Medizin
Studie: Menschen mit wenig REM-Schlaf sterben früher
Donnerstag, 23. Juli 2020
Palo Alto/Kalifornien – Eine Verkürzung des REM-Schlafs, der Traum- und Lernphase des Schlafes, ging in 2 Langzeitstudien in JAMA Neurology (2020; DOI: 10.1001/jamaneurol.2020.2108) mit einer erhöhten Sterblichkeit einher.
Dass der Schlaf einen Einfluss auf die Lebenserwartung hat, wurde bereits 1964 in einer Studie der American Cancer Society beobachtet. Etwa 7 Stunden Schlaf in der Nacht waren damals mit der niedrigsten Sterblichkeit assoziiert. Spätere Untersuchungen bestätigten den Zusammenhang, der in allen Regionen der Erde und für Männer und Frauen gleichermaßen gefunden wurde.
Die Ursache für den Einfluss des Schlafes auf die Mortalität ist weiterhin unbekannt. Ein Team um Eileen Leary vom Stanford Center for Sleep Sciences and Medicine in Palo Alto vermutet ihn in der Störung des REM-Schlafs.
Dass Menschen im Schlaf Phasen haben, in denen sich die Augen unter den geschlossenen Lidern bewegen, während der Tonus der Skelettmuskulatur abnimmt, ist seit langem bekannt.
Welche Funktion dieser REM-Schlaf hat, der beim Erwachsenen etwa 1/6 der Schlafdauer ausmacht, ist jedoch weitgehend unbekannt. Einigermaßen gesichert ist, dass es sich um die Traumphasen des Schlafes handelt. Heute wird außerdem vermutet, dass der Mensch in dieser Zeit die Eindrücke des Tages verarbeitet und Gedächtnisinhalte verfestigt werden.
Die REM-Phasen lassen sich im EEG an spezifischen Aktivationsmustern leicht erkennen. In der Polysomnografie werden sie regelmäßig aufgezeichnet, so auch in 2 US-Studien, die eine größere Gruppe von Senioren über eine längere Zeit beobachtet hat: Die MsOS-Studie („Osteoporotic Fractures in Men“) begleitete 2.675 ältere Menschen (Durchschnittsalter 76,3 Jahre) im Mittel über 12,1 Jahre. An der WSC-Studie nahmen 1.385 Personen im Alter von durchschnittlich 51,5 Jahren teil, die über 20,8 Jahre beobachtet wurden.
In der MsOS-Studie („Wisconsin Sleep Cohort“) war jede Verringerung des REM-Schlafs um 5 % mit einer um 13 % höheren Sterblichkeitsrate assoziiert. Leary ermittelt eine altersbereinigte Hazard Ratio von 1,13, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 1,08 bis 1,19 signifikant war.
Die Assoziation bestand für kardiovaskuläre und andere Todesursachen, nicht aber für Krebserkrankungen. Eine statistische Analyse bestätigte, dass der REM-Schlaf das wichtigste mit einer verminderten Sterblichkeit assoziierte Schlafstadium ist.
Auf welche Weise ein Mangel an REM-Schlaf die Sterblichkeit erhöhen könnte, ist unklar. Die Studie liefert hierfür keine Erklärungsansätze. Eine Möglichkeit wäre, dass der Mangel an REM-Schlaf sich negativ auf kardiometabolische Risikofaktoren auswirkt.
Es könnte aber auch eine reverse Kausalität vorliegen: So ist bekannt, dass viele neurodegenerative Erkrankungen wie Morbus Parkinson und Morbus Alzheimer mit Schlafstörungen einhergehen, die dort sicher nicht die Ursache des schleichenden Verfalls sind. © rme/aerzteblatt.de
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