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Empfehlung für Tests vor der Gabe von fluorouracilhaltigen Chemotherapien

Dienstag, 16. Juni 2020

/Elena, stock.adobe.com

Berlin – Fluorouracil (FU)-haltige Arzneimittel gehören zu den am häufigsten eingesetz­ten Zytostatika in der systemischen Tumortherapie. Sie kommen zum Beispiel bei Darm-, Magen-, Bauchspeicheldrüsen- und Brustkrebs zum Einsatz.

Aber bei einem Teil der Patienten können schwere und lebensbedrohliche Nebenwir­kun­gen auftreten. Wissenschaftliche medizinische Fachgesellschaften aus Deutschland, Ös­terreich und der Schweiz haben jetzt in einem Positionspapier dargelegt, wie die Tests vor Gabe der Therapie aussehen sollten.

„Das Risiko schwerer Nebenwirkungen unter einer FU-haltigen Therapie wird von zahlrei­chen Faktoren beeinflusst“, heißt es darin. Eine Ursache ist der genetisch bedingte Man­gel an Dihydropyrimidin-Dehydrogenase (DPD), einem für den Abbau von FU verantwort­li­chen Enzym.

Dieser Mangel wiederum geht auf Varianten im Dihydropyrimidin-Dehydrogenase Gen (DPYD) zurück. Vor dem Hintergrund, dass bis zu neun Prozent der Patienten europäischer Herkunft eine DPD-Genvariante tragen, die zu einer verminderten Aktivität führt, und circa 0,5 Prozent einen vollständigen Mangel aufweisen, hat die Europäische Arznei­mittel-Agentur (EMA) empfohlen, alle Patienten vor einer systemischen Therapie mit FU-haltigen Arzneimitteln zu testen.

Konkret sagte die EMA, dass die Tests vor einer Therapie mit Fluorouracil und den ver­wandten Wirkstoffen Capecitabin, Tegafur sowie Flucytosin erfolgen sollten. Diese Em­pfehlung ist bereits Bestandteil der Fachinformationen der betroffenen Arzneimittel.

„Die Umsetzung der EMA-Empfehlungen ist eine Herausforderung, von der Aufklärung der Patienten über die qualitätsgesicherte Testung und die Finanzierung bis zur Dosisan­passung der Chemotherapie“, erklären die Fachgesellschaften. Sie empfehlen eine regel­hafte, gezielte, molekulargenetische Diagnostik für die vier häufigsten DPYD-Genvarian­ten.

Patienten müssen dafür entsprechend dem Gendiagnostikgesetz vom behandelnden Arzt aufgeklärt werden. Aus der genetischen Analyse ergibt sich ein Aktivitätsscore. Dieser dient dem Arzt als Basis der Therapieempfehlungen. „Die Umsetzung der Therapieem­pfeh­lungen muss unter Berücksichtigung der individu­ellen Erkrankungssituation und der möglicherweise vorhandenen Therapiealternativen erfolgen“, heißt es in dem Positions­papier.

Eine zusätzliche Möglichkeit zur Optimierung personalisierter FU-haltiger Therapien ist laut den Fachgesellschaften das therapeutische Drug Monitoring (TDM). Es basiert auf der Bestimmung der Plasmaspiegel unter laufender 5-FU-Dauerinfusion. Dieses sei in Deutschland bisher nicht flächendeckend etabliert, könne aber ein kostengünstigerer Weg zu einer personalisierten Therapie mit FU-haltigen Arzneimitteln sein, so die Fach­gesellschaften. © hil/aerzteblatt.de

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