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Medizin

SARS-CoV-2: Immunität nach asymptomatischen Infektionen zweifelhaft

Freitag, 19. Juni 2020

/Mirror-images, stock.adobe.com

Chongqing – Noch ist unklar, wie lange ein Immunschutz nach einer überstandenen Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 anhält. In einer Studie in Nature Medicine (2020; DOI: 10.1038/s41591-020-0965-6) ging die Antikörper-Konzentration bereits nach wenigen Wochen zurück. Nach einer anderen Studie in Nature (2020; DOI: 10.1038/s41586-020-2456-9) ist nicht die Menge der Antikörper entscheidend, sondern deren Qualität und die Bildung von Gedächtniszellen, die im Fall einer erneuten Infektion die Immunabwehr aktivieren könnten.

Das zweite SARS-Coronavirus konnte sich im Gegensatz zum ersten weltweit ausbreiten, weil nicht alle Infizierten erkranken und auch asymptomatisch Infizierte das Virus übertragen können.

Ein Team um Ai-Long Huang von der Medizinischen Universität in Chongqing, einer Millionenstadt in Mittelchina, hat 37 Personen, die ihre Infektion nicht bemerkt hatten, näher untersucht. Die Personen waren bei Kontaktuntersuchungen durch einen positiven Gentest auf SARS-CoV-2 aufgefallen.

Obwohl sich alle 37 gesund fühlten, hatten 11 erhöhte Laborwerte des C-reaktiven Proteins. Die gleiche Anzahl wies die für die Erkrankung typischen Milchglasinfiltrate in der Computertomografie auf, die eine Lungenentzündung anzeigen.

Da die Verände­rungen auf kleine Regionen der Lunge beschränkt blieben, hatten sie zu keinen Symp­tomen geführt oder zu Beschwerden, denen die Patienten keinen Krank­heits­­wert beigemessen hatten. Interessanterweise hatten die asymptomatisch Infizierten die Viren über 19 Tage ausgeschieden und damit 4 Tage länger als Patienten, die milde Symptome angegeben hatten.

Insgesamt 30 der 37 asymptomatischen Patienten hatten 3 bis 4 Wochen nach der Infektion IgG-Antikörper, davon 29 auch IgM-Antikörper. Die Konzentration der IgG-Antikörper war allerdings geringer als bei den symptomatischen Patienten, und sie sank nach der akuten Phase der Infektion auch rascher ab. 12 von 37 der asymptomatisch Infizierten waren nach einigen Wochen sogar IgG-Antikörper negativ.

Dies könnte bedeuten, dass sich diese Personen erneut mit SARS-CoV-2 anstecken könnten, muss es aber nicht. Ein Team um Michel Nussenzweig von der Rockefeller Universität in New York kommt aufgrund seiner Untersuchungen an Patienten, die sich nach der Erholung von COVID-19 als Plasmaspender für eine Serumtherapie gemeldet hatten, zu einer günstigeren Einschätzung.

Von den 149 Rekonvaleszenten hatte ein Drittel keine neutralisierenden Antikörper gebildet. Als Spender kamen sie deshalb nicht infrage. Nussenzweig vermutet, dass bei diesen Personen die erste Verteidigungslinie des Immunsystems die Infektion behoben hat, bevor die Antikörper-Produktion aktiviert wurde.

Die Forscher fanden jedoch bei fast allen Patienten Gedächtniszellen, die zur Produktion von neutralisierenden Antikörpern gegen die Bindungsstellen am Spike-Protein von SARS-CoV-2 in der Lage waren und die Betroffenen vermutlich im Falle einer erneuten Infektion schützen würden. © rme/aerzteblatt.de

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