Politik
Digitalisierung der Krankenhäuser: Finanzielle Mittel nicht per Gießkanne
Donnerstag, 9. Juli 2020
Berlin – In den nächsten Jahren können fast vier Milliarden Euro in die Digitalisierung der Krankenhäuser investiert werden. Darauf wies Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gestern im Rahmen des Krankenhaus Digital Summit hin. Eine gelungene Digitalisierung könne den Unterschied für eine gute Versorgung machen, deshalb wolle man den Begriff „digitales Krankenhaus“ konkret machen.
Bei der digitalen Ausstattung und Infrastruktur der Krankenhäuser „geht mehr“, sagte Spahn auf der vom health innovation hub (hih) des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) organisierten Veranstaltung. Um die von Bund und Ländern zugesagten finanziellen Mittel sinnvoll zu nutzen, müssten nun Konzepte für mögliche Schwerpunktsetzungen erarbeitet werden.
Gottfried Ludewig (CDU), Leiter der Abteilung für Digitalisierung des Gesundheitswesens im BMG, betonte, man werde die zur Verfügung stehenden Gelder nicht per „Gießkanne“ verteilen. Man befasse sich bereits intensiv mit dem noch auszugestaltenden Verteilmechanismus – in den nächsten „eher Wochen als Monate“ sei Näheres zu erwarten. Grundsätzlich werde man sich, in überarbeiteter Form, wohl am Krankenhausstrukturfonds orientieren.
Für die Politik seien „Messpunkte“ bezüglich des Patientennutzens wichtig, deshalb gelte es, bei den zu finanzierenden Maßnahmen Ansätze zu finden, die einen echten „impact“ auslösen können. Zudem dürfe es „keine Insellösungen“ geben, so Ludewig. Die Optimierung von Prozessen müsse gesamthaft gedacht werden.
Der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, bezeichnete das Interesse der Politik an übergreifendem Nutzen verständlich. Man stehe bereit, um bei der Definition von Zielen und Zweckbindungen mitzuarbeiten. Aus Sicht der DKG würden sich allerdings Einzelbewilligungen zu aufwendig darstellen.
Klare und verbindliche Ziele sollten mit einem praktikablen Auszahlungsverfahren verbunden werden, so Gaß. Innerhalb der DKG befände man sich bereits im Austausch untereinander. Nach der parlamentarischen Sommerpause wolle man sich konkret für die politische Diskussion aufstellen.
Skeptisch sehe man aber bereits jetzt eine mögliche Beteiligung der Krankenkassen bei der Entscheidung über die Verwendung der Mittel: Im Rahmen des Antragsmodus des Krankenhausstrukturfonds sind an der Entscheidung über die Förderung neben den Bundesländern auch die Landesverbände der Kassen einbezogen. Ludewig bezeichnete den Einwand als „valide“ – im nun folgenden „dynamischen Prozess“ werde man dies beachten.
Generell, so der Tenor der zum Summit geladenen Akteure aus dem Krankenhausbereich, seien vom Investitionspaket durchaus positive Impulse zu erwarten. Eine komplette Auflösung des bestehenden Investitionsstaus könnten aber auch die vier Milliarden nicht erzielen, deshalb müsse die Finanzierung digitaler Infrastruktur verstetigt werden.
Die Experten aus dem stationären Sektor diskutierten eine große Bandbreite von möglichen Ansätzen zur Verbesserung der Versorgung. Vorgeschlagen wurden unter anderem die Förderung des weiteren Ausbaus des DIVI-Registers, des Aufbaus eines Pandemieregisters sowie der Implementierung von standardisierten Schnittstellen um zumindest nationale Interoperabilität zu erreichen. © aha/aerzteblatt.de

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