Medizin
Patienten mit ADHS könnten von Gleichstrom-Stimulation des Gehirns profitieren
Donnerstag, 25. Juni 2020
Dortmund – Patienten mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) könnten von einer sogenannten transkraniellen Gleichstromstimulation (tDCS) profitieren.
Das geht aus einer Übersichtsarbeit des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) hervor. Der Autor Ali Salehinejad hat dafür gemeinsam mit Neurowissenschaftlern aus dem Iran, den Niederlanden und Italien die Ergebnisse bereits veröffentlichter Studien kritisch ausgewertet. Die Analyse ist im Journal Neuroscience Bulletin erschienen (DOI: 10.1007/s12264-020-00501-x).
Die tDCS ist nicht invasiv und schmerzfrei. Über Elektroden an der Kopfhaut wird dabei mit sehr geringer Stromintensität das Gehirn stimuliert. So werden bestimmte Gehirnbereiche angeregt oder gehemmt. Die Wissenschaftler haben 14 Studien mit insgesamt 278 Probanden in ihre Metaanalyse einbezogen.
Bei 10 der 14 Studien zeigte sich eine schrittweise Verbesserung der kognitiven Defizite wie Reaktionshemmung, Arbeitsgedächtnis, Aufmerksamkeit und kognitive Flexibilität oder der klinischen Symptome, zum Beispiel der Impulsivität und der Aufmerksamkeit.
Dabei gab es die größten positiven Effekte, wenn der linke vordere Teil der Großhirnrinde behandelt wurde. Bei vier Studien zeigten sich keine oder nur sehr geringe Effekte. Es wurden keine schwerwiegenden Nebenwirkungen während oder nach der tDCS-Behandlung in den Studien berichtet.
Die Ergebnisse deuten laut Salehinejad daraufhin, dass die Art der tDCS-Anwendung individuell auf die zu behandelnde Person angepasst werden sollte. Die verschiedenen Symptome hingen zum einen mit verschiedenen Gehirnregionen zusammen. Zum anderen sollten auch die Stimulationsparameter wie Intensität und Dauer auf die jeweilige Person abgestimmt werden.
„Insgesamt scheint die tDCS eine vielversprechende Methode zur Verbesserung von ADHS-Defiziten zu sein. Eine Empfehlung für den klinischen Einsatz der tDCS bei ADHS erfordert jedoch weitere systematische Untersuchungen mit größeren Stichproben“, lautet das Fazit der Wissenschaftler. © hil/aerzteblatt.de
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