Politik
Corona-Warn-App fast zehn Millionen Mal installiert
Freitag, 19. Juni 2020
Berlin – Die Corona-Warn-App des Bundes wird von immer mehr Menschen in Deutschland verwendet. Heute Vormittag lag die Zahl der Installationen bei 9,6 Millionen. Das teilte das Robert Koch-Institut (RKI) auf Twitter mit. Digitalstaatsministerin Dorothee Bär (CSU) rief die Bevölkerung auf, die Nutzung weiter auszudehnen. „Bitte weitermachen!“, schreib sie auf Twitter.
Unterdessen reißt die Diskussion um Einschränkungen der Corona-Warn-App nicht ab. So kritisierten die Grünen erneut, dass die Mindestvoraussetzungen zu hoch seien, so dass die App nur auf neueren Smartphones laufe.
Nach Berechnungen des Digitalverbands Bitkom besitzen in Deutschland 58 Millionen Menschen ab sechs Jahren ein Smartphone. „Die allermeisten der eingesetzten Geräte erfüllen die technischen Voraussetzungen für die Corona-Warn-App“, sagte Bitkom-Geschäftsführer Bernhard Rohleder.
Nach einer Bitkom-Umfrage hätten 80 Prozent der Smartphone-Nutzer in den vergangenen zwei Jahren ein aktuelles Gerät gekauft. „Und so können nach unseren Berechnungen mehr als 50 Millionen Menschen in Deutschland die Corona-Warn-App installieren und problemlos nutzen.“
Diese Zahl werde in den kommenden Monaten weiter steigen. Allein im zweiten Halbjahr 2020 würden in Deutschland mehr als 13 Millionen neue Smartphones verkauft, die praktisch alle die technischen Voraussetzungen für die Corona-Warn-App erfüllten. „Wichtig ist, dass Nutzer die aktuelle Version des Betriebssystems installiert haben.“
Die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer sagte heute, bei der Entwicklung der App handele es sich um einen Prozess, der in einzelnen Schritten verlaufe. „Nichts ist in Stein gemeißelt. Man hat in einem wahnsinnigen Tempo diese Version, die jetzt funktioniert seit Dienstag, an den Start gebracht. Und trotzdem wird es weitere Verbesserungsmöglichkeiten geben.“
Damit auch Menschen mit älteren Smartphones die Anwendung nutzen können, müssten allerdings Apple und Google ihre speziellen Schnittstellen auch für ältere Geräte bereitstellen. So müsste Apple die API auch für das Betriebssystem iOS 12 aufbereiten, damit Geräte aus den Jahren 2014 und älter auch in der Lage sind, die Corona-Warn-App installieren zu lassen.
Politiker von Grünen und FDP kritisiert heute die vielen unterschiedlichen Corona-Warn-Apps in Europa. Es gebe „innerhalb der EU einen Wildwuchs an verschieenen Apps mit unterschiedlichen Architekturen und Datenschutzstandards“, sagte der Grünen-Digitalexperte Dieter Janecek dem Handelsblatt. Gleichzeitig sei „ein starker Anstieg an transnationalen Reisen in den kommenden Wochen zu erwarten“.
Deutschland solle eine „Harmonisierung der App-Infrastrukturen auf hohem Datenschutzniveau“ zu einem Thema der Ratspräsidentschaft machen, die am 1. Juli beginnt, forderte Janecek. Auch FDP-Fraktionsvize Michael Theurer sagte der Zeitung, die Bundesregierung müsse sich dafür einsetzen, die „eklatanten EU-Lücken“ bei den Corona-Apps zu schließen.
„Was die EU-Kommission bislang auf die Beine gestellt hat, ist offenkundig allenfalls Flickschusterei, die weit hinter den Notwendigkeiten eines europaweiten Gesundheitsschutzes zurückbleibt“, kritisierte Theurer. Nötig sei „ein System, das in der Praxis tatsächlich grenzüberschreitend in ganz Europa funktioniert – und das möglichst schnell“.
Bislang stellen jeweils einzelne EU-Staaten, darunter auch Deutschland, eigene Corona-Warn-Apps zur Verfügung. Eine Verknüpfung einzelner Anwendungen, die ähnlich funktionieren, gilt als machbar – eine Lösung für sämtliche in Europa verwendeten Apps ist aufgrund der teils sehr unterschiedlichen technologischen Ansätze aber kaum möglich. © dpa/afp/aerzteblatt.de

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