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Medizin

WHO-Studie untersucht Schutzwirkung von sozialer Distanz und Mund-Nase-Schutz

Dienstag, 2. Juni 2020

/Thapana, stock.adobe.com

Hamilton/Ontario – Ein Abstand von 1 Meter, besser noch 2 Metern bietet einen guten Schutz vor einer Ansteckung durch Coronaviren wie SARS-CoV-2. Auch ein Mund-Nase-Schutz ist nach einer von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Auftrag gegebenen Meta-Analyse effektiv, wobei Respiratoren wie N95 laut der Publikation im Lancet (2020; DOI: 10.1016/S0140-6736(20)31142-9) einen besseren Schutz bieten als einfache chirurgische Masken.

Die Wirksamkeit der derzeit von der WHO empfohlenen und international üblichen Schutzmaßnahmen ist niemals in einer randomisierten Studie untersucht worden. Das Team um Holger Schünemann von der McMaster Universität in Hamilton/Ontario musste seine Untersuchungen deshalb ganz auf epidemiologische Untersuchungen stützen, die immer Gefahr laufen, die Effektivität von Schutzmaßnahmen falsch einzustufen.

Die Gefahr vermindert sich allerdings, wenn verschiedene Beobachtungsstudien zu ähnlichen Ergebnissen kommen. Dies war bei den meisten der 172 Studien der Fall, die die kanadischen Forscher ausgewertet haben. Insgesamt 44 vergleichende Studien (7 zu COVID-19, 26 zu SARS und 11 zu MERS) konnten in eine Meta-Analyse einbezogen werden, aus deren Ergebnissen sich die Infektionsrisiken abschätzen lassen.

Nach den Ergebnissen der Meta-Analyse senkt eine körperliche Distanz von mehr als 1 Meter sowohl im Gesundheitswesen als auch in der Gesellschaft das Ansteckungsrisiko um 82 %. Die adjustierte Odds Ratio betrug 0,18 und war mit einem 95-%-Konfidenz­intervall von 0,09 bis 0,38 signifikant. In den Studien betrug das absolute Infektionsrisiko bei einer Distanz von weniger als 1 Meter 12,8 %, bei einer Distanz von mehr als 1 Meter sank es auf 2,6 %.

Nach den Berechnungen der Forscher verdoppelt sich die Schutzwirkung mit jedem zusätzlichen Meter Distanz (Änderung des relativen Risikos 2,02). Die Berechnungen reichten bis zu einer Distanz von 3 Metern. Die Meta-Analyse bestätigt damit derzeitige Empfehlungen von einer Distanz von 1 bis 2 Metern, die sich bisher auf überholte Befunde aus den 1940er Jahren stützten.

Ein Mund-Nase-Schutz senkt das Infektionsrisiko laut der aktuellen Studie um 85 % (adjustierte Odds Ratio 0,15; 0,07 bis 0,34). Ohne Mund-Nase-Schutz betrug das absolute Infektionsrisiko in den Studien 17,4 %, mit Mund-Nase-Schutz fiel es auf 3,1 %.

Für den Einsatz in der Klinik ermittelten die Forscher ein relatives Risiko von 0,30 (0,22 bis 0 41). Die Schutzwirkung fällt damit größer aus als in der Gemeinschaft (relatives 0,56; 0,40 bis 0,79). Dies ist laut Schünemann vermutlich auf den häufigeren Einsatz von Respiratoren wie N95 in den Kliniken zurückzuführen.

Diese erreichten in einer Unteranalyse eine Schutzwirkung von 96 % (adjustierte Odds Ratio 0,04; 0,004 bis 0,30) während eine einfache chirurgische Maske zu 77 % wirksam war (adjustierte Odds Ratio 0,33; 0,17 bis 0,61).

Für den Augenschutz ermitteln die kanadischen Forscher eine Schutzwirkung von 78 % (adjustierte Odds Ratio 0,22; 0,12 bis 0,39). In der Studie sank das absolute Infektions­risiko durch den Augenschutz von 16,0 auf 5,5 %.

Nach Ansicht der Editorialistin Raina MacIntyre vom Kirby Institute in Sydney sollten im Gesundheitswesen Respiratoren wie N95 der Mindeststandard sein. Eine einfache chirur­gische Maske erziele zwar eine gewisse Schutzwirkung, für die Beschäftigten im Gesund­heitswesen sollte jedoch aufgrund des Vorsorgeprinzips der bessere Schutz zur Verfügung gestellt werden.

Welche Schutzwirkung durch Masken und Respiratoren erzielt wird, ist übrigens derzeit Gegenstand einer randomisierten Studie der McMaster Universität. Die Ergebnisse werden gegen Ende des Jahres vorliegen.

Eine weitere Studie mit 6.000 Teilnehmern aus Dänemark prüft derzeit, ob sich Menschen im Alltag durch das Tragen eines Mundschutzes vor einer Infektion schützen können. Ergebnisse dieser Studie sollen bereits im Juli vorliegen. © rme/aerzteblatt.de

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