Karies erfassen“, warnte Kassenchef Christoph Straub. Zahnpflege dürfe nicht erst im bleibenden Gebiss beginnen, sondern sollte schon bei den Milchzähnen zur täglichen Routine gehören. Hier gebe es offenbar deutliche Defizite.
Viele Kinder haben bereits an den Milchzähnen Karies. Mehr als die Hälfte der Zehnjährigen (54 Prozent) und damit rund 400.000 Kinder in Deutschland hatte dem Report zufolge bereits eine Kariesbehandlung.
Straub nannte diese Zahlen „alarmierend“. Wer schon im Milchgebiss Karies habe, werde sie häufig auch im bleibenden Gebiss haben. Nur 38 Prozent der Zehnjährigen machten demnach bislang noch keine Erfahrung damit.
Es hapert offenbar vor allem an regelmäßigen Zahnarztbesuchen. Der Anteil der Kinder, die über einen Zeitraum von sechs Jahren überhaupt keinen Kontakt zu einem Zahnarzt hatten, ist dem Report zufolge hoch.
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Von den 4,6 Millionen Kindern unter sechs Jahren seien 720.000 nie beim Zahnarzt gewesen, das entspreche 15 Prozent. In den mittleren Altersgruppen betreffe dies gut 410.000 Kinder und damit zehn Prozent. Bei den Zwölf- bis 17-Jährigen seien 525.000 und damit zwölf Prozent innerhalb von sechs Jahren nicht beim Zahnarzt gewesen.
Einer früheren Studie der Bundeszahnärztekammer zufolge geht der Kariesbefall bei Kindern in Deutschland insgesamt zurück, wobei der Anteil bei Kleinkindern unter drei Jahren immer noch bei 15 Prozent liegt. Einen Schwerpunkt sehen die Zahnärzte bei Familien in sozial schwierigen Lebenslagen.
Auch der Barmer-Report zeigt, dass sich Karies auf wenige Betroffene konzentriert. Die Daten weisen auf einen mutmaßlichen Zusammenhang zwischen dem Therapiebedarf der Heranwachsenden und dem Einkommen von Vater oder Mutter hin. Je geringer deren Einkommen sei, desto häufiger seien auch die Therapieleistungen bei Kindern und Jugendlichen. Straub forderte, bei der Prävention diese Risikogruppe stärker in den Fokus zu nehmen.
Studienautor Michael Walter von der Technischen Universität Dresden verweist zudem auf regionale Unterschiede. Die Zwölfjährigen im Saarland hätten beispielsweise am wenigsten Karies an den bleibenden Zähnen. Rund 69 Prozent von ihnen benötigten noch keine Behandlung. Schlusslicht sei dagegen Hamburg mit 60,9 Prozent. Die Ursachen dieser regionalen Unterschiede seien medizinisch noch unklar. © afp/aerzteblatt.de

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