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Norwegische Corona-Warn-App vorerst gestoppt, Frankreichs App ein Flop

Dienstag, 16. Juni 2020

/picture alliance, Zumapress.com, Vegard Wivestad

Oslo – Während heute in Deutschland die neue Corona-Warn-App an den Start gegangen ist, liegt ihr vor Monaten eingeführtes Pendant in Norwegen aus Datenschutzgründen vor­erst auf Eis. Die norwegische Tracing-App „Smittestopp“ soll nach Angaben des na­tionalen Gesundheitsinstituts (FHI) ab heute keine Daten mehr einsammeln.

Personendaten, die zentral gespeichert wurden, werden so bald wie möglich gelöscht. Zuvor hatte die norwegische Datenschutzbehörde angekündigt, die Verarbeitung der von der App eingesammelten persönlichen Daten vorübergehend verbieten zu wollen, wie das Gesundheitsinstitut bereits gestern mitgeteilt hatte.

FHI-Direktorin Camilla Stoltenberg warnte, dass nun wertvolle Zeit zur Entwicklung und zum Testen der App verlorengehe und sich die Coronaverbreitung in Norwegen darüber hinaus schlechter verfolgen lasse. Bis zum kommenden Dienstag will ihre Behörde nun auf die Ankündigung der Datenschützer reagieren.

Norwegen hatte Mitte April eine freiwillige Corona-Warn-App testweise in einzelnen Kom­munen eingeführt. Dabei ging es darum, Norweger per Smartphone frühzeitig zu warnen, wenn sie in der Nähe eines anderen App-Nutzers gewesen sind, bei dem das Coronavirus nachgewiesen wurde.

In Sachen Datenschutz gab es mehrmals Kritik an der App: Die Menschenrechts­organisa­tion Amnesty International zählte sie in einer heute veröffentlichten Untersu­chung von elf Tracing-Apps zu den den drei weltweit gefährlichsten für die Privatsphäre der Nutzer – neben denjenigen in Bahrain und Kuwait.

„Smittestopp“ wurde nach Angaben der Gesundheitsbehörde bis Anfang Juni bereits 1,6 Millionen Mal heruntergeladen und hatte bis dahin fast 600.000 aktive Nutzer. Diese bat Stoltenberg, die App weiter auf ihren Smartphones zu behalten, damit sie reaktiviert wer­den könne, sobald man eine Lösung mit den Datenschützern gefunden habe.

In Frankreich gibt es ebenfalls Probleme mit der App. Allerdings ist es dort die fehlende Nutzung. Die französische Corona-Warn-App „StopCovid“ ist in den ersten zwei Wochen kaum abgerufen worden. Die Anwendung wurde rund 1,5 Millionen Mal heruntergeladen.

Nach Angaben der Regierung ist sie erst ab sechs bis sieben Millionen Downloads wirk­sam – das entspräche einer Nutzung durch rund zehn Prozent der französischen Bevölke­rung.

Digital-Staatssekretär Cédric O sprach bisher von „einer Handvoll“ Warnungen über die drahtlose Bluetoothtechnologie. „Wenn die Ausbreitung der Epidemie stark zurückgeht, ist die Bereitschaft der Menschen zur Installation der App gering“, räumte er ein.

Mit der deutschen Warn-App ist „StopCovid“ nicht kompatibel, wie Kritiker unter Verweis auf die zehntausenden Grenzgänger bemängeln. Denn Frankreich hat sich anders als der Bund für eine zentrale Softwarelösung entschieden.

Die anonymisierten Daten werden im Nachbarland auf zentralen Servern gespeichert und nicht nur auf den jeweiligen Nutzerhandys. Paris argumentiert mit dem höheren Nutzen für die Gesundheitsbehörden, welche die Daten so leichter auswerten könnten. © dpa/aerzteblatt.de

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