Vermischtes
Studie sieht drohende Vereinsamung älterer Alleinstehender
Freitag, 29. Mai 2020
Berlin − Viele ältere Menschen in Deutschland sind in der Coronakrise bei anhaltender sozialer Isolation von Vereinsamung bedroht. Zu diesem Ergebnis kommt eine heute veröffentlichte Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin.
Demnach steigt mit zunehmendem Alter die Zahl der Alleinstehenden, und viele dieser Menschen haben keine in der Nähe lebenden Kinder und keinen Internetanschluss. Darüber hinaus gehen laut DIW diese Risikofaktoren häufig mit niedrigen Werten auf einer Skala für mentale Gesundheit einher.
In Deutschland leben der Studie zufolge etwa 38,7 Prozent der über 65-Jährigen in Einpersonenhaushalten. Der Anteil alleinlebender Menschen steigt demnach mit dem Alter stark an: Sind es bei den 65- bis 69-Jährigen ein Viertel der Menschen, steigt im Alter von 75 bis 79 Jahren der Anteil der Alleinlebenden auf etwa 38 Prozent. Im Alter von 85 oder älter leben zwei Drittel der Menschen in einem Einpersonenhaushalt.
Während etwa die Hälfte der älteren Menschen, die mit anderen Personen in einem Haushalt lebt, auch noch Kinder am selben Ort hat, ist bei den Alleinlebenden dieser Anteil besonders niedrig.
Er beträgt bei den 65 bis 74-Jährigen 35 Prozent. Bei den über 80-Jährigen haben weniger als 50 Prozent der Alleinlebenden Kinder am selben Ort. Zudem werden Besuche aus weiter entfernten Orten in Zeiten von „sozialer Distanzierung“ und Infektionsangst erschwert.
Das Potenzial, direkte persönliche Kontakte wenigstens durch virtuelle Kontakte über das Internet auszugleichen, ist bei den besonders von Vereinsamung bedrohten Alleinlebenden im hohen Alter den Forschern zufolge begrenzt.
Über alle Altersgruppen hinweg liegt der Anteil der Menschen, die einen Internetanschluss im Haushalt haben, bei den Alleinlebenden etwa 20 Prozentpunkte niedriger als bei denen, die mit mehreren Personen in einem Haushalt leben. Zudem sinkt dieser Anteil mit dem Alter stark ab und liegt bei den über 85-Jährigen nurmehr bei 20 Prozent.
Die Untersuchung basiert auf Daten des Sozioökonomischen Panels (SOEP) und nimmt ausschließlich die Situation von Personen in Privathaushalten in den Blick. Menschen, die in Seniorenheimen, Hospizen oder ähnlichen Einrichtungen leben, sind nicht Gegenstand der Untersuchung. © kna/aerzteblatt.de

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