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Dexamethason-Studie: WHO sieht „Durchbruch“ im Kampf gegen COVID-19

Mittwoch, 17. Juni 2020

/picture alliance, Nati Harnik

Genf – Mit euphorischen Worten hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Ergeb­nisse einer britischen Studie zur Behandlung von COVID-19-Patienten mit dem Wirkstoff Dexamethason begrüßt.

Es handele sich um einen „lebensrettenden wissenschaftlichen Durchbruch“, erklärte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus in der Nacht zu heute in Genf. Nach den Ergeb­nissen der Forscher kann Dexamethason die Sterblichkeit von schwerstkranken COVID-19-Patienten deutlich senken.

„Dies ist die erste Behandlung, die die Todesrate bei an Beatmungsmaschinen ange­schlossenen oder mit Sauerstoff versorgten COVID-19-Patienten nachgewiesenermaßen senkt“, erklärte Tedros. „Das sind großartige Neuigkeiten.“

Er gratuliere der britischen Regierung und allen an der Studie beteiligten Forschern. Zu­gleich dankte der WHO-Chef „den vielen Krankenhäusern und Patienten in Groß­britann­ien, die zu diesem lebensrettenden wissenschaftlichen Durchbruch beigetragen haben“.

Wissenschaftler unter Leitung eines Teams der Universität Oxford hatten für die von der britischen Regierung mitfinanzierte Studie das weithin verfügbare entzündungs­hemmen­de Steroid-Medikament zehn Tage lang mehr als 2.000 mit SARS-CoV-2 infizierten Patien­ten verabreicht.

Demnach reduzierte Dexamethason die Sterblichkeit der von Beatmungsgeräten abhän­gi­gen Patienten um 35 Prozent. Bei Kranken, die lediglich Sauerstoff verabreicht beka­men, wurde die Sterblichkeit um ein Fünftel gesenkt.

Bei Patienten mit milderem Krankheitsverlauf zeigte Dexamethason hingegen keinerlei Wirkung. Zur Kontrolle untersuchten die Forscher 4.000 weitere Patienten, die nicht mit Dexamethason behandelt wurden. Detaillierte Überprüfungen des klinischen Versuchs wurden bislang allerdings noch nicht veröffentlicht.

Dexamethason ist in einer Vielzahl von entzündungshemmenden Medikamenten ent­hal­ten. Es wird zur Behandlung von allergischen Reaktionen, rheumatoider Arthritis und Asth­ma angewendet. Nach Angaben der britischen Forscher könnten tägliche Dosen je­den achten Tod bei schwerstkranken COVID-19-Patienten verhindern.

Die Wissenschaftler feierten ihre Entdeckung als „großen Durchbruch“ im Kampf gegen die durch das neuartige Coronavirus ausgelöste Krankheit. Sie hoben hervor, dass Dexa­me­thason leicht verfügbar und preiswert sei.

Die britische Regierung setzte das Mittel sofort auf die Liste der Standardverfahren des Nationalen Gesundheitsdienstes NHS gegen COVID-19. Dies bedeutet, dass das entzün­dungshemmende Steroid-Medikament nun sofort bei Coronapatienten eingesetzt werden kann.

In Frankreich wird das Mittel nach Angaben einer Infektiologin schon länger in der CO­VID-19-Therapie angewandt. Es werde in den Krankenhäusern des Landes „in großem Umfang genutzt“, sagte Karine Lacombe im Radiosender France Inter.

Die Bundesregierung sieht keine Notwendigkeit für Bevorratung mit Dexamethason. Zu­nächst wolle sie die Studie erst einmal prüfen, sagte ein Sprecher des Bundesgesund­heits­ministeriums heute in Berlin. „Es gibt im Moment keinen Grund, sich in irgendeiner Weise zu bevorraten.“ Der Sprecher verwies darauf, dass die Studie derzeit „noch nicht einmal veröffentlicht ist“. Deshalb wolle er diese auch nicht kommentieren. © afp/aerzteblatt.de

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Avatar #106067
dr.med.thomas.g.schaetzler
am Mittwoch, 17. Juni 2020, 19:44

WHO blamiert sich, wo sie kann!

Sorry, aber wer ist denn bloß auf die Schnapsidee gekommen, ausgerechnet auf der Intensivstation Patientinnen und Patienten im Zytokin-Sturm, bei Sepsis und unter künstlicher Beatmung bei lebensbedrohender Erkrankung das gute alte Dexamethason v o r e n t h a l t e n zu wollen?

Das grenzt ja an vorsätzliche Körperverletzung, bei der Standardtherapie auf Dexamethason bewusst zu verzichten, bloß um ein RCT-Studien konformes, gutes Ergebnis zu erzielen und publizieren zu können.

Gipfel ist und bleibt die WHO: Bisher jedem absurden COVID-19-Trend hinterhergelaufen, entblödet sich der Kollege und WHO-Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus nicht mit der Mitteilung: „Das sind großartige Nachrichten, und ich gratuliere der britischen Regierung, der Universität Oxford und den vielen teilnehmenden Kliniken und Patienten für diesen Durchbruch“.

Das ist die Donald Trump'sche Diktion von Leuten, die schon das mit den MNS-Masken (Mund-Nasen-Schutz) von Anfang an nicht verstanden haben und erst kürzlich hochnotpeinlich zurückrudern mussten. Vgl. https://www.doccheck.com/de/detail/articles/27547-who-aendert-masken-meinung

Mf + kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund
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