Politik
Videosprechstunde: Neue Möglichkeit für GKV-Patienten
Freitag, 29. Mai 2020
Berlin/München – Die Zahl der Videosprechstunden und Angebote von Arztpraxen ist in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. So haben laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) im März 19.500 Praxen erstmals Onlinesprechstunden angeboten.
Auch mehrere Anbieter von ausschließlichen Onlinesprechstunden berichten von einem Zuwachs während der Pandemie. Das deutsche Start-up TeleClinic, das Videosprechstunden zwischen Arzt und Patient vermittelt, bietet seit Ende Mai allen gesetzlich Versicherten eine kostenlose Videosprechstunde als Teil der Regelversorgung an.
Das Videosprechstundenangebot war in der App bislang ein Angebot für Privatversicherte und Selbstzahler. „Als erster Anbieter in Deutschland ermöglicht TeleClinic es damit, Patientinnen und Patienten, digital aus einer Hand ärztliche Behandlungen und Krankschreibungen zu erhalten und sich ein digitale Privatrezept ausstellen zu lassen“, erklärt das Unternehmen.
Ab Herbst auch eine Anwendung für das elektronische Rezept
Gründerin Katharina Jünger sagte auf einem Pressetermin, bis zum Herbst solle es auch eine eigene digitale Anwendung für Rezepte geben, damit auch GKV-Patienten Rezepte in Apotheken einlösen können. Bis dahin gehe das nur auf Selbstkostenbasis. Man arbeite auch mit einem Apothekenverbund von 7.000 Apotheken zusammen, bei denen Rezepte eingelöst oder online bestellt werden können.
Mit dem Videoangebot versorgen niedergelassene Ärzte Patienten, die vorab einen Termin über die App vereinbaren. Dabei müssen Paritenen einen Fragebogen ausfüllen, sowie einen Termin vereinbaren. Dann vermittelt der Service von TeleClinic an einen Arzt oder Ärztin mit der entsprechenden Fachrichtung, die ein freies Zeitfenster angegeben hat. Somit könnten Patienten innerhalb von 30 Minuten mit einem Arzt sprechen, heißt es.
Die Abrechnung erfolgt über die Kassenärztlichen Vereinigungen der behandelnden Ärzte. Der GKV-Patient hinterlegt in der App seine Versicherungsdaten und hält die Versichertenkarte beim Gespräch mit dem Arzt zur Prüfung in die Kamera, erklärt das Unternehmen. Bislang mussten GKV-Patienten bis zu 40 Euro für ein Arztgespräch zahlen, PKV-Patienten konnten dies schon länger mit dem Versicherungsunternehmen abrechnen.
Nach Auswertungen von TeleClinic wenden sich Patienten vor allem zu Themen von Verhütung, Durchfall, Grippe, Blasenentzündungen, Husten, hoher Blutdruck oder erektiler Dysfunktion an das Ärzteteam. Frauen zwischen 30 und 50 Jahren seien dabei die stärkste Patientengruppe.
Nach Angaben das Unternehmens haben sich bereits 240.000 Menschen auf der Plattform registriert, 250 Ärzte gehören zum Netzwerk, die seit 2018 rund 30.000 Behandlungen durchgeführt haben.
Der medizinische Leiter von TeleClinic, Nikolaus Schmidt-Sibeth, erklärte, es werde darauf geachtet, dass die Qualität im Ärztenetzwerk hoch bleibe und auch leitliniengerecht versorgt werde. Aus seiner Sicht funktioniert das „ärztliche Bauchgefühl auch in der Telemedizin.“
Die Videosprechstunde, die im Mai 2018 mit der Aufhebung des Fernbehandlungsverbotes durch den Deutschen Ärztetag möglich wurde, werde „immer ein Pfad sein, den man in der Versorgung mitbenutzen kann“, so Schmidt-Sibeth. © bee/aerzteblatt.de

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